Die Braut des Cowboys
akzeptieren. Eric Nielsen, ein junger Beamter, hatte heute Abend die Aufgabe, ihr Leben zu schützen, bis sie morgen früh im Gerichtssaal Jacks Mörder identifiziert hatte. Der junge Beamte war voller Begeisterung bei der Sache, und Mercy wurde dadurch noch deutlicher bewusst, dass dieser Enthusiasmus in ihr längst erloschen war.
Der unentwegte Redefluss des Sportkommentators aus dem Arbeitszimmer brach abrupt ab. Mercy war sofort hellwach und fragte sich, was den Basketballfan dazu gebracht hatte, den Apparat mitten im Spiel auszuschalten. Dann hörte sie, was er zweifelsohne schon vor ihr gehört hatte: Es wurde an die Haustür geklopft. Und zwar kräftig. Sie klappte das Buch zusammen, sprang auf und griff nach ihrer Waffe auf dem Nachttisch, einer dunkelgrauen halbautomatischen Pistole.
"Eric?" rief sie.
"Ich sehe nach."
Mercy stellte sich an die Tür zum Wohnzimmer und lauschte aufmerksam. Sie hörte Eric fragen, wer da sei, aber von ihrem Platz aus konnte sie nur eine dumpfe, undeutliche Antwort durch die Tür hören. Als sie ins Wohnzimmer kam, sah sie ihren Kollegen durch den Türspion lugen, seine Fünfundvierziger-Automatic in der Hand.
"Ich sagte, sie ist nicht hier", rief Eric. Mercy war noch immer nicht dicht genug, um zu verstehen, was der Unbekannte draußen sagte. Aber als Eric seine Waffe hob, setzte ihr Herz einen Schlag lang aus.
"Mister, wenn Sie versuchen sollten, die Tür einzutreten, werden Sie es garantiert bereuen!" drohte Eric.
Ein Adrenalinstoß durchfuhr sie. Sie rannte durch den Raum und stellte sich auf die andere Seite der Tür in Position. Sollte der Unbekannte wirklich so dumm sein und sich mit Gewalt Zugang zum Apartment verschaffen, würde sie hinter der Tür stehen.
"Die Sache kommt mir komisch vor", flüsterte sie Eric zu.
"Wenn sie etwas vorhätten, würden sie es nicht so offen ankündigen. Vielleicht sehe ich einmal nach den hinteren Fenstern, falls es eine Ablenkung sein soll."
"Gute Idee", stimmte Eric ihr zu. "Aber was für eine lausige Ablenkung! Diese Cowboykluft, die der Typ dort draußen anhat, ist ziemlich verrückt."
Mercy erstarrte mitten im Schritt. "Cowboy?"
"Riesenhut und all das", sagte Eric. "Und nicht einmal Ihren Namen kann er richtig aussprechen." Er grinste schief.
"Vielleicht ist es irgendein Betrunkener, der das Apartment verwechselt hat. Heißt eine Ihrer Nachbarinnen möglicherweise Mercy und ist mit irgendeinem Clown in Cowboyhut und Stiefeln zusammen?"
Sie ließ fast ihre Waffe fallen. "Was?"
"Das hat er gesagt. Er hat gesagt, dass er hergekommen ist, um Mercy zu sprechen und nicht eher wieder gehen wird, bis er es getan hat."
"Mein Gott", flüsterte sie, rannte zur Tür und schaute durch den Spion. "Grant!"
Sie schob ihre Waffe in den Hosenbund, und bevor Eric reagieren konnte, hatte sie das Schloss geöffnet, den Riegel zur Seite geschoben und die Tür aufgerissen. Grant wirkte erschreckt, weil sie die Tür so schwungvoll öffnete. Sie konnte nichts sagen, sondern starrte ihn nur an. Er machte einen Schritt auf sie zu, und ihr Puls jagte hoch, in Erwartung seiner Umarmung. Aber dann blieb er stehen, seine Augen verengten sich, als er auf die Waffe in ihrer Jeans starrte und dann Eric bemerkte, der nur zwei Schritte hinter ihr stand, seine Waffe noch immer in der Hand.
"Sie kennen diesen Typen?" fragte Eric und musterte Grant zweifelnd von Kopf bis Fuß. Sie verstand, warum. In seinem ausgeblichenen, mitgenommenen Stetson, der schweren Schaffell-Jacke, Jeans und abgetragenen Cowboystiefeln sah Grant kaum aus wie ein Einwohner der Zwillingsstädte.
"Ja", sagte sie sanft. "Das tue ich. Komm herein, Grant."
Grant beäugte Eric misstrauisch, und sein Blick blieb kurz auf der Fünfundvierziger liegen. Der junge Polizist schob sie hastig in sein Schulterhalfter und trat von der Tür zurück. Grant kam herein, und Mercy schloss die Tür hinter ihm.
"Dann stimmt es also wirklich", begann er ohne Einleitung und blickte von dem jungen, gutgekleideten, aber bewaffneten Eric zu der Waffe in Mercys Jeans. "Verdammt, Mercy, warum hast du mir das nicht gesagt?"
"Grant..."
"Die ganze Zeit über hast du niemals erwähnt, dass diese Typen versucht haben, dich umzubringen. Zweimal."
Sie wusste nicht, wie er es herausgefunden hatte, und es spielte jetzt auch keine Rolle mehr. "Dazu gab es keinen Grund."
Er erstarrte. "Keinen Grund?"
"Wir haben sichergestellt, dass sie meine Spur zu deiner Ranch nicht verfolgen konnten. So befand sich niemals
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