Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007
blöde Stück«, erklärte Bandini. »Ohne sie hätte ich einen Weg gefunden, uns alle herauszuhauen. Die waren nicht so viele – ein Dutzend Kerle und ihr Räuberhauptmann. Habt ihr noch was in dem Weinschlauch? Ich habe das Gefühl, mein Brummschädel vergeht, je mehr ich davon trinke. Hoffentlich hält er noch vor, bis wir aufbrechen und die Bastarde verfolgen.«
»Mhm«, sagte Lorenzo. Zu Bandinis kreidigem Teint hatte sich mittlerweile ein schmutzigfarbener Schatten unter seinem gesunden Auge gesellt. Der Kopfverband war dort, wo er auf der Stirn auflag, nass vom Schweiß. Wortlos wandte er sich ab und schlug Schinken und Mehlsäckchen in einen Leinenfetzen ein.
Dies war geschehen: Antonio Bandini hatte mit seiner Schutzbefohlenen und seinen Männern spät am vorigen Tag den Treffpunkt erreicht. Er erkannte sofort die Nachteile des Platzes und dass die Planung der Übergabe eine Schönwetterplanung gewesen war, die Verspätungen nicht berücksichtigte. Er drängte darauf, noch ein paar Meilen weiterzuziehen, Lorenzos Trupp entgegen. Alles wäre gut gewesen, wenn sich Clarice Tintori nicht geweigert hätte, seine Anordnungen zu befolgen.
»War schon ein Wunder, dass wir nur um einen halben Tag zu spät waren«, sagte Bandini. »Je näher wir dem Treffpunkt kamen, desto langsamer wurden wir.«
Unter den Bäumen des Wäldchens war die Nacht schon angebrochen, sodass Bandini nicht sicher war, ob die Angreifer sich im Schutz der Finsternis angeschlichen hatten oder schon vorher dort gelegen waren. Kein Reisender konnte ausschließen, dass er von den berittenen oder zu Fuß gehenden Aasvögeln der Landstraße nicht schon seit Tagen beobachtet wurde. Jedenfalls erwachten Bandini und diejenigen seiner Männer, die er nicht zur Wache eingeteilt hatte, von unzarten Fußtritten und starrten danach auf die eisernen Spitzen mehrerer Spieße, auf gespannte Langbögen und eine Armbrust und auf ein kleines Wäldchen aus Schwertklingen; vor allem aber auf das lächelnde Gesicht eines kahlköpfigen, mittelgroßen Mannes, der mit sich und der Welt in diesem frühen Morgengrauen völlig im Reinen schien. Die drei Wachen lagen reglos neben dem Feuer. »Ihr anderen müsst nicht sterben«, erklärte der Kahlköpfige, »wenn wir alle miteinander vernünftig sind.«
»Sie umzingelten uns und nahmen uns alle Waffen ab«, erzählte Bandini. »Die einen durchsuchten den Trosswagen, die anderen den Reisewagen. Was sie auch taten, sie taten es so diszipliniert wie die Schweizergardisten des Papstes. Ihr Anführer, dieses kahlköpfige Schwein, sah sich währenddessen alles durch, was sie ihm brachten, und sortierte aus. Was nicht Proviant, Waffen oder wertvoller, leicht zu transportierender Schmuck war, warf er weg.«
Als die Angreifer den Reisewagen enterten und Clarice Tintori und ihre Magd nach draußen zerrten, schien die Disziplin der Männer kurz zu wanken – Geschrei, Pfiffe, obszöne Gesten, Becken, die ruckartig nach vorn geschoben wurden. Es bedurfte nicht mehr als eines Blickes vonseiten des Anführers, um wieder geordnete Zustände herzustellen. Clarice hielt sich tapfer und versuchte, den Kahlkopf mit Blicken zu erdolchen, als dieser einmal um sie herumging. Ihre Magd war weniger gefasst und schluchzte und zitterte am ganzen Körper.
»Ich ließ kein Auge von ihr. Wenn jemand durchdrehen und uns alle in Gefahr bringen würde, dann sie – das war mir klar. Und ich will verdammt sein, wenn ich nicht einen Blick dieses Schurken mit der Glatze auffing, aus dem sich herauslesen ließ, dass er sich über genau dasselbe Gedanken machte und besorgt darüber war.«
Franceschino hielt es nicht mehr aus. »Glauben Sie, dass das Konrad von Landau war?«
Bandinis Antwort bestand aus einem taxierenden Blick seines gesunden Auges. »Dem Bastard war vollkommen klar, über was für eine glückliche Situation er und seine Scheißkerle gestolpert waren«, knurrte er.
Der Anführer der Gesetzlosen erläuterte seinen Plan: Bandini und seine Männer zu fesseln und in den Wald zu bringen, wo sie darauf warten konnten, bis das Abholkommando eintraf. Clarice, die er nur »Die Madonna« nannte, und ihre Magd würden sie hingegen mitnehmen und gegen ein anständiges Lösegeld freilassen, für dessen Einforderung Bandini freundlicherweise den Boten spielen wolle. Dann fügte er in scherzhaftem Ton hinzu, dass sie die Magd vielleicht doch nicht freilassen würden, weil sie ganz schmackhaft aussähe …
… und das genügte, dass das junge
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