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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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haben sich in mir getäuscht«, sagte Lorenzo. »Gehen Sie auf die andere Seite des Wagens.«
    »Nein, ich habe recht …«, begann Giallo.
    Lorenzo hob die Armbrust. Giallo erstarrte, dann hoben sich seine Hände. »Aber nein …«, stammelte er. »Aber nein …«
    Lorenzo drückte mit einer schnellen Handbewegung die Federn des Bolzens hinter der Nuss fest. Giallo begann rückwärtszugehen, obwohl Lorenzo nicht einmal in seine Richtung zielte.
    Schwester Immaculata gab die Schüssel zurück, und Verruca vollführte eifrige Gesten: Soll ich nachfüllen? Es schien Lorenzo das erste Mal zu sein, dass die junge Schwester nicht zurückzuckte, wenn einer der Männer eine schnelle Bewegung machte. Die Gestalten in den Schatten schienen jetzt zu viert zu sein. Wenn Verruca als Erster dran glauben musste, dann wäre Schwester Immaculata die Nächste gewesen, Clarice die Übernächste … Magdalena trat heran und legte Verruca eine Hand auf die Schulter.
    »Verdammt«, murmelte Lorenzo. Er hob die Armbrust an die Schulter. Der Schaft fühlte sich nicht richtig an; zu leicht und schmal. Enrico hatte daran herumgeschnitzt, um die Waffe für einen schnellen Schuss aus der Hüfte tauglich zu machen. Schwester Immaculata schüttelte den Kopf. Einige der Männer hatten die Köpfe in die Richtung gewandt, in der die schattenhaften Gestalten standen, aber dazwischen war das Feuer, und was sie jenseits des Feuers sahen, war einfach eine schwarze Wand. Lorenzo, der versuchte, nicht direkt zu den Gestalten zu blicken, weil er wusste, dass sie dann nicht mehr zu sehen sein würden, zielte aus dem Augenwinkel. Er spürte die Vorwärtsbewegung eher, als dass er sie erblickte. Schwester Magdalenas Kopf schnappte nach oben, und sie fuhr herum – diesmal wusste er, dass sie zu ihm herüberspähte. Sie führte ihre Drehung fort, nur schien sie plötzlich verlangsamt zu sein, langsam wie unter Wasser. Die erste Gestalt trat in den Lichtschein …
    »Gottverdammt«, flüsterte Lorenzo. Sein Daumen schien wie erstarrt, als er versuchte, ihn auf den Abzug zu senken.
    »Wenn du jetzt anfängst, die Dörfler umzulegen, wissen sie gar nicht mehr, wer ihr Freund ist«, sagte die Stimme Cortos nahe an seinem Ohr.
    »Verflucht, verflucht, verflucht«, zischte Lorenzo und senkte die Waffe. Zwei alte und zwei jüngere Männer standen jetzt am Rand des Feuerscheins. Sie trugen noch die Schaufeln bei sich, mit denen sie die Gräber ausgehoben hatten. Cortos Männer am Feuer winkten ihnen zu. Verruca hatte sich umgedreht und lächelte sein nervöses Lächeln. Lorenzo hörte, dass jemand die vier Männer fragte, ob sie ihnen noch mehr zu trinken gebracht hätten, während ein anderer rief, wenn sie nichts mehr hätten, könnten sie am Feuer noch etwas bekommen. Von den Personen am Feuer rief und lachte und winkte nur eine Einzige nicht zu den Neuankömmlingen hinüber: Schwester Magdalena. Lorenzo sah sie als Silhouette vor dem Feuer stehen. Sie schaute ihn über die ganze Distanz hinweg an.
    Lorenzo sah sich um. Er blinzelte. Francesco Giallo stand halb verdeckt hinter dem Trosswagen und starrte mit hervortretenden Augen zu Lorenzo herüber. Wenn er die Geste gewagt hätte, hätte er den Finger auf die Lippen gelegt. Enricos Gesicht schob sich in Lorenzos Blickfeld; Enrico streckte die Hand nach der Armbrust aus.
    »Ich habe dir gleich gesagt, Corto, gib ihm einen Grashalm«, sagte Enrico. »Damit kann er wenigstens keinen Schaden anrichten.«
    »Das Ding liegt schlecht in der Hand«, sagte Lorenzo und gab die Armbrust zurück. »Du hast es mit deiner Schnitzerei ruiniert.« Enrico riss ihm die Waffe aus der Hand.
    Ein paar von den Männern am Feuer deuteten zum Trosswagen hinüber. Die Köpfe der Dörfler drehten sich herum. Verruca stand auf und rief etwas und winkte. Corto legte Lorenzo die Hand auf die Schulter, schob ihn sanft beiseite und machte sich auf den Weg zum Feuer hinüber. Urso folgte ihm; Enrico war in der Dunkelheit verschwunden. Der Gefangene war nirgends zu sehen. Lorenzo drehte sich um und sah zu, wie Fabio als Letzter aus dem Wagen kletterte. Bevor die Plane sich schloss, sah er das Lächeln des Gefangenen, der mit auf dem Rücken gefesselten Händen und zusammengeschnürten Beinen zwischen Clarice Tintoris Kissen saß und so zufrieden aussah wie ein Burgvogt. Fabio nickte Lorenzo zu und sah mit zusammengekniffenen Augen zum Feuer.
    »Was ist los? Was wollen die Dörfler?«, fragte er.
    »Vielleicht sagt mir jemand, was hier los

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