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Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)

Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)

Titel: Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
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Glück war der arme Mann bewusstlos und schien die Schmerzen nicht zu spüren. Sie reichte ihrem Freund eine Flasche. »Hier, das ist der Rum, den du mir zuvor gegen die Kälte gegeben hast. Man muss die Wunde desinfizieren.«
    »Das hält er nicht aus, Madame. Er ist jetzt bewusstlos, wird aber von den Schmerzen aufwachen und randalieren. Ich bräuchte zwei Männer, um ihn zu halten. In der Kutsche geht das nicht.«
    Sie hatten Französisch gesprochen und waren nun überrascht, als die heisere Stimme des Fremden erklang. »Ihr könnt das ruhig machen. Die Schmerzen können nicht mehr schlimmer werden, und vielleicht hilft es ja. An Bord nehmen wir auch gelegentlich Rum, wenn einer der Männer verletzt ist.« Er lächelte leicht, als er Vanessas Blick begegnete, die sich schon längst des Schleiers entledigt hatte, während das dichte blonde Haar noch unter dem Hut verborgen blieb.
    »Ich wusste nicht, dass Ihr uns versteht«, sagte sie sanft. »Aber Ihr seid sehr tapfer, Monsieur. «
    »Mein Name ist Finnegan, Madame. Jean-Baptiste Finnegan. Meine Mutter war Französin und lebte in New Orleans, bevor sie meinen Vater heiratete, daher spreche und verstehe ich Französisch. Und jetzt tut es bitte, ich verspreche Euch, dass ich nicht randalieren werde.«
    Vanessa nickte Martin zu, der mit den Schultern zuckte, den Verschluss der Flasche aufschraubte und sie dem Mann zuerst an die Lippen setzte. Finnegan machte einige gierige Züge, hustete, wobei er sich krampfhaft an die Schulter griff, und nickte Martin dann zu. Dieser goss eine gehörige Portion des hochprozentigen Getränks direkt in die Wunde und auf die sie umgebende Haut. Vanessa fasste mitleidig nach der Hand des Mannes, der zwischen fest zusammengebissenen Zähnen tatsächlich nur ein Stöhnen hören ließ, als der Alkohol mit dem rohen Fleisch in Berührung kam. Schweiß stand auf seiner Stirn und rann ihm über die Augen bis zum Kinn hinunter. Vanessa zog ihr Taschentuch hervor und tupfte ihn zart ab, wobei sie gleich den ärgsten Schmutz mit entfernte. Martin hatte nicht übertrieben, der Mann roch wirklich entsetzlich, aber das war wohl kein Wunder.
    Finnegan öffnete die Augen und sah sie mit einem verzerrten Lächeln an. »Ihr seid sehr hübsch, Madame. Kein Wunder, dass mein Captain Euch sehen wollte. Und Ihr seid auch sehr gütig. Eine andere Dame hätte es nicht geduldet, dass ein dreckiger und verlauster Gefangener in ihren Wagen steigt. Euer Freund hat schon recht, ich muss entsetzlich auf Euch wirken. Aber wir waren froh, wenn wir Wasser zum Trinken bekamen, da war an Waschen nicht zu denken.«
    »Darüber solltet Ihr Euch jetzt keine Gedanken machen«, erwiderte Vanessa. »Nicht mehr lange, und Ihr könnt in Dover ausruhen. Ich werde dafür sorgen, dass Ihr sofort in ein Hospital kommt.«
    »Die Engländer werden wohl kaum zulassen, dass einer von uns ihr Krankenhaus auch nur betritt.«
    Vanessa blickte ihn voller Mitgefühl an. »Stimmt es, was der Mann gesagt hat … Ich meine … seid Ihr tatsächlich verurteilt?«
    Finnegan verzog den Mund zu einem schmerzerfüllten Grinsen. »Wenn es nach denen ginge, schon, Madam. Wenn ich nicht an dieser Verletzung krep… Verzeihung, sterbe, dann habe ich aber vielleicht gute Chancen, meine Heimat wiederzusehen.«
    »Ihr stammt aus New Orleans?«, fragte Vanessa weiter.
    »Meine Mutter kam von dort. Geboren wurde ich in New York, das liegt …«
    »An der Ostseite dieses Kontinents«, vervollständigte Vanessa lebhaft seinen Satz. »Mein Onkel hat eine Zeitlang dort gelebt, bevor er nach Jamaika zog, um …«
    » Madame, das dürfte den Mann wohl kaum interessieren«, wurde sie von Martin unterbrochen.
    Vanessa lächelte verlegen. »Vermutlich nicht. Außerdem solltet Ihr ruhen«, fügte sie mit einem Blick in das eingefallene Gesicht des Gefangenen hinzu. »Ich wollte Euch nicht mit meinen Fragen quälen.«
    »Das tut Ihr gewiss nicht«, erwiderte Finnegan, schloss jedoch die Augen, während er sprach. Die Schmerzen waren, seit er frisch verbunden worden war, nicht schlimmer geworden, und obwohl der brennende Alkohol ihm fast die Besinnung geraubt hatte, fühlte er Erleichterung. Was auch daran liegen mochte, dass die Fahrt in der Kutsche wesentlich angenehmer war als der kaum zu bewältigende Fußmarsch über die schlammigen Wege. Zudem machte sich der Rum wärmend in seinem Magen bemerkbar.
    »Ihr werdet sicherlich hungrig sein«, fiel Vanessa ein, als sie das ausgemergelte Gesicht betrachtete.

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