Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
uns nicht mit einer Reise zu einer der Inseln zufriedengeben können«, erwiderte Vanessa mit einiger Ungeduld. »Vielleicht könnten wir es dann sogar noch schaffen, die nächste Flut zu erreichen, um auszulaufen, anstatt noch die nächsten beiden Tiden hier am Hafen zu stehen und uns darüber zu unterhalten, welche Orte schöner oder reizvoller sind.«
Ramirez’ Lächeln verschwand, und er blinzelte anerkennend. » Caramba! Die Dame weiß offenbar wirklich, was sie will.«
»Wir haben uns tatsächlich schon einmal gesehen«, fuhr Vanessa selbstbewusst fort. »Es war auf der Independence, auf Captain McRawleys Schiff.«
Der Freibeuter hob die Augenbrauen, sein Blick glitt forschend über ihr Gesicht und ihren Körper, dann griff er sich an die Wange, die sie ihm damals zerkratzt hatte. »Natürlich! Wie konnte ich nur die Wildkatze vergessen, die mir McRawley damals nicht abtreten wollte! Dabei vergesse ich selten ein Gesicht, und schon gar nicht ein so hübsches. Du warst die Kleine, die er zuerst aus dem Zimmer gejagt hat und dann nicht hergeben wollte. Ich werde nie das finstere Gesicht vergessen, das er machte, als du auf meinen Knien gesessen bist.« Er lachte schallend. »Wahrhaftig, es war das erste Mal, dass Robert und ich einer Frau wegen in Streit geraten sind! Und dann hat er es sich wohl anders überlegt, hat dich auf einer Insel ausgesetzt, und du weißt nichts Besseres, als ihm nachzureisen?«
Vanessa hob den Kopf und sah Ramirez kalt an. »Captain McRawley und ich haben einige Zeit danach geheiratet«, erklärte sie ebenso stolz wie unwahr, wobei sie ihm Roberts Ring zeigte. »Und jetzt bin ich auf dem Weg in seine Heimat.«
Ramirez’ Gesicht wurde plötzlich tiefernst. Er stemmte die Hände in die Hüften und unterzog Vanessa einer abermaligen Prüfung. Dann – Martin war schon drauf und dran, Vanessa am Arm zu packen und fortzuziehen und sie für ihre dummen Ideen zu schelten – zog er seinen Hut und verbeugte sich in der Manier eines spanischen Granden vor ihr. »Ramirez Rodriguez Torrez-Ventamilla steht zu Euren Diensten, Señora McRawley. Es ist mir eine große Ehre, der Gattin von Robert McRawley behilflich zu sein. Verfügt über mich.«
18. Kapitel
M r. Albreight sah von seinem Buch hoch, als das Mädchen eintrat. »Draußen wartet ein Herr«, meldete es schüchtern. »Und er hat einen Brief mit vom Gouverneur.«
»Was will er denn?«, fragte Mrs. Albreight.
»Er wollte die Nichte des Masters sprechen«, erwiderte das Mädchen mit einem Knicks.
»Vanessa?«, ließ sich ihr Mann überrascht vernehmen. »Führ den Gentleman bitte in mein Arbeitszimmer.« Er nahm den Brief entgegen, den ihm die Kleine hinhielt, überflog ihn und sprang dann plötzlich lebhaft auf.
»Du hast doch wohl hoffentlich nicht wirklich vor, diesen Abschaum hier zu empfangen!«, fragte seine Frau entsetzt, die ihm, von Neugier getrieben, den Brief aus der Hand genommen hatte. »Hat es dir nicht genügt, dass der andere so viel Aufregung verursacht hat?«
»Der Mann ist kein Abschaum, meine Liebe. Es handelt sich um einen Abgesandten der amerikanischen Regierung, der mir vom Gouverneur der Insel auf das Wärmste empfohlen wird. Ein Admiral sogar.« Er las nochmals den Brief und schüttelte ungläubig den Kopf. »Außerdem ist er, wie du dich vielleicht entsinnen kannst, Vanessas Verlobter.«
»Admiral«, sagte Mrs. Albreight abfällig. »Das wäre vielleicht in England etwas Besonderes, aber bei diesen Halbwilden hat das nichts zu bedeuten. Und dass er der Pirat ist, der deine Nichte damals endgültig um ihren Ruf gebracht hat, spricht auch nicht gerade für ihn.«
»Das sind keine Halbwilden, Susan, und Admiral ist ein Titel, der niemandem geschenkt wird. Außerdem hat mir Vanessa keinen Anlass gegeben, an ihrer Zuneigung zu diesem McRawley und seiner Liebe zu ihr zu zweifeln. Er ist gewiss ihretwegen gekommen, und wir sind es ihr und ihm zumindest schuldig, ihn zu empfangen und ihm zu sagen, dass sie abgereist ist.« Er warf ihr dabei einen schiefen Blick zu, und sie fuhr hoch, als er sich anschickte, das Zimmer zu verlassen.
»Du wirst dieses Subjekt doch nicht wirklich empfangen wollen?«
»Doch, das werde ich.« Die Tür schloss sich leise hinter ihm, und Mrs. Albreight blieb einige Minuten sitzen, zerknüllte verärgert ihr allgegenwärtiges Taschentuch und erhob sich dann ebenfalls. Diesen Menschen würde sie sich ansehen. Und ihm dann die Tür weisen, wenn Albreight schon nicht Manns genug
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