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Die braune Rose

Die braune Rose

Titel: Die braune Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auf Kosten des Staates immer das billigste Verkehrsmittel zu nehmen. Der Staat ist arm.
    »Das ist er«, sagte Schmitz halblaut in seine Gedanken hinein. Die Kollegen blickten wie auf Kommando zu ihm hin.
    »Was ist, Schmitz?« fragte der Kommissar.
    »Der Staat ist arm«, sagte Schmitz. »War nur so ein Gedanke. Die Heimmutter muß gleich hier sein. Wo ist denn das Mädchen?«
    »In der U-Zelle, wo sonst.«
    Es klopfte. Schmitz erhob sich. Er zog den Uniformrock glatt und legte die Hände auf den Rücken. Der Kommissar warf ihm einen schnellen Blick zu, schüttelte verständnislos den Kopf und rief »Herein!«
    Erna Selpach kam ins Zimmer. Die Heimmutter, dachte Schmitz. Die jüngere Frau, die ihr folgte, war nicht behördlich zu katalogisieren. Wie eine Pflegerin sah sie nicht aus. Außerdem hatte sie geweint. Sie hatte rote, etwas verquollene Augen. Eine Pflegerin weint nicht, sie ist höchstens wütend, dachte Schmitz. Er blieb neben der Tür stehen. Fast streifte Marianne ihn, als sie hereinkam. Wie erschrocken blickte sie Schmitz an. Ihre Augen begegneten sich, und es war ein Blick, der ihn wie ein Schlag gegen das Herz traf. So blickt Harriet-Rose, durchfuhr es ihn. Zwar sind ihre Augen schwarz, und diese hier sind tiefblau … aber es ist der gleiche Ausdruck in ihnen, jene unwahrscheinliche Tiefe, in der man sich verliert.
    Dann waren die Frauen an ihm vorbei und standen vor dem Tisch des Kommissars. Erna Selpach legte ihre Waisenhauslegitimation vor. Marianne blickte sich unruhig um.
    »Wo … wo ist sie?« fragte sie.
    »Noch in der Zelle. Wir holen sie gleich. Wenn die Übergabeformalitäten erledigt sind. Wer sind Sie?«
    »Marianne Koeberle«, Marianne zögerte. Unwillkürlich sah sie zu Hauptwachtmeister Schmitz hinüber. »Geborene Achenberg«, fügte sie leiser hinzu.
    Über Schmitz' Herz fiel ein heißer Regen. Er schluckte und spürte, wie der Adamsapfel hart gegen den Uniformkragen prallte. Auch der Kommissar und der Kriminalassistent waren überrascht. In ihre Augen trat neben ein dienstliches auch ein unverhülltes männliches Interesse. Aha, sagten diese Blicke. Das ist sie. Eine schöne, blonde Frau, die mit einem Neger … Natürlich, auf Blond flogen die Schwarzen. Es kann ein Pech gewesen sein … aber es kann auch so sein. Auf jeden Fall: Sie hat ein braunes Kind. Sechzehn Jahre alt. Und ist selbst noch nicht so alt. Muß ja jung angefangen haben … und dann mit einem Neger.
    »Sie sind die Mutter?« fragte der Kommissar. Bei einer Behörde gelten keine Gedanken; es muß alles klar und ausgesprochen und aktenkundig sein.
    »Ja.«
    Dieses Ja war wie eine Barriere. Auch Hauptwachtmeister Schmitz empfand es. Was soll man jetzt noch sagen, dachte er. Man könnte fragen: Warum haben Sie Ihre Tochter sechzehn Jahre lang verleugnet? Warum haben Sie sie in ein Waisenhaus gesteckt? Warum haben Sie … warum … warum?
    Man konnte es nicht fragen. Nicht hier. Hier war ein Dienstzimmer. Ein Verwaltungsakt berührt nicht die Privatsphäre, nicht in diesem Fall. Man hatte ein ausgerissenes Mädchen abzuliefern, und die gesetzlichen Erziehungsberechtigten holten es ab. Das war alles.
    Der Kommissar sah zu Schmitz. Der Hauptwachtmeister stand mit bleichem, verbissenem Gesicht an der Wand.
    »Sie können sich ausweisen?« fragte der Kommissar Marianne. Seine Stimme klang förmlicher als zuvor.
    »Natürlich. Wir haben alle Akten mitgebracht.« Erna Selpach packte eine Aktentasche aus und legte einen dünnen Schnellhefter an den Tisch. »Nur zur Information. Bevor wir aus Konstanz wegfuhren, haben wir bei der Zentralverwaltung des Waisenhauses die Zurückgabe des Kindes an die Mutter eingeleitet.«
    »Sie wollen das Mädchen wieder zu sich nehmen?« fragte Schmitz heiser. Marianne fuhr herum.
    »Ja«, sagte sie laut. »Wer sind Sie?«
    »Hauptwachtmeister Schmitz. Bei mir hat sich Harriet-Rose gemeldet. Nachts um 2 Uhr. Sie war verzweifelt.«
    »Das gehört nicht hierher.« Der Kommissar unterbrach. Mein Gott, dachte er, wenn jetzt die große sentimentale Schau angekurbelt wird, bekomme ich das Kotzen. Sie sollen das Negerbalg mitnehmen … was hinterher mit ihm geschieht, ist mir wurscht. Er blätterte in dem Schnellhefter herum und schloß ihn mit einem Schwung seiner Hand. »Gut denn. Ich lasse das Kind holen. Die Untersuchung, wie sie ausbrechen konnte, wird mein Kollege in Konstanz führen.«
    »Das ist schon geklärt. Durchs Fenster ist sie«, sagte Erna Selpach.
    »Durchs Fenster. Stimmt.« Der

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