Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
den Boden und wandte sich der Suppe zu, ohne den Captain eines Blickes zu würdigen.
Robert ertrug es nicht, dass sie ihn so offensichtlich ignorierte. »Du hast heute gewonnen«, sagte er spöttisch, während er kaum den Blick von ihren vollen Brüsten nehmen konnte, die sie lächerlich züchtig unter einem Tuch verdeckt hatte, »aber glaube ja nicht, dass du dir jetzt alles erlauben kannst. Du hast es übrigens Mr. Finnegan zu verdanken, dass ich dich nicht gleich kopfüber die Leiter hinuntergeworfen habe – er hat, bevor ich dich an Deck erwischte, schon auf mich eingeredet, dich täglich einige Minuten an die frische Luft zu lassen.«
Vanessa war gerade im Begriff, eine dicke weiße Made aus der Brotsuppe zu holen und sah ungehalten von dieser konzentrierten Tätigkeit auf. »Diesen Vorzug haben ja meines Wissens sogar die armen, gefangenen Geschöpfe auf einem Sklavenschiff. Ihr braucht Euch auf Eure Menschenfreundlichkeit nichts einzubilden!«
»Stimmt. Die dürfen aber nur hinauf, damit sie gesund bleiben und die Händler gute Preise für sie auf dem Markt erzielen.« Er grinste boshaft, während er seinen Blick ungeniert über sie gleiten ließ. »Was übrigens gar keine schlechte Idee wäre – ich glaube ja nicht, dass ich viel für dich bekäme, aber vielleicht reicht es wenigstens für das Essen, das du an Bord verbrauchst.«
»Vielleicht ist es Eurem Piratengehirn entfallen«, fuhr Vanessa gereizt hoch, »aber ich habe Euch gebeten, mich nach Jamaika zu bringen, womit Ihr Euch die Unkosten für meinen Unterhalt schnell ersparen würdet! Wobei«, sie wies ärgerlich auf die Made, die sie neben dem Teller auf den Tisch gelegt hatte, »man das hier wohl kaum als Essen bezeichnen kann!«
»Sei froh, dass ich dir die Fleischeinlage nicht mit verrechne«, grinste Robert unbeeindruckt. »Außerdem hättest du die hier ruhig verspeisen können, die ist weitaus geschmackvoller als die anderen Würmer.« Er genoss sekundenlang Vanessas angeekelten Gesichtsausdruck und lehnte sich dann lässig in seinem Stuhl zurück. »Ich kann dich nicht nach Jamaika bringen, aber wenn wir zu einer französischen Niederlassung kommen, werde ich dich von Bord gehen lassen. Bis dahin wirst du dich gut benehmen, sonst reist du den Rest des Weges im Laderaum und kannst dort die Ratten zählen.«
Vanessa sprang auf und funkelte ihn wutentbrannt an. »Ihr seid abscheulich! Ihr genießt es auch noch, mir auf diese perverse Weise die Macht zu zeigen, die Ihr über mich habt, weil ich mich unglücklicherweise auf diesem Schiff befinde! Aber der Tag wird kommen, wo Ihr diese Behandlung bedauern werdet!« Sie stürmte aus dem Raum in ihre Kajüte und knallte die Tür hinter sich zu.
»Und das Türenknallen werde ich dir auch noch abgewöhnen«, murmelte Robert erbittert und war seltsamerweise mit sich selbst und dem Ausgang dieses Abends mehr als unzufrieden.
9. Kapitel
V anessa trat neben Robert, der an der Reling lehnte und mit einem Fernrohr auf die Insel Margarita sah, der sie sich nun schon seit vielen Stunden langsam und mühevoll näherten. Der Wind blies vom Land her, und es kostete sie viel Kraft, gegen den stetigen Strom zu kreuzen. Sie wollten dort Wasser und Proviant aufnehmen und sich mit Ramirez treffen, der zweifellos wieder Nachrichten über die jüngsten Unternehmungen der Engländer mitbrachte.
»Es wäre eine gute Gelegenheit, mich von Bord gehen zu lassen«, sagte Vanessa.
Robert sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an. »Du solltest nicht so versessen darauf sein, an Land zu kommen. Vor allem nicht hier – diese Leute da draußen«, er deutete nach Osten, wo sich die Silhouette der Insel dunkel gegen den blauen Himmel abzeichnete, »sind nämlich hauptsächlich Kannibalen, die sich freuen würden, dich am Spieß zu rösten und dann zu verspeisen.« Diese Insel war früher von einem friedlichen Indianerstamm bewohnt gewesen, der allerdings schon vor vielen Jahren von den weißen Kolonialherren entweder ausgerottet oder versklavt worden war. Jetzt wohnten dort nur noch Spanier, einige Siedler unterschiedlicher Herkunft und Sklaven. Aber es gefiel ihm, die Kleine ein wenig zu verschrecken. Außerdem mochte er aus einem unerfindlichen Grund den Gedanken, sie schon so schnell an Land zu setzen, nicht im Geringsten.
Vanessa warf ihm einen ungläubigen Blick zu, den er mit einem grimmigen Auflachen quittierte. »Möglich, dass du dies immer noch der Aussicht, mit mir auf einem Schiff zu sein,
Weitere Kostenlose Bücher