Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
war und den Hut gegen den Regen tief ins Gesicht gezogen hatte, stirnrunzelnd entgegen. Die Stimme kam ihm bekannt vor, aber es konnte unmöglich …
»Ich wollte nur sichergehen, dass du auch tatsächlich unter den Leuten bist, die ausgetauscht werden. Andernfalls wäre ich nach Portsmouth weitergeritten und hätte dort so lange Alarm geschlagen, bis man dich freilässt.« Der Mann war abgestiegen, trat auf Robert und Finnegan zu und schob sich den Hut aus dem Gesicht. »Fast hätte ich dich nicht erkannt, mit dem blutigen Fetzen um den Kopf.«
»Matt Parmer«, stieß Robert ungläubig hervor. »Du bist wahrhaftig der Letzte, den ich hier erwartet hätte.« Er ergriff die Hand, die sich ihm kameradschaftlich entgegenstreckte, und schüttelte sie fest. Matthew Parmer war ein Freund aus Kindertagen, als sie beide noch auf den Farmen ihrer Eltern gelebt hatten. Später waren sie gemeinsam zur See gegangen und hatten sofort nach Kriegsbeginn auf Schiffen der neuen amerikanischen Marine angeheuert.
»Ich bin Maat auf der Black Prince, wenn dir das was sagt«, grinste Parmer.
»Black Prince?« Robert kniff die Augen zusammen. »Habe ich noch nicht gehört. Ein neues Schiff?«
Parmer grinste noch breiter. »Ein Kutter, der früher Schmuggelware transportiert hat und jetzt unter einem Kaperbrief segelt. Als ich hörte, was die Eigentümer und der Captain planten, habe ich um Erlaubnis gebeten, das Schiff wechseln zu dürfen. Wir brauchten von Boston hierher nicht einmal einen Monat und haben seit Juni über dreißig Prisen erobert. Für die Reeder und den Captain ein gutes Geschäft und für uns ebenfalls – wir haben zwar nicht viele Gefangene gemacht, aber doch genug, um einige von euch freizubekommen.«
Eine der Wachen drängte sich mit erhobenem Gewehr heran, aber der Offizier, der mit Parmer gekommen war, hob die Hand, zog ein in Leder eingeschlagenes Schreiben hervor und reichte es dem Leutnant, der den Transport leitete. Dieser faltete das Dokument auseinander, studierte es, salutierte und gab es wieder zurück. Dann winkte er: »Das geht in Ordnung. Wir haben Befehl, die Gefangenen zu übergeben.«
Der Soldat, der Robert und Finnegan schon seit dem Abmarsch vom Gefängnis drangsaliert hatte, trat zurück, aber nicht ohne Finnegan zum Abschied einen so harten Stoß zu versetzen, dass dieser das Gleichgewicht verlor und zu Boden ging.
Robert wandte sich um, und sein ganzer in den letzten Wochen aufgestauter Zorn drohte sich über ihren Peiniger zu entladen. Parmer hielt ihn zurück, als er das Gesicht des Mannes mit seiner Faust bearbeiten wollte. »Bist schon ein alter Teufel, Rob. Aber lass den Mann leben. Am Ende bekommen die das hier in den falschen Hals.« Er sah sich prüfend um. »Wir sollten ohnehin sehen, dass wir von hier wegkommen. Wir haben zwar die Papiere und eine Eskorte, befinden uns aber immer noch im Feindesland.«
Robert machte sich los und kniete neben Finnegan nieder, der sich stöhnend die Schulter hielt. Besorgt blickte er in die Höhe. »Ich brauche einen Wagen.«
Parmer zuckte mit den Achseln. »Habe ich nicht, Robert. Die Leute werden gehen müssen. Aber es ist nicht mehr weit bis Dover, dort warten auf einem französischen Schiff die englischen Soldaten auf den Austausch. Glaubst du, er schafft es noch bis dahin?«
»Natürlich«, ließ sich Finnegan mürrisch vernehmen. »Malcolm am Mast ist ein Anblick, den ich nicht versäumen werde. Aber zuerst sollten wir diese Dinger loswerden.« Er deutete auf die Fußketten.
»Malcolm am Mast? Dann war das wohl doch kein Gerücht, dass dein Bruderherz mit der Independence auf und davon ist.«
Robert blickte schnell auf. »Hast du etwas von ihr gehört?«
Sein alter Freund nickte. »Wenn’s stimmt, dann segelt sie jetzt zwischen den Westindischen Inseln und macht jede Menge Beute. Allerdings soll der Captain, wie man sagt, es nicht sehr genau nehmen mit Freund und Feind.«
»Verfluchter …«, murmelte Robert grimmig. Seine Independence! Als Piratenschiff unterwegs! Nein, der Mast war für Malcolm noch zu schade – er würde ihn einfach ins Meer werfen und den Haifischen überlassen. Aber bis zu diesem schönen Tag hatte er noch andere Probleme. »Da sind noch mehr von meinen Leuten, kannst du dafür sorgen, dass sie ebenfalls freikommen? Mit diesen verdammten Ketten kann man ja kaum laufen.«
Parmer wandte sich an den Offizier, und nach einigem Hin und Her wurden jedem Einzelnen der Gefangenen die Fußfesseln abgenommen. Die
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