Die Braut aus den Highlands
besiegeln. Sie hatte sich in seinen Armen versteift, doch jeder ihrer Sinne war aufs ÃuÃerste gespannt gewesen, und so war ihr sein sauberer, männlicher Duft in die Nase gedrungen, hatte sie die warmen Hände gespürt, die sanft ihr Gesicht umfassten, und seine Lippen, die zart über die ihren strichen. Selbst geschmeckt hatte sie ihn, als sie sich anschlieÃend aufgeregt mit der Zunge über die Lippen gefahren war.
Nun saà sie an der Tafel und beobachtete, wie ihr Gemahl mit schwerer Zunge auf eine Frage ihres Vaters antwortete, und sie spürte, wie ihr das Herz sank. Es war entmutigend, zumal das Festmahl so viel versprechend begonnen hatte. Zunächst hatte Alexander die an der Tafel reichlich flieÃenden starken Getränke abgelehnt, und sie hatte erleichtert geglaubt, dass er zumindest an diesem Abend davon absehen werde, sich zu berauschen. Doch inmitten der Festlichkeiten war ihr Vater plötzlich aufgestanden, um auf ihr Wohl anzustoÃen, und hatte darauf gedrängt, dass auch Alexander anstoÃen müsse, da er ansonsten die Stewarts beleidige. Ihr Gemahl hatte sich widerwillig etwas Whisky in den Becher gieÃen lassen, aus dem er bislang verdünnten Wein getrunken hatte, jedoch schon nach einigen Tropfen Einhalt geboten. Allerdings war der Becher seither nachgefüllt worden. Der Mann war unmissverständlich betrunken. Er lallte nicht nur, sondern schwankte auch noch auf seinem Stuhl, und zweimal hatte sie ihn auf dem Tisch an etwas vorbeigreifen sehen.
Merry fürchtete, dass dies für die bevorstehende Nacht nichts Gutes verhieÃ. Sicher konnte sie freilich nicht sein. Als ihre Mutter starb, war Merry erst sechzehn gewesen, und die Vorgänge im Ehebett waren zwischen ihnen nie zur Sprache gekommen. Dennoch glaubte sie kaum, dass das Kommende leichter dadurch würde, dass Alexander berauscht war.
Jemand klopfte ihr auf die Schulter und riss sie so aus ihren sorgenvollen Gedanken. Sie wandte sich um und erblickte Edda. Die Frau lächelte. Es wirkte unsicher und ein wenig gehemmt. Die Mägde hingegen, die sich hinter ihr scharten, grinsten allesamt breit.
âEs ist Zeit für das Brautbettâ, verkündete Edda. Ihr Ton lieà erkennen, dass sie nicht sicher war, ob Merry diese Mitteilung begrüÃen würde oder nicht.
Die Antwort lautete eindeutig Nein, doch so gerne sie es herausgeschrien hätte, rang auch sie sich ein Lächeln ab und erhob sich. Umgehend begannen ihre Brüder zu johlen und zu jauchzen und anzügliche Bemerkungen zu machen, und sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. Daran war nichts zu ändern, aber Merry bemühte sich, sie abgesehen davon mit Missachtung zu strafen, und widerstand auch dem Drang, ihnen eine ordentliche Abreibung zu verpassen. Stattdessen kratzte sie alle Würde zusammen, die sie besaÃ, und zwang sich, den Kopf zu heben und die Schultern zu straffen, während sie sich gehorsam nach oben geleiten lieÃ.
Dank so vieler helfender Hände war Merry in kürzester Zeit entkleidet und gebadet. Man rieb ihr die Haut mit Parfüm und Ãl ein, bis sie sich fühlte wie ein Wildschwein, das für den Spieà hergerichtet wird. Endlich wurde sie ins Bett entlassen. Die meisten der Frauen verlieÃen das Gemach mit dem Badezuber, nur Una und Edda blieben zurück. Während die Magd durch das Gemach schwirrte, Ordnung schaffte und die Kleider verstaute, setzte Edda sich auf die Bettkante und nahm Merrys Hände in die ihren.
âMerry, Liebes, ich weiÃ, wir kennen uns noch nicht gut, doch ich selbst lag damals im Brautbett, ohne zu wissen, was mich erwartet, und ich denke, dass dieses Unwissen die Sache schwieriger und Furcht einflöÃender macht, als nötig wäre. Mir ist bekannt, dass Eure Mutter schon vor einer ganzen Weile verschieden ist, und womöglich hatte sie keine Gelegenheit mehr, mit Euch über Eure Hochzeitsnacht zu sprechen.â Sie hielt inne und biss sich kurz auf die Unterlippe. âWisst Ihr, was auf Euch zukommt?â
Merry erwog flüchtig, zu lügen und Ja zu sagen, doch trotz der Verlegenheit, in die es sie bringen würde, war es wohl besser zu erfahren, was ihr bevorstand. âNeinâ, gab sie zu.
Edda nickte. âNun denn â¦â Sie stockte und biss sich erneut auf die Lippe, ehe sie das Gesicht verzog und leise auflachte. âIch weià wohl, weshalb meine Mutter mir nichts erklärte,
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