Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
geklungen, sehr weich und anziehend, und Robert, der seit einer halben Ewigkeit keine Frau mehr gesehen hatte, geschweige denn eine Dame wie diese hier, fragte sich unwillkürlich, ob der Rest von ihr das hielt, was die Stimme versprach. Sekundenlang hoffte er, sie würde ihr Gesicht zeigen, aber dann wurde seine Aufmerksamkeit wieder von dem Soldaten abgelenkt, der höhnisch auflachte.
»Ob er jetzt krepiert oder dann gehenkt wird, ist doch völlig egal. Hau ab und lass die Lady in Ruhe.« Er wandte sich an die Dame: »Lasst Euch bloß nicht von dem Kerl anquatschen, Mylady. Das sind ganz miese Burschen. Nur Piraten, die …« Weiter kam er nicht, denn Roberts gut gezielter Faustschlag traf ihn an der Kinnspitze und streckte ihn sofort nieder.
Der Mann fiel mit einem schmatzenden Geräusch in die Sumpfwiese, wobei das lehmige Wasser Roberts Kleidung noch mehr beschmutzte und bis zur Kutsche spritzte. Früher hätte ein solcher Schlag den Mann unbedingt betäuben müssen, aber Robert war wohl geschwächter, als er dachte, denn der Soldat setzte sich sofort wieder auf und wies mit einem heiseren Schrei auf seinen Angreifer. Sofort drängten sich die anderen Soldaten heran, griffen nach ihm und wollten ihn zu Boden stoßen. Robert wehrte sich in dem Handgemenge nach Kräften, und es war vermutlich allein Parmer zu verdanken, der sich zwischen ihn und die anderen drängte, dass Robert nicht auf der Stelle erschossen wurde.
Seine Leute, nun ebenfalls von den Fesseln befreit, kamen drohend näher, und es konnte sich nur noch um wenige Augenblicke handeln, bis sich der gegenseitige Hass entlud. Robert und seine Männer würden in jedem Fall den Kürzeren ziehen, obwohl sie sich in der Überzahl befanden, da die anderen weitaus kräftiger und vor allem bewaffnet waren. Aber daran dachte keiner der ausgemergelten, zornigen Männer, die seit Monaten unter der brutalen Behandlung der Soldaten gelitten hatten. Und jeder von ihnen, allen voran der heißblütig veranlagte Robert, hätte sich ohne zu zögern auf einen Kampf eingelassen, wäre da nicht diese fremde Dame gewesen, die es an der Zeit fand, nun ebenfalls einzugreifen.
Die Männer blieben verblüfft stehen, und Robert wandte sich um, als die Kutschentür geöffnet wurde und eine in kostbares Tuch gehüllte Gestalt heraussprang, ungeachtet des strömenden Regens und des Schlamms, in dem ihre feinen Schühchen sofort versanken. Sie winkte ungeduldig nach ihrem Begleiter. Dieser schüttelte den Kopf, nahm ihren Arm und versuchte, sie wieder in die Kutsche zu drängen, wurde jedoch abgewiesen und kam nach einigen ziemlich energischen Worten seiner Herrin auf Robert zu. » Madame ist einverstanden, dass dein Freund in der Kutsche mitfährt. Wir werden wenden und ihn die zwanzig Meilen zurückbringen.« Wieder dieses französische Madame, das Robert bereits zuvor aufgefallen war. Der andere ließ ihn stehen, wandte sich wieder seiner Herrin zu und verfrachtete sie diesmal ohne weitere Widerrede in das Gefährt. Dann hielt er die Tür auf und wartete, bis Robert und Parmer Finnegan, der kaum noch allein stehen, geschweige denn gehen konnte, zur Kutsche geschleppt und ihn hineingezogen hatten. Robert stieg mit ihm ein, um den halb Bewusstlosen auf die bequeme Polsterbank zu zerren, und sah sich nicht nur der Lady, die mehr als nur seine Dankbarkeit erweckt hatte, gegenüber, sondern auch einer verschreckten jungen Frau, die ihn mit großen, furchtsamen Augen anstarrte. Sie war hübsch, aber einfacher gekleidet und vermutlich die Zofe oder Gesellschafterin der anderen.
Als er Finnegan, der sich auf die Lippen biss, um nicht laut aufzustöhnen, gut untergebracht hatte, wandte er sich der verschleierten Dame zu. »Meinen herzlichsten Dank, Madam«, sagte er voller Wärme. »Ich werde Ihnen das niemals vergessen, und ich hoffe, dass ich einmal Gelegenheit haben werde, Ihnen Ihre Güte vergelten zu können.«
»Das tue ich gern«, erwiderte die weiche Stimme hinter dem Schleier. »Ihr seid mir keinen Dank schuldig, Sir.«
Er wusste selbst nicht, woher er den Mut nahm, aber er streckte seine verdreckte Hand aus und hielt sie ihr hin. »Mein Name ist McRawley, Madam, Robert McRawley. Gewähren Sie mir noch eine Bitte, M’am, lassen Sie mich Ihre Hand küssen und Ihr Gesicht sehen, damit ich weiß, wem wir das zu verdanken haben.«
»Untersteh dich!«, fuhr ihn der Begleiter der Dame an, der jetzt in den Wagen griff, um Robert am Arm zu packen und wieder hinauszuzerren.
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