Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
gehen musste. Nein …«, sagte er schnell, als sie zu einer nachdrücklichen Bemerkung ansetzte, »lass mich ausreden. Ich habe sie durch diese Heirat verloren und war nicht einverstanden mit ihrer Wahl, hätte mich aber auch niemals von ihr losgesagt und bin bis zu ihrem Tod mit ihr in Briefkontakt geblieben. Und als dein Gatte mir dann schrieb, dass er den Tod nahen fühlte, so habe ich nichts lieber getan, als meine Einladung an dich auszusprechen.« Er lächelte traurig. »Es tut mir leid, dass dieses Wiedersehen und unser Zusammenleben von Ereignissen überschattet war, die außerhalb unserer beider Macht lagen. Und deine Beziehung …«
»Ich habe Captain Robert McRawley nicht leichtfertig meine Zuneigung geschenkt, Onkel«, sagte Vanessa ruhig, »sondern weil ich erkannt habe, dass er ein Mann ist, den man respektieren muss.«
Albreight nickte nachdenklich. »Gewiss, gewiss, mein Kind. Ich verstehe deine Beweggründe ja auch, aber sieh doch den Tatsachen ins Auge. Dein zukünftiger Mann hat seit Jahren nichts von sich hören lassen. Wer weiß, was aus ihm geworden ist – der Krieg ist schon seit Monaten zu Ende … Hast du … dir jemals Gedanken darüber gemacht, dass er vielleicht bei den Kämpfen ums Leben gekommen sein könnte?«
»Niemals!« Vanessa sprach entschieden, um nicht nur ihren Onkel, sondern auch sich selbst zu überzeugen. Die Angst, Robert könnte getötet werden, nagte Tag und Nacht an ihr und hatte ihr fast völlig die ihr früher eigene Leichtigkeit und Lebensfreude genommen.
»Wie auch immer«, sagte ihr Onkel beschwichtigend, auch wenn nicht viel Hoffnung in seiner Stimme lag, »wäre es nicht besser, wenigstens so lange hier bei uns zu bleiben, bis du Gewissheit hast? Wenn er noch lebt – würde er dich dann nicht hier am ehesten suchen?«
Diesen Gedanken hatte Vanessa auch gehabt, aber es war ihr unmöglich, auch noch einen Tag länger zu bleiben. Sie beugte sich vor und küsste ihren Onkel auf die rundliche Wange. »Hab Dank für alles, Onkel, und verzeih mir, wenn ich dir Unannehmlichkeiten bereitet habe. Du warst immer sehr gütig zu mir, und ich werde niemals vergessen, wie herzlich du mich hier aufgenommen hast. Ich kann meine Mutter jetzt gut verstehen, wenn sie so liebevolle Worte über ihren Bruder fand.«
In die Augen des älteren Mannes traten Tränen. »Hat sie das wirklich, Vanessa?«
»Ich war noch sehr jung, als sie starb, aber sie hat mir oft von ihrer Familie erzählt. Und besonders von dir. Von den Streichen, die ihr in eurer Kindheit miteinander ausgeheckt habt, und wie stolz sie auf dich war.«
Er tätschelte ihre Hand. »Du bist ein liebes Kind, Vanessa, ein ganz liebes Kind.«
Vanessa hatte sich auch nicht erweichen lassen, als ihr Onkel nochmals versucht hatte, ihre Meinung zu ändern, und fand sich endlich einige Stunden später in Begleitung von Martin, der wie immer finster dreinblickte, und Jack, der vor Aufregung, weil es wieder auf Reisen ging, Luftsprünge machte, am Hafen wieder.
Martin sah sich verdrießlich um. »Dieser überstürzte Aufbruch gefällt mir gar nicht, Madame «, brummte er ein ums andere Mal. »Ihr hättet bei Eurem Onkel bleiben sollen, bis ich ein Schiff oder ein passendes Quartier für Euch gehabt hätte.«
»Aber Martin, ich bin sicher, das wird kein Problem sein«, beruhigte sie ihn. »Du weißt doch, Geld spielt keine Rolle. Ich habe immer noch genügend davon, um ein Schiff zu kaufen, falls es notwendig sein sollte.«
»Trotzdem.« Er schüttelte noch einmal den Kopf und machte sich daran, mit Jack den Wagen abzuladen. Der Kutscher fuhr wieder zurück zur Plantage, nachdem er sich mehrmals vor Vanessa verbeugt hatte. Martin mietete sich, Vanessa und Jack in einem angesehenen Gasthaus ein, in dem sie bleiben konnten, bis sie ein Schiff gefunden hatten, und machte sich dann auf den Weg zum Hafenmeister, um herauszufinden, welcher Captain demnächst mit Kurs Nordamerika absegeln würde.
Jack und Vanessa standen, nachdem Martin gegangen war, am Fenster des Gastzimmers und blickten auf den Hafen hinaus. Jack beobachtete begeistert und lautstark das Treiben, von dem er nie genug bekommen konnte, während Vanessa ihre Blicke über die im Hafen liegenden Schiffe schweifen ließ.
Plötzlich entdeckte sie eine ganz bestimmte Flagge, und ihr Herz schlug auf einmal schneller. »Dort!«, rief sie und zeigte in die Richtung. »Dort, Jack. Siehst du die weiße Flagge mit dem roten Schwert? Gehört sie nicht zum Schiff
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