Die Braut aus den Highlands
genießen.“
„Ha!“, stieß er lachend hervor. „Das klingt mir eher nach den Schotten. Sie sind doch diejenigen, die stets sauertöpfisch und verdrießlich dreinblicken und in einem fort jammern. Der Witz der Engländer hingegen besitzt Weltruhm .“
„In euren Köpfen vielleicht, doch der Rest der Welt weiß, dass ihr Engländer allesamt närrisch und miesepetrig seid“, erwiderte sie, schniefte und reckte hochnäsig das Kinn in die Luft. Allerdings fiel es ihr schwer, den Anflug von Dünkel aufrechtzuerhalten, als ihm angesichts ihres Ausbruchs der Mund offen blieb.
„Wie kommt Ihr …?“, setzte er an, hielt aber inne, als plötzlich Gerhard vor ihnen auf dem Weg auftauchte.
„Ich habe eine Stelle gefunden, gar nicht weit von hier“, sagte dieser anstelle eines Grußes. „Sie liegt am Fluss und bietet genügend Platz.“
„Gut.“ Alex nickte. „Reite voran.“
Er wartete, bis Gerhard sein Pferd gewendet hatte, um sie zu besagter Stelle zu führen, ehe er auf Merry hinunterblickte und ihr zuraunte: „Für die Beleidigung meiner Landsmänner werde ich Euch später noch angemessen züchtigen, Weib.“
Das Funkeln in seinen Augen und die Verheißung, die in seiner Stimme mitschwang, ließen ihr einen leichten Schauer über den Rücken laufen. Was er meinte, war nicht etwa, dass er ihr den blanken Hintern versohlen wollte. Ihr Geplänkel war nichts als Neckerei gewesen, und mochte er ihr auch mit Bestrafung drohen, so wusste sie doch, dass bei dieser zwar blanke Hinterteile im Spiel sein mochten, die „Züchtigung“ selbst sie aber höchst zufrieden und beschwingt stimmen würde.
Der Platz, den Gerhard auserkoren hatte, lag nicht weit entfernt. Alex schwang sich aus dem Sattel und half auch ihr vom Pferd. Nachdem er den Ort einer raschen Musterung unterzogen hatte, nickte er beifällig und gab noch ein paar Anweisungen, ehe er Merry an der Hand nahm und mit ihr am Ufer entlangging, um ein trautes Fleckchen für sie beide zu finden. Es war erst später Nachmittag und somit noch früh, doch der Himmel war verhangen und dräute mit Regen, sodass sie schnell hinter sich brachten, wofür sie gekommen waren. Als sie zum Lagerplatz zurückkehrten, hatten die Männer gerade das Zelt errichtet. Alex entschuldigte sich, um seinen Mannen bei den noch anstehenden Arbeiten zur Hand zu gehen, woraufhin sich Merry umgehend ins Zelt begab, um es gemeinsam mit Una für die Nacht herzurichten. Sie hatte gerade die Öffnung erreicht, als die ersten Regentropfen sie trafen.
Merry sah sich nach den Männern um, die, unberührt von dem Wetter, emsig umherliefen. Sie verzog das Gesicht, zuckte aber nur mit den Achseln und betrat mit eingezogenem Kopf das Zelt. Gegen Regen war wenig auszurichten. Wenn er fiel, dann fiel er, und sie alle würden ihn hinnehmen müssen, so wie es auch die Vögel und übrigen Tiere des Waldes taten. Bedauern tat sie die Krieger dennoch einen Augenblick lang. Die Reisegruppe der Stewarts war auf dem Weg von Schottland nach England zweimal in den Regen geraten, doch jeder hatte sein eingefettetes Plaid gehabt und sich darin eingewickelt, um die Witterung abzuwehren. Die Engländer besaßen keine solchen Decken. Glücklicherweise regnete es nie besonders stark oder lange in England – wahrscheinlich regnete es deshalb so häufig . Das Wetter würde bald umschlagen, und dann würden die Krieger es nur noch mit der Feuchtigkeit aufnehmen müssen, die der Regen zurückließ und der man hier einfach nie entkam.
„Ihr seht hinreißend aus im Kerzenschein.“
Die Worte kamen von ihrem Gemahl, und Merry sah überrascht auf. Sie befanden sich im Zelt, und vor ihnen waren Speisen ausgebreitet. Dem Regen zum Trotz hatten die Kämpfer es fertig gebracht, Wild zu erlegen, und kaum dass der Regen aufhörte, hatten sie ein Feuer entzündet und das Fleisch gebraten. Als Merry sich zu ihnen gesellte, um an ihrem Mahl teilzuhaben, wandte Alex ein, dass es jederzeit wieder regnen könne, und vorgeschlagen, im Zelt zu speisen. Sie hatte sofort eingewilligt. Nun saßen sie auf einem Fell neben ihrem ebenfalls aus Fellen bestehenden Lager, zwischen sich das geröstete Wild sowie Käse, Brot und Wein.
„Danke“, murmelte Merry und betrachtete, wie Schatten und Licht über sein Gesicht flackerten. Kerzenlicht war nichts Ungewöhnliches auf der Burg, doch gemeinhin gab es auch noch ein Feuer und Fackeln, um die Dunkelheit zu vertreiben. Hier aber brannten nur die beiden kleinen Kerzen auf der Truhe neben
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