Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
leicht. »Ich möchte Ihnen nicht vorschreiben, was Sie tun sollen, Sir, aber an Ihrer Stelle würde ich die Lady nicht mehr loslassen. Sie ist genau die richtige für Sie.«
»Sie hätten es mir früher sagen müssen, Finnegan«, sagte Robert ernst, jeglicher Zorn war plötzlich aus ihm gewichen, und geblieben war nur die Angst, seinen Liebling und seine schönen Zukunftsträume zu verlieren. »Da … da wäre es noch … leichter gewesen.«
»Leichter?«
»Ja.« Er ließ sich erschöpft auf einen Stuhl fallen. »Sie haben es doch selbst gesagt: Das ist keine Frau für mich. Keine Alice …«
Finnegan wiegte bedächtig seinen Kopf. »Wissen Sie, Captain, meine Alice kommt auch nicht gerade aus der Gosse. Und Ihre Mutter – soviel mir bekannt ist, stammte sie ebenfalls aus einer guten Familie.«
»Das weiß ich selbst«, knurrte Robert. »Aber sie war keine reiche und verwöhnte Frau wie Vanessa – eine Gräfin de Chastel!« Er lachte spöttisch auf. »Wie konnte mir nur so eine Dummheit passieren! Das werde ich Ihnen niemals verzeihen, Finnegan, dass Sie mich nicht gewarnt haben!«
Sein Freund zuckte mit den Schultern. »Na, und wenn schon! Was macht es denn aus, dass sie reich ist? Wenn es umgekehrt wäre, würden Sie sich ja auch nicht daran stören, nicht wahr? An Ihrer Stelle würde ich sie nach Hause bringen und heiraten, und das so schnell wie möglich.«
»Ich kann sie nicht heimbringen, wir sind schließlich nicht auf einer Vergnügungsfahrt, sondern haben den Auftrag, so viele Kriegsschiffe wie möglich abzufangen. Wir könnten auf dem Weg dahin fünfmal versenkt werden!«
Finnegans Gesicht wurde ernst. »Dann müssen Sie sie eben doch entweder nach Guadeloupe bringen, wie Sie es ursprünglich geplant hatten, oder zu ihrem Onkel nach Jamaika.« Er nahm ihm gegenüber Platz. »Jamaika ist gut befestigt. Ich glaube nicht, dass Gefahr besteht, dass die Insel von den Franzosen eingenommen wird. Sie ist dort in Sicherheit, und Sie können sie abholen, wenn der Krieg vorbei ist. Sollte … sollte die Independence wirklich nicht zurückkehren, so ist sie bei ihrem Onkel gut aufgehoben. Besser als bei uns daheim oder bei Fremden. Alice würde sie zwar aufnehmen, aber mein Heim bietet ihr gewiss nicht den Luxus wie die Plantage eines reichen Verwandten.«
Robert stützte den Kopf in die Hände. »Ich werde sie nach Jamaika bringen, aber alles andere ist vollkommen unmöglich. Mein Gott!«, stöhnte er. »Und ich hätte ihr beinahe einen Heiratsantrag gemacht! Zum Glück ist damals das englische Schiff dazwischengekommen …« Kein Wunder, dass sie ihn so befremdet angesehen hatte, als er sie bat, bei ihm zu bleiben!
Finnegan musterte seinen Captain, den er noch niemals so niedergeschlagen gesehen hatte. »Captain! Robert! Denken Sie darüber nach. Sie würden es für den Rest Ihres Lebens bereuen, diese Frau weggeschickt zu haben!«
»Besser, als dass sie es bereut, mich geheiratet zu haben«, erwiderte Robert bitter. Er atmete tief durch, stand auf und verließ die Kabine.
Finnegan wollte noch etwas sagen, aber er schlug ihm die Tür vor der Nase zu und ging an Deck, um nachzudenken. Die Vorstellung, seine Liebste zu verlieren, war so überaus schmerzhaft, dass er allein sein musste. Er hatte sich schon insgeheim an den Gedanken gewöhnt, mit ihr verheiratet zu sein, hatte davon geträumt, ihr ein kleines Haus zu kaufen, mit einem Gärtchen, in dem sie Gemüse pflanzen und in dem die Kinder herumlaufen konnten, während er auf See war, um fette Prisen zu erobern. Und jetzt das!
Gräfin de Chastel! Er würgte förmlich an diesem Namen. Finnegan hatte ja recht, abgesehen von Vanessas Reichtum passten sie wohl wirklich nicht schlecht zusammen, aber es war vollkommen unmöglich, dass eine Gräfin einen mittellosen Captain heiratete. Allein schon diese Schmuckschatulle, in die sie so selbstverständlich gegriffen hatte! Wahrscheinlich gehörte nicht nur ein Teil davon ihr, sondern die ganze glitzernde Pracht.
Ein anderer Gedanke erfasste ihn und presste sein Herz schmerzhaft zusammen: Weshalb hatte sie nichts gesagt? Wenn Finnegan sie erkannt hatte, dann wussten sie und ihr Diener zweifellos auch, auf wessen Schiff sie sich befanden. Warum nur hatte sie geschwiegen?
» Aus Misstrauen «, war die Antwort, die er sich selbst geben musste.
Für Minuten fraß sich diese Erkenntnis durch seinen Körper. Sie hatte ihm von Beginn an misstraut, ihn für nicht besser gehalten als seinen Bruder. Hatte sie
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