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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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und nahm die Dinge in Augenschein, die zum Vorschein kamen. In einem ledernen Köcher steckte das Schreiben, das Domenico Bianchi ihm mitgegeben hatte für den Fall, dass der Treckführer des Brautzuges eine Legitimation verlangen würde. Er wusste nicht, was darin stand; der Behälter war versiegelt. Irgendwie hatte sich keine Notwendigkeit ergeben, ihn zu übergeben. Er warf ihn auf den kleinen Haufen, der aus seinem festen Mantel bestand, seinem zweiten Paar Stiefel, dem Schmalztiegel und dem grobwollenen Überwurf, den Domenico Bianchi junior, stets praktisch veranlagt, seiner Braut hatte zukommen lassen wollen. Als er auf das Kästchen mit dem Schmuck stieß, den Domenico Bianchi senior als erstes Willkommensgeschenk ausgesucht hatte, zögerte er. Er wog es in der Hand.
    »Sie hat nicht auf Sie gehört, nehme ich an«, sagte er über die Schulter zu Bandini.
    Bandini verdrehte das Auge und nahm einen weiteren Schluck. Er warf einen kurzen Blick zu Buonarotti, Uberto, Maffeo und seinem eigenen Knecht hinüber, die – weit genug vom Waldrand entfernt, um die Wurzeln zu vermeiden – ein Grab aushoben. Lorenzos Männer benutzten ihre Spieße und Schwerter; Bandinis Knecht schaufelte mit einem Brett, das er aus dem Wagenboden gelöst hatte. Die Angreifer hatten nichts aus Eisen zurückgelassen, und schon gar keine Waffen. »Weiber«, brummte Bandini. »Die guten Männer sterben immer der Weiber wegen. Das war schon bei Troja so.« Er gab den Weinschlauch an Pietro Trovatore weiter. »Wenn Sie mit Ihren Männern rechtzeitig hier gewesen wären, hätten wir das Wäldchen sichern können.«
    Pietro nahm einen tiefen Schluck aus dem Schlauch und stieß dann Franceschino an, der Antonio Bandini mit offenem Mund anstarrte. Franceschino blinzelte und trank, ohne darauf zu achten. Lorenzos legte das Schmuckkästchen nach kurzem Nachdenken ebenfalls auf den kleinen Haufen und trat zu den Männern hinüber.
    »Ich habe von Anfang an gesagt …«, begann Niccolò.
    »Sie waren auch zu spät dran«, sagte Lorenzo. »Wir sollten gestern irgendwann um die Vesperzeit hier zusammentreffen.« Er deutete auf das gelöschte Feuer. »Das hier ist die Asche von höchstens einer Nacht. Wären wir pünktlich gewesen, hätten wir auf euch gewartet.«
    Bandini grinste Lorenzo an. Lorenzo grinste zurück.
    »Weiber«, sagte Bandini.
    »Wie stark war die Gruppe, die Sie überfallen hat?« Lorenzo klaubte die Streifen getrockneten Schinkens aus dem Proviant heraus, den sie auf einem Leintuch neben das erloschene Feuer gelegt hatten. Er nahm den kleineren Beutel mit dem Mehl an sich und war sich des nachdenklichen Blicks bewusst, mit dem Pietro Trovatore ihn musterte.
    »War es die Schwarze Schar?«, fragte Niccolò. Pietro Trovatore und noch ein paar von den Männern blickten überrascht auf und schauten sich sichernd um.
    Bandini ignorierte die Frage. Er betrachtete Lorenzos Gesicht. »Habe ich Sie schon irgendwo gesehen?«, fragte er. »Ich habe das Gefühl, ich kenne Sie.«
    »Vielleicht waren Sie vor Kurzem in Florenz?«, erklärte Franceschino eifrig. »Lorenzo ist seit gut drei Jahren unser capitano – vielleicht sind Sie ihm dort über den Weg gelaufen?«
    »Kein Bandini war mehr in Florenz, seit mein verfluchter Onkel seinerzeit Giuliano de’Medici ermordet hat«, sagte Bandini.
    Die Männer schwiegen verlegen. Offensichtlich hatte noch keiner von ihnen die naheliegende Verbindung hergestellt. Bernardo Bandini hatte während der Ostermesse des Jahres 1478 einen Anschlag auf Giuliano und Lorenzo de’Medici verübt. Er war nicht allein gewesen, und er hatte auch nicht die Idee dazu gehabt; dafür zeichneten der Bischof von Pisa und Papst Sixtus verantwortlich. Aber es war sein Schwert gewesen, das Giuliano ins Herz gedrungen war. Wer von der Sippe der Bandini in den Tagen danach nicht der Rache der Medici-Anhänger zum Opfer gefallen war, hatte Florenz auf immer verlassen.
    »Vierzig Jahre her«, sagte Lorenzo, der nicht geblinzelt hatte. »Eine Ewigkeit.«
    »Ich war ein kleiner Junge«, erwiderte Bandini. »Man empfindet die Zeit anders, wenn man in einer Sache drinsteckt. Ich könnte schwören, ich hätte Sie schon mal gesehen.«
    »Ich habe ein Dutzendgesicht«, sagte Lorenzo und lächelte.
    »Zusammen hätten wir die Schurken zur Hölle geschickt«, knurrte Niccolò und hieb mit einer Faust in die Handfläche. »Dann würden wir sie jetzt einscharren anstatt Ihrer tapferen Männer und der armen Magd von monna Clarice.«
    »Das

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