Die Braut der Bestie (German Edition)
sagte Schwester Ruth. „Vielleicht kann ich herausbekommen, was zwischen euch vorgefallen ist.“
„Danke.“
„Das tue ich gern. Jetzt ruh dich erst einmal aus. Anscheinend war dein Ausflug heute mehr, als wir dir hätten zumuten dürfen.“
***
Eine Woche war seit dem Zwischenfall im Garten vergangen und Gisela war ihrem Gatten aus dem Weg gegangen. Es hatte sie sehr aufgewühlt, ihm so nah zu sein. Er schien so verzweifelt, doch er wusste ja nicht, was zwischen ihnen stand. Sobald er sich wieder erinnern würde, würde er erneut denken, dass sie ihm nicht genügte. Sie konnte ... Nein, sie
durfte
sich nicht erlauben, ihr Herz erneut an ihn zu verschenken. Er hatte es einmal gebrochen. Noch einmal würde sie das nicht überleben.
„Gisela?“, erklang die Stimme von Schwester Ruth hinter ihr.
Gisela zuckte zusammen. Seit dem Vorfall im Garten hatte Schwester Ruth mehrfach versucht, aus ihr herauszubekommen, was zwischen ihr und Alberic vorgefallen war.
„Ja?“, antwortete sie, ohne sich umzudrehen.
„Ich muss mit dir reden.“
Gisela seufzte und wandte sich um.
„Lass uns in die Bibliothek gehen, da sind wir um diese Zeit ungestört“, sagte Schwester Ruth und Gisela folgte der Schwester durch die Gänge zur Bibliothek. Es war kein großer Raum. Es gab nur ein paar Bibeln unterschiedlichen Alters, Kräuterbücher und Schriften über die Heilkunde. Doch Gisela mochte den Raum mit seinen hohen Fenstern.
„Setzt dich“, sagte Schwester Ruth und sie nahmen vor einem der Fenster auf einer Bank Platz. „Ich muss mit dir über deinen Gatten sprechen. Ich weiß, du willst mir nicht sagen, was zwischen euch vorgefallen ist, und auch wenn ich es bedauere, so werde ich nicht weiter diesbezüglich in dich dringen. Doch etwas anderes habe ich mit dir zu bereden. Dein Gatte ist körperlich genesen und es verstößt gegen unsere Klosterregeln, ihn länger hier zu beherbergen. Wir müssen ihn leider entlassen. Da er sich nicht erinnert, ist das Problem aufgetaucht, dass er den Weg zu seinem Besitz allein nicht finden wird. Ich kann keine Schwester mit ihm schicken und sonst gibt es hier niemanden, der mit ihm reiten könnte. Wir haben hin und her überlegt und kommen zu keiner Lösung außer der einen: Du musst ihn begleiten. Er ist dein Gatte und sein Wohlergehen liegt in deinen Händen. Es ist deine von Gott gegebene Pflicht, dich um ihn zu kümmern. Es tut mir leid, dass ich es dir so sagen muss, doch wir können dich unter diesen Umständen nicht länger hierbehalten. Dein Platz ist an der Seite deines Gatten.“
Gisela war auf der Bank erstarrt und ihr Herzschlag kam hart und unregelmäßig. Sie wusste in ihrem Inneren, dass Schwester Ruth recht hatte, doch dass machte es nicht leichter. Sie konnte Alberic nicht begleiten. Das war ganz ausgeschlossen. Mit ihm allein zu reisen, ohne irgendeine andere Person bei ihnen. Sie war verloren.
„Gisela“, erklang Schwester Ruths Stimme. „Ich weiß, dass es dir schwerfällt, doch es ist das einzig Richtige .“
„Ich weiß“, flüsterte Gisela tonlos. „Wann ... wann müssen wir aufbrechen?“
„Morgen früh.“
Gisela nickte, dann erhob sie sich und verließ die Bibliothek.
***
Gisela warf einen letzten Blick zurück zum Kloster, in dem sie für mehr als ein Jahr zu Hause gewesen war. Die Schwestern waren ihr ans Herz gewachsen und sie hatte ihre Arbeit im Garten geliebt. Selbst ihre karge Kammer würde sie vermissen. Ihr Herz war schwer, doch schwerer als der Abschied wog die Zukunft, die vor ihr lag. Sie fragte sich, was passieren würde, wenn Alberic wieder in seiner vertrauten Umgebung war. Wenn er Fara wiedersah. Würden die Erinnerungen dann wiederkehren?
„Wie lange wird die Reise dauern?“, fragte Alberic neben ihr.
„Zwei Tage“, antwortete Gisela, ohne ihn anzusehen. Sie hielt den Blick stur auf den Weg vor sich gewandt.
Sie hörte ihn leise seufzen.
„Ich weiß, dass du nicht freiwillig mit mir kommst“, sagte er schließlich sanft. „Es tut mir leid. Aber ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht froh darüber bin, dass du mich begleitest.“
Gisela schwieg. Was sollte sie darauf antworten?
„Ich hoffe wirklich, dass wir die Dinge, die zwischen uns stehen, bereinigen können“, sagte Alberic nach einer Weile. „Ich möchte dich wirklich glücklich machen. Es zerreißt mir das Herz, dich unglücklich zu sehen. Was auch immer ich getan habe, es tut mir leid. Ich bitte dich, mir zu verzeihen und mir die
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