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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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sehnlicher gewünscht hatte, als ihm diese zu schenken.

Kapitel 34.
    D ie Rauchwolke hatte sich anfangs wie ein schütterer Bienenschwarm über dem Schilf und den Baumgruppen erhoben, war dichter und dunkler geworden und stand schließlich wie ein niedergedrückter, nach Osten zerfasernder Riesenpilz zwischen dem Land und dem Regen. Bandini lenkte sein Pferd von der Straße in das offene Feld hinein, ohne etwas zu sagen. Die Männer folgten ihm ebenso schweigend. Er ließ sein Pferd in langsamem Trab laufen, doch die dunkle, träge wallende Erscheinung schien ebenso zu locken wie zu warnen, und als die Lockung stärker wurde, spornte er seinen Gaul. Die letzten zehn Minuten legten sie in schnellem Galopp zurück, und als sie auf die Nebenstraße trafen, die nicht mehr als eine breite Spur im Gras war, schlossen sie zu einer engen, vorwärtsdonnernden Linie auf, die jeden Feind, der sich ihr entgegengestellte, niedergetrampelt hätte. Die Spur wurde zu einem breiten Pfad, und schließlich ließ Bandini halten. Die Wolke hing direkt über ihnen, rot und golden beleuchtet an der Unterseite, jetzt kein Pilz mehr, sondern die Hand eines Giganten, die sich drohend erhob und nach ihnen zu greifen schien. Funken wirbelten, der Geruch eines tosenden Feuers drang in ihre Nasen, vermischt mit dem Gestank nassen Rauchs und feuchter Asche. In die Stille nach dem Hufgedröhn hörten sie ein heftiges Prasseln. Zwischen ihnen und der Stelle, an der das Feuer wütete, lag eine ausgedehnte Fläche mit fast baumhohem Schilf.
    »Niccolò, T. G. , Kardinal – Zangenbewegung nach West!«, befahl Bandini. »Schaut nach, was da brennt. Wenn wir sicher vorrücken können, kommt der Kardinal zurück und holt uns andere.«
    »Wann wissen wir, ob es sicher ist?«, fragte der Kardinal und grinste spöttisch.
    »Wenn du mit einem Bolzen in deinem blöden Schädel zurückkommst, ist es nicht sicher«, sagte Bandini.
    T. G. warf seinem Kumpan einen zornigen Blick zu. »Wenn wir angegriffen werden?«, fragte er dann knapp.
    »Abhauen«, sagte Bandini.
    »Es könnten die Leute sein, die wir suchen.«
    »Ihr werdet sie zu dritt nicht schnappen.«
    T. G. nickte. Er war ein Bandit, aber er war kein völliger Narr. Er schnürte den schweren Ballen aus Decken, Beuteln und Proviant hinter seinem Sattel los und ließ ihn auf den Boden fallen. »Vergesst ihn bloß nicht, ihr Pfeifen«, sagte er zu den Zurückbleibenden. »Da sind das Mehl und die Graupen drin.«
    »Guten Appetit, wir bringen alles mit«, sang Pietro Trovatore.
    Die Kundschafter entfernten sich nach Westen vom Weg und verschwanden hinter Buschwerk. Bandini nahm schweigend seine Armbrust vom Sattelhaken und stemmte sie ein, um sie zu spannen. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Pietro schon damit angefangen hatte. Buonarotti lockerte den Katzbalger in seinem Gürtel und wog die Hiebaxt in der Hand, bevor er sie wieder in ihre Schlaufe am Sattel zurückschlüpfen ließ. T. G. ’s Leute sahen ihnen mit dumpfen Gesichtsausdrücken zu, bevor eine Art Erkenntnis simultan durch sie hindurchging und sie hektisch begannen, ihre jeweiligen Waffen ebenfalls einsatzbereit zu machen. Bis auf das unvermeidliche Sattelknarren, Klingen von Metall und das Schnauben und Stampfen der Pferde gab es keinen Laut; als einer der Florentiner Banditen Rauch in den Hals bekam und zu husten anfing, versuchte er ihn zu unterdrücken und erstickte beinahe daran. Bandini blickte zu Pietro hinüber und stellte fest, dass der Mann ihn seit Längerem musterte; bevor Bandini den Blickkontakt unterbrechen konnte, lächelte Pietro und nickte.
    Bandini biss die Zähne zusammen. Ein halber Tag und eine Nacht in Gesellschaft Pietros hatten ihn gelehrt, was die Geste bedeutete: Er hatte einen Befehl erteilt, den Lorenzo Ghirardi in ähnlicher Situation ebenfalls erteilt hätte. Die gleiche Wut wie beim ersten Mal, als er die Sachlage durchschaut hatte, schoss in ihm hoch, und genau wie beim ersten Mal bezwang er sie. Bandini traute Pietro und Buonarotti nicht über den Weg, was ihre Loyalität betraf, und er war überzeugt, dass die beiden versuchen würden, Lorenzo auf irgendeine Weise zu warnen. Zugleich waren sie bis jetzt die zuverlässigsten Mitglieder seines Haufens gewesen. Niccolò wiederum würde Lorenzo noch in die Wade beißen, wenn er Bandini damit helfen konnte, ihn festzunehmen, aber als Mitglied einer Truppe und gar als Bandinis Stellvertreter war er eine Zumutung. Die Banditen zuletzt waren, was Disziplin und

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