Die Braut der Bestie (German Edition)
leid!“, sagte Schwester Ruth.
„Ich habe keine Ahnung, was damals vorgefallen ist, doch ich ... ich bin mir sicher, dass es nicht stimmt, dass ich sie nicht wollte. Es muss ein ... ein Missverständnis sein.“
„Ich glaube dir“, sagte Schwester Ruth gütig. „Aber irgendetwas ist vorgefallen, was deine Gattin schwer getroffen hat. Sie war lange Zeit sehr still und traurig. Wie jetzt. Sie ist erst kürzlich etwas fröhlicher geworden.“
„Und dann komme ich und mache alles wieder kaputt“, murmelte Alberic.
„Nein!“, wehrte die Schwester ab. „Ich denke, dass der Herr dich hierhergeführt hat, damit du bereinigen kannst, was auch immer zwischen euch vorgefallen ist. Vielleicht deswegen auch der Gedächtnisverlust. Damit ihr beide neu anfangen könnt. Ich werde für euch beten.“
Mit diesen Worten erhob sich Schwester Ruth und nahm das Tablett von Alberic entgegen.
„Ich komme später wieder. Vielleicht kannst du heute schon ein wenig nach draußen. Ich werde die Oberin fragen.“
„Danke.“
„Keine Ursache“, sagte Schwester Ruth lächelnd und wandte sich zum Gehen.
***
Gisela schmerzte der Rücken, doch das war für sie kein Grund, das Unkrautjäten zu unterbrechen. Vielmehr hieß sie den Schmerz willkommen. Wenn sie sich ganz auf den körperlichen Schmerz konzentrierte, dann konnte sie den in ihrem Herzen wenigstens für eine kleine Weile vergessen. Die Zähne zusammenbeißend, arbeitete sie weiter. Sie hörte sich nähernde Schritte und Stimmen, doch sie sah nicht von ihrer Arbeit auf, bis der Klang einer männlichen Stimme durch den Abwehrnebel drang, den sie um ihren Kopf und ihr Herz gewoben hatte. Sie erstarrte und ihr Herz fing an, zu klopfen.
„Setz dich hierher“, hörte sie Schwester Ruth sprechen. „Ich komme in einer halben Stunde und hole dich wieder. Kommst du so lange allein zurecht?“
„Ja, vielen Dank“, hörte sie Alberic antworten.
Gisela nahm an, dass er jetzt auf der kleinen Bank beim Teich saß. Zwischen ihnen befand sich nur eine hüfthohe Hecke aus Buchsbaum. Wenn sie sich jetzt erhob, dann würde er sie sehen. Panik ergriff von ihr Besitz und sie fragte sich benommen, was sie jetzt tun sollte. Ihre Rückenschmerzen waren mittlerweile so arg, dass sie Probleme bekommen würde, wenn sie nicht bald aufstand, um sich ein wenig zu strecken. Aber genau das konnte sie auf gar keinen Fall tun. Er durfte sie nicht sehen. Sie wollte nicht mit ihm reden müssen.
Ein plötzlicher Rumms ließ sie aufhorchen. Was war das gewesen? Es hörte sich beinahe an, als ob ... als ob Alberic von der Bank gefallen wäre. Sie stockte, unschlüssig, was sie tun sollte. Vorsichtig nachsehen? Sie musste wissen, falls er Hilfe brauchte, doch falls alles in Ordnung war mit ihm, wollte sie nicht, dass er sie bemerkte. Auf allen vieren kroch sie an der Hecke entlang, bis sie den Blick frei hatte auf die Bank. Tatsächlich lag Alberic auf dem Boden und rührte sich nicht. Schneller, als sie es für möglich gehalten hatte, sprang sie auf die Beine und rannte zu ihm. Sie fiel schwer atmend und mit panisch klopfendem Herzen neben ihm auf die Knie.
„Alberic“, rief sie aus und hob ihn an, um seinen Kopf auf ihren Schoß zu legen. „Alberic, was ist mit dir? Wach auf! Bitte, wach doch auf!“
Seine Lider flatterten und er stöhnte leise, ehe er langsam die Augen öffnete. Ihre Blicke trafen sich und ihr Magen zog sich aufgeregt zusammen.
„Was ...?“, stöhnte Alberic.
„Du bist von der Bank gefallen“, erklärte Gisela mit zittriger Stimme.
„Warum bist du hier, Gisela?“, fragte Alberic mit belegter Stimme.
„Ich ... ich war hinter den Büschen – Unkraut jäten – da hörte ich dieses Geräusch und ich ... ich schaute nach, was das war, und du ... du lagst hier – bewusstlos.“
„Das meine ich nicht“, sagte Alberic und hob eine Hand, um sie an ihre Wange zu legen. „Warum bist du hier in diesem Kloster seit über einem Jahr? Habe ich ... hab ich dir wehgetan?“
Gisela wandte den Blick ab und schluckte schwer. Ungeweinte Tränen brannten in ihren Augen und ihr war ganz flau im Magen.
„Was hab ich getan?“, fragte Alberic verzweifelt. „Was auch immer es war, es tut mir leid. Hab ich dir ... Gewalt angetan?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Es ist nicht mein Körper, der verletzt wurde, Alberic.“
„Dann habe ich deinem Herzen wehgetan? Ist es das?“
Sie nickte.
„Ich kann mich zwar nicht erinnern, doch ich bin sicher, dass es nicht in meiner
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