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Die Braut aus den Highlands

Die Braut aus den Highlands

Titel: Die Braut aus den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNSAY SANDS
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ab und dachte bei sich, dass es schlimmer hätte kommen können. Zwar waren er und die übrigen Männer vollauf damit beschäftigt, die krankheitsbedingten Lücken zu füllen, doch wenigstens hatte es sie nicht alle zugleich erwischt und die Burg gänzlich unbewacht daliegen lassen. Doch mit den Kriegern, die er mitzunehmen beabsichtigte, nach Schottland aufzubrechen, hätte bedeutet, d’Aumesbery äußerst knapp besetzt zurückzulassen, und dazu war er nicht bereit gewesen. Nachdem das Gebrechen zwei Wochen lang unter seinen Mannen gewütet hatte, schien es sich nun ausgetobt zu haben. Wenn man einmal von ihm selbst absah. Denn Alex hatte seit seiner Hochzeitsnacht ebenfalls an einem Unwohlsein gelitten, wenngleich es sich anders auswirkte als das seiner Männer. Weder bereitete ihm sein Magen Schwierigkeiten noch musste er zur Latrine hasten. Stattdessen fühlte er sich allabendlich wie aus dem Gleichgewicht geworfen, verworren im Kopf und manchmal gar schwindelig. Das eine oder andere Wort kam ihm nur schleppend über die Lippen; er griff an Becher oder Teller vorbei, und ab und an geriet er ins Taumeln. Kurzum, er wirkte so volltrunken, wie er es – warum auch immer – in seiner Hochzeitsnacht gewesen war.
    Da das Leiden sich nur gegen Abend zeigte, hatte sich in ihm der Verdacht geregt, dass jemand ihm etwas beim Nachtmahl in sein Bier gab. Zunächst hatte er seine Gemahlin in Verdacht gehabt, da es naheliegend war. Es hatte erst nach ihrer Ankunft angefangen, und – nach seiner augenscheinlichen Rohheit im Brautbett hatte sie allen Grund, wie er annahm. So sicher war sich Alex seiner Sache, dass er an zwei Abenden in Folge während des Essens nichts getrunken hatte. Die Beschwerden waren dennoch aufgetaucht. Das hatte ihn beruhigt und ihn zu der Überzeugung gebracht, dass sein Körper doch mit einer Erkrankung ringe, womöglich mit derselben, denen seine Untergebenen anheimgefallen waren. Wenn ja, wurde er vielleicht deshalb nur des Nachts leidend, weil er sich tagsüber dabei verausgabte, hier und dort einzuspringen, und gegen Abend für gewöhnlich erschöpft und besonders geschwächt war.
    Unglücklicherweise sah er auch seine Braut vor allem des Abends, und er fürchtete, dass sie die Anzeichen seiner Krankheit als Folge von zu viel Trank missdeutete. Merry beäugte ihn seit der Hochzeit wie ein Habicht. Nicht ein Fehlgriff, Taumeln oder gelalltes Wort war ihr entgangen, und wahrscheinlich, so argwöhnte er, schob sie es darauf, dass er ein Trunkenbold war wie Vater und Brüder. Nach ihrem unglückseligen ersten Zusammentreffen konnte Alex ihr das nicht verdenken, doch es machte die Sache unnötig schwierig. Eigentlich hatte er vorgehabt, ihr durch seine Taten zu beweisen, dass er ganz anders war als ihre männlichen Anverwandten, doch stattdessen bestärkte dieses vermaledeite Übel sie in ihrer Überzeugung. Er hatte erwogen, ihr einfach zu erklären, dass er nicht betrunken sei und vermute, dass sein Betragen von einem Leiden zeuge, hatte jedoch bezweifelt, dass sie ihm glauben würde. Zudem fiel es ihm schwer, auch nur ein Gespräch mit seiner Frau zu führen. Zum einen empfand er Schuldgefühl und Scham angesichts seines groben Betragens in der Hochzeitsnacht, zum anderen nahm er nicht an, dass sie auch nur ein Wort für bare Münze nehmen würde. Sie war mit Zechern aufgewachsen und kannte wahrscheinlich all ihre Ausflüchte. Selbst wenn er sie darauf hinwies, dass er bei Tisch nicht trank, würde sie das vermutlich nur glauben lassen, dass er sich zuvor in der Schenke bediente.
    Abgesehen von alldem gab es noch einen weiteren Grund, der es Alex unmöglich machte, mit seiner Gemahlin zu reden. Mochte er sich seines Verhaltens im Brautbett auch noch so sehr schämen und sich noch so sicher sein, dass sie ihn verabscheuen musste, so konnte er ihr doch nicht nahe sein, ohne umgehend steif wie ein totes Huhn zu werden. Jeden Abend saß er neben ihr an der Tafel und spürte ein Verlangen in sich brennen, das noch zusätzlich angefacht wurde durch jede zufällige Berührung an Arm oder Hand, jedem Wort ihrer Unterhaltung mit Edda und jedem Hauch ihres Duftes, der ihn erreichte. Er wusste, dass sie wahrscheinlich vor der bloßen Vorstellung zurückschreckte, er könne sie anfassen, nachdem er ihr in jener Nacht solche Schmerzen zugefügt haben musste. Daher rang Alex seine Sehnsucht nieder. Doch obgleich er den Kampf in seinem Kopf gewann und es schaffte, sie nicht anzurühren, wenn er abends neben ihr

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