Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
»Hier, Madame, das fand ich draußen in seiner Kajüte auf dem Boden. Wenn mich nicht alles täuscht, ist es Euer Medaillon.«
Vanessa stieß einen kleinen Freudenschrei aus, als Martin ihr das kostbare Schmuckstück übergab, und küsste ihn glücklich auf die Wange. »Danke, Martin, mein Bester. Er hat es mir zuvor entwendet und wollte es einer seiner …«, sie war nahe daran, eines der Wörter zu benutzen, die eine Dame nicht einmal kennen, geschweige denn verwenden sollte, »er wollte es einer der Frauen auf der Insel schenken.«
»Nun, jetzt ist es ja wieder in den richtigen Händen«, antwortete Martin grimmig und sah Vanessa zu, wie sie das Medaillon in ein Wäschestück einwickelte und ganz unten in ihrer Kiste verstaute.
Sie klappte die Truhe wieder zu und sah Martin drängend an. »Glaubst du nicht, dass wir hier auf der Insel Hilfe finden könnten, Martin?« Jetzt, wo sie das Medaillon wiederhatte und Martin bei ihr war, erwachte auch wieder die Hoffnung.
Die Antwort war allerdings enttäuschend. »Hier?« Martin lachte kurz auf. »Nein, Madame. Nicht nur die Stadt, die halbe Insel ist derzeit voller verkommener Subjekte, die mit den Niederländern Geschäfte machen. Hier hilft Euch keiner. Im Gegenteil, man würde Euch wohl entweder sofort wieder diesem Tier übergeben oder noch Schlimmeres mit Euch tun. Nein, Madame, hier finden wir weder Hilfe noch Rettung.« Als er sah, dass ihre Lippen zuckten, wurde sein Blick weich. »Gebt die Hoffnung dennoch nicht auf, Vanessa. Die Piraten müssen einige Tage hierbleiben, bis sie ihre Beute unters Volk gebracht haben, und dann werden sie wohl noch das Gold, das sie dafür bekommen, genießen wollen. Bis sie wieder auf einen neuen Beutezug auslaufen, kann viel geschehen. Und glaubt mir«, setzte er entschlossen hinzu, »ich werde die kleinste Möglichkeit zu nutzen verstehen.«
7. Kapitel
D ie Rettung war jedoch näher, als Vanessa und ihre Freunde es sich in diesem Moment hätten träumen lassen. Sie wartete im Hafen in der Gestalt von Robert McRawley, der mit finsterem Blick das langsame Einsegeln des Schiffes verfolgte. Auf seinen eben noch grimmigen Zügen erschien ein zufriedenes Lächeln, als er beobachtete, wie ein Boot zu Wasser gelassen wurde und der Captain, der allein schon durch seine auffallende Kleidung aus der Meute der zerlumpten Piraten herausstach, mit einigen Männern an Land ruderte.
»Wusste ich’s doch, dass er den Hafen anlaufen wird«, sagte Robert leise zu Finnegan, der neben ihm stand und ebenso gespannt den Kurs des Bootes verfolgte.
Robert und Finnegan waren jedoch nicht die Einzigen, die das kleine Boot beobachteten, das sich jetzt mit kräftigen Ruderschlägen dem Land näherte, sondern es waren, wie Robert wusste, insgesamt noch zweiunddreißig Augenpaare, die zu finster dreinblickenden Männern gehörten, auf deren Gesichtern Robert zum Teil grimmige Entschlossenheit sehen konnte, zum Teil Vorfreude und auf manchen sogar ein triumphierendes Grinsen, das für Malcolm McRawley und seine Piraten nichts Gutes verhieß. Sie hatten in der langen Stunde, in der die Fregatte in den Hafen manövriert hatte, keinen Blick von den wenigen Segeln gelassen, die die Mannschaft benötigte, um sich dem seichten Hafen nähern zu können. Man konnte selbst aus dieser Entfernung sehen, dass sich einige recht zwielichtige Gestalten an Bord des Schiffes befanden – allerdings kaum abenteuerlicher als jene, die jetzt an Land standen und mit kaum gezügelter Ungeduld auf die Ankunft des Bootes warteten. Wie eine Meute hungriger Wölfe, denen beim Anblick der Beute schon das Wasser im Mund zusammenlief.
Endlich, nachdem die Geduld der Wartenden auf eine harte Probe gestellt worden war, erreichte das Boot den Strand. Zwei der Männer sprangen heraus und zogen es an Land. Schließlich setzte der Captain selbst seinen Fuß auf den weißen Sand.
»Na also«, zischte Robert seinem Freund zu, der beim Anblick des verhassten Piraten eine schwere Pistole aus dem Gürtel zog und etwas tiefer in den Schatten der Hütte trat, neben der sie sich verbargen.
»Jetzt, Sir?«
»Nein, Finnegan, hier sind noch zu viele Leute, und wir können vom Schiff aus gesehen werden, das würde die anderen warnen. Nein, wir warten, bis er sich mit einer dieser ›Damen‹ zurückzieht. So wie ich ihn kenne, wird das nicht lange dauern.« Er schüttelte ungläubig den Kopf, als er den Neuankömmling, der sich in seinen besten Staat geworfen hatte und die Straße
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