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Die Braut aus den Highlands

Die Braut aus den Highlands

Titel: Die Braut aus den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNSAY SANDS
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Dorfweiber zu Hause allzu häufig behelligte. Zwar war er schon älter, aber selbst Brodie und Gawain schienen den Frauen nicht übermäßig oft nachzustellen. Vielleicht einmal im Monat, schätzte sie, doch achtete sie auch stets darauf, dass die Bediensteten außer Reichweite waren, wenn die drei Männer wieder einmal tranken, und das geschah nicht eben selten.
    Das jedoch war momentan zweitrangig, entschied sie. Wichtiger war, dass sie ihren Platz als Herrin hier sicherte für den Fall, dass der Mann heute Nacht starb oder morgen früh die Treppe hinunterstürzte und sich das Genick brach. Wenn sie sich nun in die Haut ritzte, etwas Blut auf das Betttuch tropfen ließ und das Laken am Morgen übergab, sodass es zur Schau gestellt werden konnte, wäre ihre Position als Lady d’Aumesbery gefestigt – ob er nun überlebte oder nicht.
    Zufrieden schlüpfte Merry erneut unter den Decken hervor und ging zu ihrer Truhe, der sie ihren Dolch entnahm, den Una zuvor dort verstaut hatte. Sie nahm ihn mit ans Bett, schlug die Überwürfe zurück, damit sie ihr nicht im Weg waren, und ließ sich mit gekreuzten Beinen neben ihrem Gemahl nieder. Wo sollte sie sich am besten schneiden? Zunächst dachte sie an ihre Hand, doch dort würde man es leicht sehen. Jemand könnte es bemerken und darüber ins Grübeln geraten.
    Stirnrunzelnd sah sie an ihren Körper hinab und suchte nach geeigneten Stellen. Möglichst dort, wo das Kleid die Wunde verdecken würde. Ihr Blick blieb an ihren Beinen hängen, und einen Moment lang betrachtete sie diese versonnen, drückte schließlich das Messer an die Innenseite ihres linken Oberschenkels und zögerte erneut. Sie war durchaus nicht feige, doch sich mutwillig zu verletzen, war keine besonders reizvolle Vorstellung. Aber es half nichts.
    Sie atmete tief durch, hielt die Luft an und zog sich die Klinge einmal rasch über das Fleisch. Der Schnitt, den das Metall in ihrer weichen Haut hinterließ, war nicht tief, trotzdem keuchte sie vor Schmerz auf. Sofort perlte Blut aus dem Spalt, und Merry fing es mit den Fingern auf und strich es auf das Laken. Das wiederholte sie einige Male, ehe die flache Wunde sich schloss und der rote Saft versiegte.
    Merry betrachtete das Leinen und die kleinen dunklen Flecken auf dem sauberen Stoff. Nach viel sah es nicht aus, und sie verzog ärgerlich das Gesicht darüber, dass sie beim Schneiden so zaghaft vorgegangen war. Es mochte genügen. Aber tat es das wirklich? Wie stark blutete ein durchstoßenes Jungfernhäutchen? Darauf war Edda nicht eingegangen, und Merry war nicht in den Sinn gekommen zu fragen. Unruhig wand sie sich auf dem Bett, besorgt darüber, dass zu wenig Blut sie verraten könnte.
    Ihr Blick fiel auf den unbefleckten Hühnerhals. Sie biss sich auf die Lippe. Wenn ihr Gemahl ihr Häutchen durchbohrt hätte, wäre doch sicher auch an ihm Blut. Die Klinge eines Messers, mit dem jemand erstochen worden war, war schließlich auch rot.
    Sie schnalzte verärgert ob dieser Folgerung. Es schien ihr nichts anderes übrig zu bleiben, als sich erneut zu schneiden. Zu viel Blut, mutmaßte sie, war immer noch besser als zu wenig, und auf jeden Fall musste sie auch ihn mit etwas davon einreiben. Fest umfasste sie den Griff ihres Dolches, presste ihn dieses Mal gegen die Innenseite ihres rechten Oberschenkels, schloss die Augen und zog sich die Klinge mit einer schnellen Bewegung noch einmal über die Haut. Dieses Mal keuchte sie nicht nur vor Schmerz, sondern musste sich auf die Zunge beißen, um nicht aufzuschreien. Auch drang das Blut nicht tröpfchenweise aus dem Schnitt wie zuvor, sondern strömte geradezu heraus. Die Verletzung war deutlich tiefer als die letzte; tiefer, als Merry beabsichtigt hatte.
    Nun, zumindest würde sie so wenigstens genügend Blut haben, sagte sie sich und drehte sich zur Bettmitte. Dabei stieß sie mit der Hüfte gegen Alexander, was sie daran erinnerte, ein wenig Blut auf seinen Schaft zu reiben. Danach beachtete sie ihn nicht weiter und konzentrierte sich darauf, mit den Fingern das Blut zu verteilen, das an ihrem Schenkel hinab auf das Laken rann. Dies tat sie, bis der Strom endlich verebbte. Wahrlich, das hatte lange genug gedauert, und Merry war schon beunruhigt gewesen, als die Blutung doch schließlich zum Stillstand kam. Sie hatte gar erwogen, den Schnitt zu verbinden, allerdings befürchtet, dass er umso mehr bluten würde, wenn sie umherlief, um einen passenden Verband aufzustöbern. Also hatte sie sich nur

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