Die Braut aus den Highlands
ihrerseits Fragen, bis sie schließlich auf andere Dinge zu sprechen kamen, und so verlief der Nachmittag überraschend kurzweilig. Noch während sie sich unterhielten, ging ihr auf, dass diese Reise von ganz anderer Art war als ihr Weg von Stewart nach England. Während jenes Ritts hatte sie geschwiegen, und er war hart und anstrengend gewesen. Ihr Vater und ihre Brüder hatten es vermieden, mit ihr zu sprechen, und schon gar nicht hatten sie auch nur einen Gedanken an ihr Wohlbefinden oder ihre Bequemlichkeit verschwendet. Einmal mehr musste sie zugeben, dass Alex nicht so war wie der männliche Teil ihrer Sippschaft. Ihre Trunksucht schien ihren Vater, Brodie und Gawain rücksichtslos und gleichgültig gegenüber allem zu machen, was nicht sie selbst betraf. Meistens zumindest, räumte sie ein, als sie an den Abschied nach der Hochzeit dachte. Vielleicht, so wagte sie zu hoffen, war sie durch diese Ehe tatsächlich in eine glücklichere Lage geraten.
Plötzlich hob Alex die Hand. Merry blickte zurück und sah Gerhard auf seinem Pferd heranpreschen, bis er auf einer Höhe mit ihnen war. Sie hatte den Recken hinter ihnen reiten sehen, seit sie aufgewacht war, und jedes Mal, wenn sie sich umgewandt hatte, waren seine Augen fest auf Alex gerichtet gewesen. Alex hatte ihr an diesem Nachmittag ein wenig über den Kreuzzug erzählt und ihr berichtet, dass Gerhard ihm im Heiligen Land ein oder zwei Mal das Leben gerettet und ihn beschützt hatte. Es war nicht zu übersehen, dass er zu dem Älteren aufschaute, und Gerhard schien trotz der Tatsache, dass sie wieder in England waren, nicht gewillt, in seiner Wachsamkeit nachzulassen. Mehrmals war er vergangene Nacht ins Zelt gekommen, um nach Alex zu sehen, und hatte gar angeboten, bei ihm zu bleiben, damit Merry ruhen konnte, was sie jedoch abgelehnt hatte. Vermutlich hatte er kaum mehr geschlafen als sie, und in der Tat sah er heute ein wenig müde aus.
Seine Umsicht und Fürsorge im Hinblick auf seinen Herrn wirkten beruhigend auf Merry, der nun wieder die Frage in den Sinn kam, weshalb Alex ohnmächtig am Boden gelegen hatte. Doch die Frage musste warten, denn Gerhard hatte zu ihnen aufgeschlossen, und Alex wandte sich nun ihm zu.
„Halte nach einem geeigneten Lagerplatz Ausschau“, wies er ihn an. „Wir nähern uns der Grenze, und ich würde die letzte Nacht gerne in England verbringen und erst morgen schottischen Boden betreten.“
Gerhard nickte. „Ich werde vorausreiten und sehen, was sich finden lässt.“
Er wartete gerade noch Alex’ zustimmende Geste ab, ehe er sein Pferd antrieb.
„Gerhard hat sich um Euch gesorgt letzte Nacht“, murmelte Merry, als der Krieger hinter einer Biegung des Weges verschwand. „Er muss an die zwanzig Mal ins Zelt gekommen sein und hat sogar angeboten, bei Euch zu wachen, damit ich schlafen kann.“
„Weder er noch Ihr hättet Euch um den Schlaf bringen müssen, nur um mir beim Schnarchen zuzuhören“, entgegnete er schroff.
„Kopfwunden sollte man ernst nehmen“, sagte Merry bestimmt. „Jemand musste nach Euch schauen.“
„Dann hättet Ihr Gerhard die Hälfte der Nacht abtreten sollen, so hätte jeder wenigsten etwas Schlaf bekommen.“
Merry schnaubte nur über diesen Vorschlag. „Oh, aye . Als hätte mich meine Sorge um Euch zur Ruhe kommen lassen. Zudem hätte ich neben Euch gelegen, und niemals hätte ich schlafen können, wenn er dagesessen und uns im Auge behalten hätte.“
„ Aye , und womöglich hätte er auch Euch schnarchen gehört“, sagte Alex ernst.
Merry fuhr herum und warf ihm einen wütenden Blick zu, aus dem unwillkürlich ein Lächeln wurde, als sie das spöttische Funkeln in seinen Augen sah. Sofort sammelte sie sich aber und erwiderte spitz: „Ich verderbe Euch nur ungern den Spaß, Mylord, doch solltet Ihr mit Eurer Bemerkung versucht haben, zur allgemeinen Erheiterung beizutragen, so habt Ihr kläglich versagt. Aber die Engländer sind ja ohnehin nicht gerade für ihren Witz bekannt“, fügte sie an, als er amüsiert eine Braue hob.
„Tatsächlich?“, fragte er unbewegt.
„ Aye , jeder weiß doch, dass die Engländer allesamt mürrische Finsterlinge sind, die sich ständig über alles beklagen und immerzu aussehen, als hätten sie gerade ihren Bruder beerdigt.“
„Wie bitte?“, fragte er, nun ungläubig.
Merry zuckte die Schultern. „Bestreitet es nur, wenn Ihr wollt, aber es ist die Wahrheit. Die Engländer sind unfähig, sich zu vergnügen oder das Leben zu
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