Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
geschoben, da es ihm absolut lächerlich erschienen war, eine reiche Lady könnte plötzlich als Liebchen seines Bruders hier auf dem Schiff auftauchen.
Dabei passte alles so gut zusammen! Sie war Richtung Portsmouth unterwegs gewesen, von wo aus die Flotte der englischen Schiffe absegelte, und war nur umgekehrt, um Finnegan auf seine Bitte hin nach Dover zu bringen. Die Stimme. Ja, es war ihre Stimme gewesen. Wie konnte er nur so unglaublich einfältig gewesen sein, nicht früher erkannt zu haben, wer sie war!
Er stutzte, als ihm ein weiterer Gedanke kam.
War sie deshalb plötzlich so zurückhaltend? War ihr mit einem Mal klar geworden, welche Mesalliance sie mit ihm eingegangen war oder im Begriff war einzugehen? Die Vermutung ließ sein Herz zuerst fast stehenbleiben und dann bis zum Hals klopfen. Das musste es sein! Deshalb also die launenhafte Stimmung!
Wenn er nur gewusst hätte … Wenn sie nur ein Wort gesagt hätte! Sie oder …
Robert sprang auf, stürzte aus dem Zimmer, durchmaß mit langen Schritten den Gang und platzte ohne anzuklopfen in Finnegans Kajüte.
Der saß in Hemdsärmeln am Tisch neben der Lampe und schrieb ahnungslos in das Logbuch. Robert war mit zwei Schritten bei ihm, packte ihn am Kragen, zerrte ihn hoch und schüttelte ihn. »Finnegan, Sie verdammter Schurke!«
Sein Erster Maat starrte ihn verblüfft an, dann versuchte er, sich freizumachen. »Was …? Zum Teufel noch mal, Captain, lassen Sie mich los! Was ist denn passiert?«
Robert legte die Hände um seinen Hals und brachte sein Gesicht ganz nahe an seines. In seinen Augen glomm ein gefährliches Licht. »Sie verfluchter Bastard haben mir kein Wort gesagt!«
»Was denn gesagt?«, tat Finnegan erstaunt, obwohl ihm durch die Heftigkeit dieses Angriffs langsam klar wurde, was sein Captain meinte.
»Über Vanessa!«, schnauzte Robert ihn an. »Sie haben sie viel länger gesehen als ich und mussten sie sofort erkannt haben! Und haben trotzdem das Maul nicht aufgemacht! Ein schöner Freund sind Sie!«
»Aber Captain …«, versuchte Finnegan ihn zu besänftigen. Der Captain war zwar für sein aufbrausendes Temperament bekannt und dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nahm, aber in dieser Art hatte er zu ihm noch nie gesprochen, geschweige denn ihn so behandelt. »Captain, ich dachte … nun, da die Dame es offensichtlich selbst nicht wollte …«
»Sie finden das wohl auch noch lustig, was!«, brüllte Robert ihn an und machte alle Anstalten, ihm die Seele aus dem Leib zu schütteln. »Haben Sie sich wenigstens gut über mich amüsiert?«
»Ja«, gab Finnegan zu, was Robert veranlasste, ihn loszulassen und fassungslos anzustarren.
»Und das wagen Sie mir auch noch zu gestehen?«
Finnegan atmete erleichtert durch und zog sein Hemd zurecht.
»Steckt ihr beide etwa unter einer Decke?!«
Sein Erster Maat schüttelte energisch den Kopf. »Aber woher denn, Captain. Die Lady nimmt wohl an, dass ich sie ebenfalls nicht erkannt habe. Ich hielt es für besser zu schweigen.«
»Haben Sie vollkommen den Verstand verloren?« Robert machte wieder Anstalten, sich an ihm zu vergreifen, aber Finnegan wich hastig einige Schritte zurück.
»Nein, Sir. Ich dachte anfangs, wir würden die Lady so schnell wie möglich irgendwo an Land setzen, und da wollte ich Sie nicht auch noch in Ihren romantischen Gefühlen bestärken. Wie ich Ihnen ja schon sagte, Captain, ich war der Meinung, dass sie nichts für Sie ist.«
»Umso eher hätten Sie den Mund aufmachen müssen!«, fuhr Robert ihn an.
»Nein.« Finnegan war jetzt vollkommen ruhig. »Ich bemerkte doch, wie Sie beide sich zueinander hingezogen fühlten. Wäre Ihnen bekannt gewesen, dass es sich bei der vermeintlichen Dirne Ihres Bruders in Wahrheit um eine anständige und nach dazu überaus reiche Frau handelt, hätten Sie sich vermutlich sofort zurückgezogen. Und das …«
»… wäre sehr vernünftig gewesen«, ergänzte Robert grimmig seinen Satz.
Finnegan schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Nein, Sir. Sehr unvernünftig. Sie beide sind wie füreinander geschaffen, das habe ich bald gesehen. Und ich bin nicht der Einzige, der so denkt. Auch Martin, der Diener der Lady, denkt so.«
»Der Grauhaarige, der mich immer so durchdringend anstarrt …«, ächzte Robert, sich mit beiden Händen den Kopf haltend, als könne er damit seine Dummheit herauspressen. »Das ist derjenige, der mich verjagen wollte, als ich die Kutsche aufhielt.«
»Ja, genau der.« Finnegan lächelte
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