Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
den Raum verließ, wandte er sich nochmals um. »Lass dir nicht einfallen, mir jemals wieder in die Quere zu kommen, sonst vergesse ich unsere Verwandtschaft und verpasse dir das, was du eigentlich jetzt schon verdient hättest!«
Vor dem Haus fand er einen abenteuerlich aussehenden, jedoch kostbar gekleideten Mann vor, der lässig auf einer Kiste saß und grinste. Als er Robert sah, stand er auf und kam auf ihn zu. »Haben Sie noch etwas von ihm übrig gelassen, Capitano? «
»Noch viel zu viel«, brummte Robert und wies auf Malcolms Männer, die in der Zwischenzeit von seinen eigenen Leuten gefangen genommen worden waren. »Die können Sie haben. Mir ist vollkommen gleichgültig, was Sie mit ihnen machen. Meinetwegen können Sie sie als Sklaven verkaufen, solange mir dieser Abschaum niemals mehr unter die Augen kommt. Auch diejenigen, die ich noch über Bord gehen lasse. Und meinen nichtsnutzigen Bruder setzen Sie auf einer einsamen Insel aus, dort kann er bleiben und über sein verkommenes Leben nachdenken.«
Der andere lachte, zog mit einer theatralischen Geste seinen breiten, federngeschmückten Hut und verbeugte sich. »Es ist wie immer eine Freude, Geschäfte mit Ihnen zu machen, Captain McRawley. Ich wünsche Ihnen eine gute Reise. Falls Sie wieder etwas brauchen, Ramirez Rodriguez Torrez-Ventamilla steht zu Ihrer Verfügung.«
Robert nickte, reichte dem Spanier die Hand und stiefelte dann mit Finnegan Richtung Boot.
Ramirez sah ihm grinsend nach. »Sieh ihn dir an«, sagte er zu einem seiner Leute, der sich rasch näherte, »kaum ein ganzes Stück Stoff am Körper und löchrige Stiefel, aber ich schwöre dir, das ist einer der besten Männer, die mir jemals begegnet sind.«
Nachdem Martin die Kajüte verlassen hatte, war Vanessa in sich zusammengesunken auf dem Bett gesessen, bis sie Ruderschläge hörte, die ihr signalisierten, dass sich das Boot des Captains wieder dem Schiff näherte. Sie horchte auf, als eine laute, herrische Stimme ertönte, gefolgt von Rufen und Tumult an Deck. Schüsse fielen, dröhnende, stampfende Schritte erklangen, verzweifelte Schreie, Wasserspritzen, so, als wäre etwas hineingeworfen worden. Und dann herrschte plötzlich wieder Stille. Beunruhigt lauschte sie hinaus. Es hatte fast so geklungen, als wäre das Schiff überfallen worden. Wenn Martin sich nicht täuschte und sich tatsächlich viele Piraten auf dieser Insel aufhielten, die die Gelegenheit wahrgenommen hatten, das Schiff zu kapern, so konnte sie sich schnell in einer noch misslicheren Lage wiederfinden als zuvor. Sie hatte die Stimme des Captains nicht gehört – vielleicht war er gar nicht mehr zurückgekehrt, sondern schon an Land getötet oder gefangen genommen worden.
Voller Besorgnis fragte sie sich, was mit Martin und Jack geschehen sein mochte. Wären die Eindringlinge freundlich gesinnt gewesen, dann hätten die beiden sie schon längst aus dieser Kammer in die Freiheit geholt. Andernfalls musste sie jedoch damit rechnen, dass ihre beiden Freunde sich entweder still verhalten mussten oder bei dem Angriff sogar getötet worden waren. Sie krampfte ihre Hände zusammen und wagte kaum zu atmen aus Angst, etwas von draußen zu überhören. Ihr Blick fiel auf ihre Kleiderkiste. Sie sprang auf und zerrte die schwere Holztruhe vor die Tür. Einen entschlossenen Piraten würde dies nicht aufhalten können, aber sie fühlte sich wohler.
Nachdem der Kampflärm abgeklungen war, blieb es eine Zeitlang ruhig. Schließlich ertönten einige scharfe, über das Schiff hallende Befehle, ein Boot wurde zu Wasser gelassen, um bald darauf wieder zurückzukehren, die Ankerwinden quietschten, und endlich zeigte ihr die sich verändernde Bewegung des Schiffes an, dass sie wieder unterwegs waren und stetig Fahrt aufnahmen.
Sie hätte gern gewusst, was da draußen vor sich gegangen war. Die kleine Luke war jedoch nicht groß genug, um mehr als einen Blick auf das Meer und einen Teil der Insel werfen zu können, und was oben an Deck vor sich ging, blieb ihr weiterhin ein Rätsel. Da das Schiff jetzt jedoch wieder unterwegs war, konnte sie die Hoffnung auf Rettung begraben, und sie lauschte angstvoll hinaus, auf jedes kleine Geräusch achtend, das ihr verraten könnte, wer nun an Bord das Kommando übernommen hatte und in wessen Händen sie sich somit befand.
Robert trat aufatmend in sein geräumiges Quartier. Es war knapp drei Stunden her, seit er an Bord gekommen war und jene Seeleute, die zu seinem missratenen Bruder
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