Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
war, das zu tun.
Als sie hoheitsvoll das Arbeitszimmer ihres Mannes betrat, erhob sich der Besucher höflich und machte eine korrekte Verbeugung. Sie nickte ihm herablassend zu und musterte ihn eingehend. Er trug das Haar kürzer, als es die Mode war, zu kurz, als dass er es hinten mit einem Band hätte zusammenfassen können, war groß, schlank, aber mit breiten, kräftigen Schultern und so intensiven, dunkelgrünen Augen, dass Mrs. Albreight sich unwillkürlich ans Haar griff, um festzustellen, ob ihre Frisur auch gut saß. Er trug eine dunkelblaue Uniformjacke, zwei funkelnagelneue Epauletten zierten seine Schultern, die Knöpfe glänzten goldgelb. Insgesamt machte der amerikanische Halbwilde gar keinen so schlechten Eindruck, fand sie.
Eine unwürdige Empfindung, die sie sofort energisch unterdrückte.
»Der Admiral bringt uns die besten Grüße unseres Freundes Lord Faultinghouse«, sagte Albreight mit einem erfreuten Lächeln. »Stell dir vor, meine Liebe, er befindet sich derzeit in Boston, um mit einigen Kongressabgeordneten die Handelsbeziehungen zu besprechen und englische Interessen wahrzunehmen. Der Admiral hat ihn von England hierher begleitet.«
»Das ist der Grund, weshalb ich erst jetzt die Freude habe, Sie kennenzulernen«, sagte der Besucher mit einer angenehm dunklen Stimme. Er hatte einen leichten, etwas ungewohnten Akzent, sprach jedoch bei weitem nicht so vulgär, wie sie das von seinesgleichen erwartet hätte.
»Tatsächlich?«, rang sich Mrs. Albreight ab.
»Aber«, hakte Robert sofort nach, »ich habe tatsächlich noch einen anderen Grund, nämlich Ihre Nichte, von der ich weiß, dass sie sich in Ihrer Obhut befindet, Madam. Vanessa …«, er zögerte kurz, »Vanessa de Chastel.« Er blickte mit wachsender Besorgnis in ein beklommenes und ein bestürztes Gesicht. »Ich nehme doch an, dass sie sich noch bei Ihnen aufhält«, fuhr er drängend fort.
»Es tut mir leid, Admiral McRawley«, setzte Mr. Albreight an, »aber …«
»Was aber?«, fuhr Robert hoch. »Was ist denn geschehen?« Er war mit einem Schritt bei Vanessas Onkel und fasste ihn hart an den Schultern. »Ist ihr etwas zugestoßen? Ist sie krank? Verdammt noch mal, machen Sie doch endlich den Mund auf! Was ist mit Vanessa?«
»Sie ist vor etwa einer Woche abgereist«, antwortete Mrs. Albreight anstelle ihres Mannes. Sie sah sehr blass und verlegen aus, hatte die Finger im Schoß verschlungen und wand sich sichtlich. »Wir … es … es gab eine kleine Auseinandersetzung … Der amerikanische Verbrecher war daran schuld, nicht wahr, Albreight? Eigentlich waren es ja zwei. Du findest doch auch, dass diese Amerikaner schuld daran waren, oder?«
»Gewiss, gewiss, meine Liebe.«
»Was für Verbrecher?«, fragte Robert scharf.
»Sehr unangenehme Menschen«, fuhr Mrs. Albreight fort. »Verbrecher eben. Sie wollten die Nichte meines Mannes entführen, um von uns Lösegeld zu erhalten. Und dann …«
Robert musste mehrmals tief durchatmen. »Was und dann?«, fragte er schon fast am Ende seiner Beherrschung.
»Und dann ist sie abgereist.«
»Abgereist? Wieso das denn? Aber es geht ihr doch gut, oder? Mit wem ist sie abgereist? Verflixt noch mal, Madam, lassen Sie sich doch nicht alles so aus der Nase ziehen!«, schnauzte er die beiden an, sein gutes Benehmen von vorhin völlig vergessend. »Wohin ist Vanessa abgereist? Und was war mit den beiden Männern?«
»Einer davon, ein gewisser Stranec, sitzt im Gefängnis«, erwiderte Mr. Albreight anstelle seiner Frau. »Der andere …«, er zögerte, »… angeblich mit Namen Malcolm McRawley, wurde getötet. Vom Diener meiner Nichte, als er diese mit einem Messer bedrohte.«
Robert starrte ihn sekundenlang mit zusammengekniffenen Augen an, und Mr. Albreight griff sich unwillkürlich an den Kragen, während seine Gattin ihr Taschentuch in der Hand zerknüllte.
»Martin? Martin hat ihn getötet?«
»Ja, das ist sein Name.«
Robert atmete tief ein. »Gut.« Sein Blick wurde wieder schärfer. »Martin hat Vanessa doch begleitet, oder?«
»Sie wollte nach Boston«, nickte Mr. Albreight. Er erklärte Robert in kurzen Worten, was sich zugetragen hatte.
»Dieser Stranec war ein Betrüger, Sir. Er wurde vor zwei Jahren unehrenhaft entlassen. Aber das wissen Sie in der Zwischenzeit ja vermutlich.« Was Vanessas Onkel nicht wusste, war, dass Robert für seine Entlassung ausschlaggebend gewesen war. Stranec hatte sich neben dem Kriegsdienst mit allerlei Schmuggeleien
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