Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
beschäftigt, und Robert war dahintergekommen, dass er auch Informationen weitergab. Man hatte ihm aber nicht genug beweisen können, um ihn vor ein Kriegsgericht zu stellen, und er hatte sich von der Marine abgesetzt. »Malcolm war ein Pirat, und obwohl er mein Bruder war, muss ich sagen, dass er den Tod verdient hat.«
»So ist meine Nichte also völlig sinnlos abgereist«, sagte Mr. Albreight. »Ich wollte sie nicht gehen lassen, sondern habe sie bedrängt hierzubleiben.« Er war froh, dass er das mit reinem Gewissen sagen konnte. »Aber sie wollte ja nicht.«
»Vor einer Woche, sagen Sie?«, fragte Robert finster.
Beide Albreights nickten.
»Und das haben Sie zugelassen?«
Betretenes Schweigen.
»Wissen Sie wenigstens, welches Schiff sie genommen hat?« Robert hätte am liebsten beide verprügelt, beherrschte sich jedoch mit äußerster Mühe. Unfassbar, dass dieser Stranec, dieses verdammte Scheusal, seinem Liebling das angetan haben sollte! Wenn er ihn jemals in die Finger bekam, dann würde er sich nicht mehr damit begnügen, ihn grün und blau zu schlagen. Malcolm hatte schon bekommen, was er verdient hatte. Dieser Martin war mit Gold nicht aufzuwiegen.
»Nicht genau«, Mrs. Albreight hatte ihr zartes Taschentuch mittlerweile in kleine Stückchen gerissen, »aber einer der Diener hat sie zum Hafen gebracht, vielleicht weiß der mehr.«
»Kann ich diesen Mann sprechen?«
Kurz darauf hatte Robert erfahren, dass der Diener Vanessa tatsächlich am Hafen abgesetzt hatte. Anstatt gleich zurück auf die Plantage zu fahren, hatte er den Wagen bei einem Gasthof abgestellt und war noch ein wenig herumgeschlendert, hatte sich die Schiffe angesehen und dabei beobachtet, wie Vanessa mit einem seltsamen Herren gesprochen hatte. Ein Mann mit Schurrbart und einem großen Hut mit Federn, sehr auffällig gekleidet. Und dann waren sie alle mit dem Boot zum Schiff hin gerudert. Eines mit einer weißen Flagge mit einem roten Schwert. Ein Piratenschiff, ganz gewiss sogar.
Mrs. Albreight hatte bei dieser Bemerkung entsetzt aufgeschrien und die Hand auf den Mund gepresst, Mr. Albreight hatte sich ein Glas Portwein eingeschenkt, und Robert hatte zutiefst erleichtert aufgeatmet. Ramirez. Bei ihm war sie in guten Händen, er würde Roberts zukünftiger Frau kein Haar krümmen, sondern sie, wenn nötig, sogar mit seinem Leben verteidigen.
Robert verabschiedete sich danach schnell und ohne Herzlichkeit von den Albreights und begab sich auf dem schnellsten Wege zum Hafen hinunter, wo die Independence vor Anker lag. Jetzt musste er nur noch herausfinden, wo Ramirez hingesegelt war, dann war es eine Kleinigkeit, auch Vanessa aufzuspüren.
19. Kapitel
V anessa hielt sich wie immer so viel wie möglich an Deck auf. Selbst hier erkannte sie den Unterschied zwischen einem Freibeuterschiff und einem Kriegsschiff der Marine. Auch die Independence hatte nach Bilgewasser gerochen, nach Ratten und verdorbenen Lebensmitteln, nach dem Schweiß der Männer, die dicht zusammengedrängt auf dem Vordeck geschlafen hatten, aber sie war doch sauberer gewesen, ordentlicher. Hier ging zwar nicht alles drunter und drüber, dafür hatte der Capitano seine Leute viel zu gut im Griff, aber es herrschte auch nicht die Ordnung und Disziplin, an die Vanessa sich gewöhnt hatte.
Sie waren, nachdem sie Ramirez getroffen und er ihr seine Hilfe zugestanden hatte, schon mit der nächsten Flut ausgelaufen, und Vanessa war an der Reling gestanden und hatte voller Sehnsucht aufs offene Meer hinausgeblickt. So war sie schon einmal aus einem Hafen ausgelaufen, damals in Portsmouth, als sie sich auf die Reise zu den Westindischen Inseln begeben hatte. Voller Abenteuerlust war sie damals gewesen, voll Neugier, was die Reise und ihr zukünftiges Leben ihr bringen mochten.
Nun, es hatte viele Abenteuer gebracht, aber vor allem Robert McRawley.
Dieses Mal war sie ebenfalls mit großen Erwartungen auf die Reise gegangen, aber auch mit schmerzlicher Sehnsucht nach Robert und der Furcht vor dem, was sie in Boston erfahren würde. Auch jetzt stand sie wieder auf der Steuerbordseite der Reling und blickte in die Richtung, in der Roberts Heimat lag. Hinter sich hörte sie die Befehle des Kommandanten, das Trappeln der Männer, das Quietschen der Seile und das Flattern der Segel. Vertraute Geräusche, die sie an ihre schöne Zeit mit Robert erinnerten und daran, wie glücklich sie auf der Independence gewesen waren.
Ramirez hatte sich bereit erklärt, Vanessa und
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