Die Braut aus den Highlands
es mit den Fingern auf und strich es auf das Laken. Das wiederholte sie einige Male, ehe die flache Wunde sich schloss und der rote Saft versiegte.
Merry betrachtete das Leinen und die kleinen dunklen Flecken auf dem sauberen Stoff. Nach viel sah es nicht aus, und sie verzog ärgerlich das Gesicht darüber, dass sie beim Schneiden so zaghaft vorgegangen war. Es mochte genügen. Aber tat es das wirklich? Wie stark blutete ein durchstoÃenes Jungfernhäutchen? Darauf war Edda nicht eingegangen, und Merry war nicht in den Sinn gekommen zu fragen. Unruhig wand sie sich auf dem Bett, besorgt darüber, dass zu wenig Blut sie verraten könnte.
Ihr Blick fiel auf den unbefleckten Hühnerhals. Sie biss sich auf die Lippe. Wenn ihr Gemahl ihr Häutchen durchbohrt hätte, wäre doch sicher auch an ihm Blut. Die Klinge eines Messers, mit dem jemand erstochen worden war, war schlieÃlich auch rot.
Sie schnalzte verärgert ob dieser Folgerung. Es schien ihr nichts anderes übrig zu bleiben, als sich erneut zu schneiden. Zu viel Blut, mutmaÃte sie, war immer noch besser als zu wenig, und auf jeden Fall musste sie auch ihn mit etwas davon einreiben. Fest umfasste sie den Griff ihres Dolches, presste ihn dieses Mal gegen die Innenseite ihres rechten Oberschenkels, schloss die Augen und zog sich die Klinge mit einer schnellen Bewegung noch einmal über die Haut. Dieses Mal keuchte sie nicht nur vor Schmerz, sondern musste sich auf die Zunge beiÃen, um nicht aufzuschreien. Auch drang das Blut nicht tröpfchenweise aus dem Schnitt wie zuvor, sondern strömte geradezu heraus. Die Verletzung war deutlich tiefer als die letzte; tiefer, als Merry beabsichtigt hatte.
Nun, zumindest würde sie so wenigstens genügend Blut haben, sagte sie sich und drehte sich zur Bettmitte. Dabei stieà sie mit der Hüfte gegen Alexander, was sie daran erinnerte, ein wenig Blut auf seinen Schaft zu reiben. Danach beachtete sie ihn nicht weiter und konzentrierte sich darauf, mit den Fingern das Blut zu verteilen, das an ihrem Schenkel hinab auf das Laken rann. Dies tat sie, bis der Strom endlich verebbte. Wahrlich, das hatte lange genug gedauert, und Merry war schon beunruhigt gewesen, als die Blutung doch schlieÃlich zum Stillstand kam. Sie hatte gar erwogen, den Schnitt zu verbinden, allerdings befürchtet, dass er umso mehr bluten würde, wenn sie umherlief, um einen passenden Verband aufzustöbern. Also hatte sie sich nur ausgestreckt, die Decken hochgezogen und versucht einzuschlummern.
Doch so sehr sie sich den Schlaf auch herbeiwünschte, schien sie unseligerweise nicht in der Lage, sich genügend zu entspannen. Merry tat alles nur Erdenkliche, um innerlich zur Ruhe zu kommen, aber nichts half, und schlieÃlich gab sie auf, lag einfach da und dachte über ihr vergangenes wie gegenwärtiges Leben und die trostlose Zukunft nach, die sich vor ihr abzeichnete.
Es dämmerte bereits, als sie endlich spürte, wie die Müdigkeit sie übermannte, und Merry empfing sie mit einem erleichterten Seufzer und der Hoffnung, dass der kommende Tag ein besserer sein würde.
Einmal mehr wachte Alex mit einem Brummschädel auf. Er stöhnte, presste die Augen fest zu und drehte sich auf die Seite, um seinen Kopf unter dem Kissen zu vergraben, das er dort fand. Er war so benommen, dass es einen Augenblick dauerte, bis ihm aufging, dass das, worunter er sich verkriechen wollte, sich nicht bewegen lieà und keineswegs ein Kissen war, sondern sich wie Fleisch anfühlte. Mürrisch schlug er die Augen auf und zog mit einer Hand die Decken und Felle fort, um festzustellen, dass seine andere Hand die recht üppige Brust seiner ihm frisch angetrauten Braut umschlossen hielt. Diese Feststellung machte ihn umgehend munter, und nun, da er wach war, stellte er fest, dass das Hämmern nicht allein in seinem Schädel stattfand. Es hatte eine weitere Quelle irgendwo in seinem Rücken.
Alex wälzte sich herum und starrte die Tür an, während sein Kopf schrittweise zu der Erkenntnis gelangte, dass jemand gegen das Holz pochte. Finster starrte er es an und sah dann auf seine Gemahlin hinab, doch diese lieà der Lärm, wie er bemerkte, völlig unberührt. Seine Frau war blass, hatte Schatten unter den Augen und schlief tief und fest. Er hatte nicht den Eindruck, als würde sie sich in absehbarer Zeit von irgendetwas wecken lassen.
Das Klopfen an der Tür wurde lauter und
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