Die Braut des Cowboys
einen Moment lang sein Gesicht, dann sagte er ruhig: "Wir alle machen uns Sorgen um sie, Grant. Seit dieser Detektiv dir gesteckt hat, was wirklich abläuft."
Grant fluchte grimmig, und seine Frustration war deutlich genug herauszuhören. Er hatte Gabe Devereax nur angerufen, weil seine Mutter ihm erzählt hatte, er hätte gute Freunde bei der Polizei. Devereax war der Privatdetektiv, den Rebecca Fortune angeheuert hatte, um den Tod ihrer Mutter Kate zu untersuchen.
Erst von Devereax hatte er erfahren, dass Jack Corellis Mörder, wie der Mörder seines Freundes und Kollegen auch, mit der Mafia in Verbindung standen. Und er hörte, dass Mercy als einzige Zeugin selbst zur Zielscheibe geworden war. Offenbar hatte es bereits Versuche gegeben, sie für immer zum Schweigen zu bringen. Zu ihrer eigenen Sicherheit hatten ihr ihre Vorgesetzten befohlen, die Stadt zu verlassen und unterzutauchen.
Er fluchte wieder, als er die Schublade unter der kleinen Werkbank aufriss und eine kleine Dose mit Lederseife herausholte. Er würde den gesamten verfluchten Sattel von vorn bis hinten reinigen, dann hatte er wenigstens etwas zu tun, das ihn beschäftigte.
"Du willst also weiter Türen zuknallen und fluchen - oder hast du etwas anderes vor?"
Grant funkelte den alten Mann an. "Und was sollte ich wohl tun?"
"Geh sie suchen."
Genau dagegen wehrte er sich insgeheim mit aller Kraft, seit Mercy-ihre Sachen gepackt und sich einen Tag nach
Weihnachten davongemacht hatte. Und es half ihm auch nicht dabei, ruhiger zu werden, dass nun Walt diesen Vorschlag machte. Er hatte sich gegen diese Möglichkeit öfter entschieden, als er zählen konnte, und doch war die Idee immer wieder hartnäckig in seinem Kopf aufgetaucht, so entschlossen und hartnäckig, wie die Lady selbst war.
"Sie ist Polizistin, nicht ich. Sie ist dafür ausgebildet, mit solchen Kerlen fertig zu ..."
Walt unterbrach ihn scharf. "Kerlen von der Mafia?"
Grant unterdrückte einen weiteren Schauder. Allein die Vorstellung brachte ihn halb um den Verstand - Mercy, wie sie irgendeinem üblen Gangster allein gegenüberstand...
"Du kennst sie", murmelte er. "Meinst du wirklich, sie würde mir dankbar sein, wenn ich hinter ihr herlaufe, als wäre sie ein Kind, das nicht auf sich aufpassen kann?"
"Nur weil man auch allein zurechtkommt, heißt das noch lange nicht, dass man auch immer allein zurechtkommen möchte."
Ein, zwei Minuten stand Grant nur stumm da und schaute den alten Mann an. Walt begegnete gelassen seinem Blick, und plötzlich trat ein sanfter Ausdruck in seine Augen.
"Ich würde es schlimm finden, wenn du so endest wie dein Vater, mein Sohn. Er hat einmal verloren und nie wieder einen zweiten Versuch gewagt, sondern ist nur alt geworden und dann hier gestorben, ganz allein, von mir abgesehen. Aber du und ich wissen, dass ein Großteil von ihm bereits viel früher gestorben ist, als deine Mama fortging."
"Verdammt." Grant fluchte zum dritten Mal. Aber diesmal klang es resignierend.
Walt lächelte. "Mach dich auf die Socken, Junge. Wir kümmern uns darum, dass hier alles läuft. Außerdem bist du in der letzten Zeit sowieso keine große Hilfe gewesen."
Vier Stunden später saß Grant angeschnallt in einem kleinen Turbo-Prop-Flugzeug auf dem Weg nach Denver, zu seinem Anschlussflug nach Minneapolis. Und er wusste nicht, ob er darüber froh sein sollte oder nicht. Er wusste nur, er konnte nicht anders handeln.
Mercy hatte längst aufgegeben, in dem Buch zu lesen, das auf ihrem Schoß lag. Das Tageslicht war der Dämmerung gewichen, so dass sie hier in ihrem Schlafzimmer sowieso nicht mehr viel sehen konnte. Es hätte auch wenig Sinn gehabt, sich nochmals all die Unterlagen durchzusehen, die sie von ihren Besprechungen mit Kollegen und dem Staatsanwalt nach Haus mitgenommen hatte. Sie kannte sie inzwischen inund
auswendig.
Nun verbrachte sie ihren Sonntagabend hier im Dunkeln und wünschte, sie wäre allein, anstatt bewacht von einem Leibwächter in ihrem Apartment zu hocken. Er saß in ihrem kleinen Arbeitszimmer vor dem Fernseher und wartete darauf, in einigen Minuten von seinem Kollegen abgelöst zu werden.
Man hatte sie in einem Hotel unterbringen wollen, aber sie hatte sich geweigert. Soweit bekannt war, wussten die Leute, die hinter Jacks Ermordung standen, nicht, wo sie wohnte. Es hatte lange gedauert, ehe sieh ihre Vorgesetzten einverstanden erklärt hatten, dass sie in ihrem Apartment blieb. Daher musste sie eine vierundzwanzigstündige Bewachung
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