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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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nachts auf der Strohschütte unfreiwillige Zeugen wurden. Das Feuer vom Dorfplatz hatte matten Lichtschein durch die Baumstämme geworfen, und das Gelächter und die Lieder waren gedämpft zu dem vierzehnjährigen Lorenzo und seiner Gespielin gedrungen, nicht viel anders als hier … Schockiert erkannte Lorenzo plötzlich, dass Magdalena sich umgedreht hatte und anscheinend genau in seine Richtung blickte, als ob er seine Gedanken laut ausgesprochen und sie ihn gehört hätte. Er trat einen Schritt weiter in die Dunkelheit neben dem Trosswagen zurück.
    »Lorenzo, ich bezahle dafür!«, sagte Francesco Giallo.
    »Wofür?«, fragte Lorenzo.
    »Sie sind stark und kampferprobt und haben ein Pferd. Von der Bande hier kann keiner vernünftig reiten. Sie bringen mich in Sicherheit, und sobald wir in Bologna sind, bezahle ich Sie. Das sind nur ein paar Meilen … Seit Wochen sind es nur ein paar Meilen bis nach Bologna …« Er atmete ein und versuchte, die Hysterie aus seiner Stimme zu verbannen. »Helfen Sie mir zu fliehen, und ich bezahle Sie. Wie viel wollen Sie?«
    »Es kommt aufs Gleiche raus, ob Sie mich für Ihre Flucht bezahlen oder ob Sie abwarten, bis man das Lösegeld für Sie beisammenhat.«
    »Sie würden weniger verlangen«, sagte Giallo.
    »Das glauben Sie .«
    »Ich weiß es. Sie sind ein guter Mann. Ich kann Ihnen Arbeit geben, wenn ich erst wieder zu Hause bin. Lorenzo, holen Sie Ihre Familie nach Bologna! Ich sorge dafür, dass Sie wieder auf die Beine kommen. Was halten Sie davon?«
    »Corto würde das nicht gefallen«, sagte Lorenzo langsam. Er hatte seine Augen kaum von der Szene am Feuer abgewandt. Clarice saß abseits und blickte zum Trosswagen herüber; Verruca schnürte nervös zwischen ihr und den Nonnen hin und her. Die drei Schwestern bewegten sich mit wachsender Sicherheit zwischen den Männern, als handle es sich um übermütige Knaben aus einem Waisenhaus, das unter ihrer Leitung stand. Schwester Immaculata blieb zwar in der Nähe Magdalenas, aber die andere, Schwester Radegundis, bei der nicht einmal die Kutte verleugnen konnte, dass darunter ein Körper steckte, der Kardinälen das Wasser im Mund hätte zusammenlaufen lassen – Kardinälen vor allem –, lachte und scherzte und trank, wenn man ihr einen Becher vor die Nase hielt. Lorenzo hätte gern mit am Feuer gesessen, und sei es nur, um Teil der Verbundenheit zu sein, die sich unbemerkt gebildet hatte. Er ahnte, dass er sich in Wahrheit auch dort vorn zwischen den Männern allein fühlen würde; er ahnte aber auch, dass es Schwester Magdalena nicht anders erging, mochte sie auch noch so eifrig bemüht sein, die Verbände zu überprüfen. In ihrer Einsamkeit wären sie beide zusammen gewesen. Kein Fundament, um Hoffnung darauf zu bauen, aber ab und zu war es schon wohltuend, eine verwandte Seele in der Nähe zu wissen. Worüber dachte er eigentlich nach? Hier gab es überhaupt nichts, worauf man bauen konnte, hier gab es nur den Plan, Clarice zu befreien und mit ihr zu fliehen, sobald sich die Gelegenheit ergab, und was Francesco Giallo sagte …
    »Corto hat verspielt«, sagte Giallo. »Wir sind nicht mal einen Tagesritt von Bologna entfernt. Sobald wir dort sind, trommle ich eine Truppe zusammen, die mit ihm Schluss macht. Sie können diese Truppe führen, wenn Sie möchten. Wir werden sie einholen, und dann machen wir ihnen Mann für Mann den Garaus und holen die beiden Jungs und Monna Clarice hier heraus.«
    »Sie werden die Geiseln umbringen, wenn sie angegriffen werden.«
    »Mann für Mann«, wiederholte Giallo. »Diese Männer verdienen keine Gnade. Sie gehören nicht dazu, Sie sind anders … aber diese Kerle …«
    »Und was ist mit den Schwestern?«
    »Wir müssen das Zug um Zug angehen. Befreien Sie zuerst mich, das ist der Schlüssel zu allem. Meine Heimat liegt diesem Ort hier am nächsten.«
    Lorenzo bemerkte eine Bewegung am Rand des Lichtkreises, den das Lagerfeuer bildete. Es sah aus, als stünde jemand dort, wo ihn das Licht gerade nicht mehr erreichte. Es sah aus, als wären es mindestens drei. Sie trugen etwas in den Händen. Er änderte seinen Griff um die Armbrust. Er sah, wie Verruca mit offener Glückseligkeit – und offenem Mund – strahlte, als Schwester Immaculata eine Schüssel von ihm annahm und ihm schüchtern zunickte. Verruca wandte den drei Männern im Schatten den Rücken zu. Wenn das, was sie in den Händen hielten, Piken oder Bögen waren, würde Verruca als Erster dran glauben müssen.
    »Sie

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