Die Braut aus den Highlands
geschickt.
Obwohl sie seinen Sturz mit eigenen Augen gesehen hatte und wusste, dass die auf dem Boden liegenden Kleider schuld gewesen waren und sie selbst hätte stolpern können, wäre sie an seiner Stelle gewesen, konnte Merry sich des Gedankens nicht erwehren, dass er sich womöglich hätte fangen können, wäre er nicht derart berauscht gewesen.
Sie schnitt eine Grimasse und lieà ihren Blick zu seinem Gesicht wandern. Alexander dâAumesbery war schon, wenn er wach war, mit seinem langen blonden Haar und den kräftigen, aber wohlgeformten und meist strengen Zügen ein ansehnlicher Mann. Im Schlaf jedoch wich diese Strenge, und Merry erkannte, dass er weit mehr als nur ansehnlich war. Er war gut aussehend, und wenn er nicht immerzu so finster, mürrisch oder gequält dreinblicken würde â¦
Merry wischte den Gedanken beiseite. Es war gleich, ob er gut aussehend war oder nicht. Es wäre ihr lieber gewesen, einen hässlichen, aber liebenswürdigen und vor allem nüchternen Ehemann zu haben. Leider jedoch war dem nicht so. Verzweiflung und Schwermut überkamen sie. Sie lieà ihren Gemahl liegen, wie er war, schritt zu ihrer Seite des Bettes und kroch wieder unter die Decken. Dann hockte sie mit angezogenen Knien einfach nur da und betrachtete ihn. Es schien so, als sei ihre Besorgnis hinsichtlich der Hochzeitsnacht unnötig gewesen. Und sie hatte sich den ganzen Tag lang gesorgt und gequält, während sie ihrer Vermählung geharrt hatte, wie auch anschlieÃend, als sie beim Festmahl in ihrem Essen herumgestochert hatte. Sie hatte versucht, nicht daran zu denken, die Sache jedoch ständig im Hinterkopf gehabt. Nun, all die Sorgen waren vergebens gewesen, und jetzt konnte sie sich morgen erneut mit ihnen herumschlagen. Bis dahin blieb ihr kaum etwas übrig, als sich schlafen zu legen.
Verärgert schüttelte sie den Kopf, legte sich hin und zog die Decken hoch. Sie drehte sich so, dass sie ihrem Gemahl zugewandt war, starrte dessen reglose Gestalt an und versuchte, sich zu entspannen und einzuschlummern. Bald erkannte sie, dass an Schlaf nicht zu denken war. Nun nämlich sorgte sie sich um den Morgen und die Peinlichkeit einzugestehen, dass sie die Ehe nicht vollzogen hatten.
Sie seufzte missmutig, setzte sich auf und funkelte ihren Gemahl feindselig an. Da saà sie, hellwach und voller Unruhe, während er einfach entblöÃt herumlag und â¦
Merry runzelte die Stirn, als ihr aufging, dass sie den Mann vielleicht zudecken sollte, tat dies aber nicht sofort. Sie hätte es niemals zugegeben, doch ihr schoss durch den Kopf, dass sie es nicht allzu tragisch fände, wenn er sich eine Erkältung einfing, womöglich daran starb und sie damit zur Witwe machte. Wobei sich Merry natürlich nicht sicher sein konnte, ob sie tatsächlich eine Witwe wäre, denn schlieÃlich hatten sie ihre Vermählung nicht besiegelt, wie das nicht vorhandene Blut auf dem Laken beweisen würde.
Der Gedanke stimmte sie verdrossen. Es wäre so bezeichnend für ihr Schicksal, wenn der Mann nach diesem Schlag auf den Kopf nicht wieder aufwachte, sondern in ihrer Hochzeitsnacht starb, ohne noch einmal zu sich zu kommen, seine Pflicht zu tun und sie zu seiner Frau zu machen. Zweifellos würde sie danach in Schottland oder sonst wo mit einem anderen Trunkenbold vermählt werden. Sie schnalzte ungehalten und schaute erneut zu ihrem Bräutigam hinüber, wobei ihre Aufmerksamkeit dieses Mal seiner aufragenden Männlichkeit galt. Diese war noch immer fest und prall und wirkte, als würde sie, wenn man sie drückte, aufplatzen wie eine überreife Pflaume. Während sie noch den geschwollenen Hühnerhals anstarrte, überkam sie der wahnwitzige Gedanke, dass sie nichts daran hinderte, die Ehe einfach selbst zu vollziehen.
Die Vorstellung war ihr kaum in den Sinn gekommen, da verwarf Merry sie auch schon wieder kopfschüttelnd. Das konnte sie unmöglich tun. Also, das würde nun wirklich â¦
Doch warum eigentlich nicht? fragte sie sich. SchlieÃlich war sie es gewohnt, eigenmächtig zu handeln, und das konnte sie durchaus auch in diesem Fall. Sie würde einfach ⦠Nun, Merry nahm an, dass sie sich einfach auf diesen Hühnerhals setzen und so ihr Jungfernhäutchen durchstoÃen konnte. Damit wäre die Angelegenheit erledigt. Sie würde nicht länger darüber nachgrübeln müssen, was der Morgen bringen
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