Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007
ist?«, erkundigte sich Lorenzo. »Was hat euch der Kerl erzählt?«
»Schlechte Neuigkeiten«, sagte Fabio, ohne den Blick vom Feuer zu nehmen, vor dem Corto jetzt angekommen war und in seiner üblichen Art begonnen hatte, die Schultern der Dörfler zu klopfen.
»Dem Papst hat jemand das Mittagessen versalzen?«, fragte Lorenzo, als Fabio nicht weitersprach.
»Nein«, sagte Fabio geistesabwesend. »Wir haben nicht alle von den Kerlen erwischt. Zwei sind entkommen und jetzt wahrscheinlich schon auf dem halben Weg zu ihrem Heerhaufen. In der Dunkelheit haben wir keine Chance, sie zu finden und abzufangen.«
»Sagt er«, knurrte Lorenzo und deutete mit dem Daumen hinter sich zum Trosswagen. »Wer sagt euch, dass er nicht lügt?«
»Warum sollte er? Was kann er damit gewinnen, wenn er uns in Alarmbereitschaft versetzt?« Fabio strich sich übers Kinn. »Was zeigen ihm die da? Kannst du was erkennen?«
Lorenzo sah, dass der älteste der Männer etwas Langes, Schlappes in die Höhe hielt und hektisch darauf deutete. Das Gelächter und Gemurmel um das Feuer herum erstarb. Lorenzo sah an sich herab. Im Ausschnitt seines Hemdes baumelte das schwarze Band. Er war sicher, dass der alte Mann vorne beim Feuer ebenfalls ein schwarzes Band in die Höhe hielt.
»Wer weiß, was er für Pläne ausheckt. Es geht um seinen Hals, oder nicht? Da wird jeder Mann erfinderisch.«
»Nein«, sagte Fabio ungeduldig. »Er lügt nicht. So gut kenne ich ihn; so gut kennen ihn die meisten von uns.«
»Woher kennt ihr ihn?«
Fabio wandte sich endlich vom Feuer ab, wo die Dörfler flehend die Hände gehoben hatten und alle Gespräche des Wolfspacks verstummt waren. Er sah Lorenzo in die Augen, dann wanderten seine Blicke hinab bis zu dem schwarzen Band in seinem Kragenausschnitt. Er pflückte es heraus und hielt es mit spitzen Fingern hoch. »Das ist Georg Vogler«, sagte er zuletzt. Seine Zunge stockte bei dem fremden Namen, aber nicht so sehr, als hätte er ihn zum ersten Mal ausgesprochen, »Genannt Macello, der Schlächter, worauf das Arschloch auch noch stolz ist. Du hast seine Arbeit heute bewundern können.«
»Und er …?«
Fabio seufzte. Er betrachtete das schwarze Band, das leise hin und her pendelte. »Er war unser capitano. Wir waren alle bei der Schwarzen Schar, Kleiner. Wir sind abgehauen.«
»… warum …?«
»Ist der da drin kein guter Grund? Aber ich will nicht für die anderen sprechen – ich nehme an, jeder hatte seine eigenen Gründe, mit Corto zu gehen.«
Fabio öffnete die Finger. Das schwarze Band begann zu fallen, schlang sich um sich selbst, vollführte einen flatternden Tanz und schien noch immer zu leben, als es auf dem Boden landete. Fabio stellte einen Fuß darauf und verrieb es so hart, dass das Leder seines Stiefels knarrte. Als er den Fuß hob, lag das schwarze Band wie ein obszöner Schmutz zwischen den beiden Männern.
»Tja«, sagte Fabio und sah zum Trosswagen, »heute ist Macello der zweite Trupp Männer abhandengekommen – allerdings ein bisschen endgültiger als wir. Die zwei Kerle, die uns entwischt sind, werden der Schwarzen Schar berichten, dass ihre Genossen in diesem Dorf hier kaltgemacht worden sind. Konrad von Landau kann nicht zulassen, dass es sich herumspricht, dass seine Leute von Dörflern mit Dreschflegeln und von ein paar Landstreichern wie uns aufgerieben worden sind. Das kratzt am Nimbus der Unbesiegbarkeit. Also wird er sich mit seinem Heer hierher auf den Weg machen, und wenn er wieder weg ist, wird es nicht aussehen, als habe an dieser Stelle jemals ein Dorf gestanden. Das ist die schlechte Neuigkeit, Kleiner. Wir müssen hier weg. Corto hatte sich alles gut ausgedacht, aber jetzt ist der Plan zum Teufel, und wir müssen sehen, wo wir bleiben.«
»Verdammt!«, sagte Lorenzo.
Fabio schien zu wissen, dass Lorenzo nicht so sehr den Umstand meinte, dass sie hier bedroht waren. Er nickte.
»Hast du nicht in deiner Vergangenheit etwas, auf das du nicht gerade stolz bist? Das dir manchmal beim Aufwachen einfällt, und dann denkst du: Mensch, das habe ich getan!, und dann würdest du kotzen, wenn du was im Magen hättest?«
Lorenzo antwortete nicht.
»Schön für dich«, sagte Fabio. Er wandte sich ab. »Ich geh mal nachschauen, was die Dörfler wollen.« Obwohl es unglaublich klang, schien es Lorenzo, als wäre der muskulöse Mann verlegen.
»Was ist es?«, rief Lorenzo ihm hinterher. »Was macht die Schwarze Schar so unbesiegbar? Warum konnten wir sie heute
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