Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
ihre Freunde nach Florida zu bringen. Weiter sei es ihm nicht möglich, hatte er mit größtem Bedauern mitgeteilt, da seine Flagge in amerikanischen Gewässern nicht allzu gern gesehen wurde, aber sie würde keine Probleme haben, von dort ein Schiff zu bekommen, das sie weiter nach Norden brachte. Sie hatte gehofft, von ihm etwas über den Verbleib von Robert zu erfahren, war jedoch enttäuscht worden. Er wusste nur, dass es zu harten Kämpfen zwischen der amerikanisch-französischen Flotte und der englischen gekommen war, bei denen viele Schiffe versenkt worden waren und viele gute Seemänner den Tod gefunden hatten.
Sie wandte sich um, als der Kommandant sie durch einen Schwall spanischer Flüche aus ihren Träumen und Gedanken riss. Ramirez stand einige Schritte entfernt am Heck des Schiffes, starrte wütend durch sein Fernrohr und stieß einen weiteren deftigen spanischen Fluch aus, den Vanessa nur zum Teil verstand, aus dem sie aber heraushören konnte, dass sich ein Schiff näherte, dem er lieber nicht begegnet wäre. Sie trat neben ihn. »Was ist das denn für ein Schiff?«, fragte sie vorsichtig.
»Ein amerikanisches«, grunzte Ramirez verärgert.
Vanessas Augen leuchteten auf. Im Gegensatz zu Ramirez hatte sie keinen Grund, amerikanische Schiffe zu meiden, und sie stand voller Neugierde am Heck, während auf dem Piratenschiff Aufruhr und Hektik ausbrachen. Ramirez’ Leute sprangen in die Wanten, alle Segel wurden gesetzt, und die Isabella beschleunigte ihre Fahrt. Nach etwa einer Stunde musste Ramirez jedoch einsehen, dass, obwohl er schon jeden Fetzen gesetzt hatte, die weißen Segel des anderen Schiffes bedrohlich näher kamen.
»Was wäre denn so schlimm, wenn sie uns erreichten?«, fragte Vanessa.
»Wenn das ein Handelsschiff ist, rein gar nichts, Señora «, murrte Ramirez. »Ist es aber eines der Kriegsschiffe, die hier patrouillieren, so werden sie nicht lange brauchen, um herauszufinden, dass wir jede Menge Schmuggelware an Bord haben.«
»Oh«, sagte Vanessa nur und starrte auf die Segel, die überraschend schnell größer wurden. Es war ein schlankes Schiff, das sie verfolgte, kein Linienschiff, aber auch keine Barke oder Brigg, sondern ein Renner, wie ein edles Pferd. Vanessa hob das Fernrohr, ein Geschenk Roberts, das sie schon auf Jamaika benutzt hatte, um damit aufs Meer hinauszusehen, in der Hoffnung, die Independence würde endlich am Horizont auftauchen. Sie runzelte die Stirn, als sie nun hindurchsah. Irgendetwas an diesem Schiff war ihr vertraut … Sie wollte eben eine entsprechende Bemerkung an Martin machen, der mit Jack neben ihr stand, als auf dem anderen Schiff Signalflaggen aufgezogen wurden.
»Sie signalisieren uns, wir sollen anhalten, Capitano «, meldete Ramirez’ Erster Maat. »Vielleicht sollten wir doch langsamer werden und auf sie warten.«
»Vorerst werden wir versuchen, Zeit zu gewinnen«, knurrte Ramirez böse. »Seht zu, dass ihr die Sachen so versteckt, dass die Soldaten nicht gleich darüber stolpern. Wenn sie dann an Bord sind, werde ich versuchen, sie abzulenken, und ich hoffe, die Señora wird mich dabei unterstützen.« Er erwartete sichtlich eine Antwort von Vanessa, die jedoch immer noch angestrengt auf das sie verfolgende Schiff starrte. Plötzlich griff sie aufgeregt nach Martins Arm.
»Das ist die Independence! «
»Die Independence? Unmöglich«, sagte Ramirez kopfschüttelnd. »Wie sollte die Independence hierherkommen? Ich weiß genau, dass sie in den letzten Monaten nicht einmal in der Nähe dieser Gegend gesegelt ist. Ich hätte es gewiss erfahren, wenn mein alter Freund McRawley hier gewesen wäre.«
»Und doch ist sie es!«, rief Vanessa aus. »Ihr müsst anhalten! Martin! So sag ihnen doch, dass es die Independence ist! Du musst sie doch ebenfalls erkennen!«
»Stimmt«, wandte sich ihr treuer Freund an Ramirez, nachdem er eine halbe Ewigkeit durch das Fernrohr geblickt hatte, »es besteht kein Zweifel. Es ist die Independence. «
»Na schön«, knurrte der spanische Freibeuter halb überzeugt, »dann warten wir eben auf sie. Ich hoffe, ich muss es nicht bereuen.« Er gab Befehle, die Segel zu reffen, das Schiff verlangsamte deutlich seine Fahrt, und die weißen Segel näherten sich bei dem frischen Wind mit rasender Geschwindigkeit.
»Sie macht mindestens zehn Knoten, meinst du nicht auch?«, fragte Vanessa aufgeregt. Sie konnte kaum sprechen, ihre Knie zitterten, und sie klammerte sich an der Reling fest. Wenn sie sich nicht
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