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Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)

Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)

Titel: Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
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Sprossen der Leiter hinaufstieg und vorsichtig die Nase hinaussteckte, sah sie zu ihrer Überraschung die gesamte Mannschaft versammelt. Die Männer hatten einer neben dem anderen über die ganze Länge des Schiffs hin Aufstellung genommen, und der Captain schritt die Reihe ab, gefolgt von Finnegan. Er musterte jeden gründlich und machte hier und da eine Bemerkung. Vanessa konnte seine Worte nicht verstehen, erkannte aber aus der Reaktion der Betreffenden, ob es etwas Freundliches oder eine Mahnung oder gar Drohung war.
    Jeder einzelne der Matrosen war frisch gewaschen und rasiert, die meisten trugen weiße Hosen, blaue Jacken und mit bunten Bändern verzierte Hüte, die sie nun in der Hand hielten. Ähnliche Szenen hatte Vanessa schon auf dem Handelsschiff gesehen. Allerdings ging es hier weitaus formeller zu, und sie staunte über die Veränderung, die mit dem Piratenhaufen vor sich gegangen war. Am Ende der Reihe standen Jack und der Koch. Der Junge sah ein wenig verschreckt aus, als der Captain vor ihm stehen blieb. Vanessa sah, wie er eine kurze Bemerkung machte, und dann ging McRawley auch schon weiter, am Koch vorbei, der ein verfärbtes und stark verschwollenes Gesicht hatte und ein wenig gekrümmt dastand.
    Als McRawley die Reihe abgeschritten hatte, verschwand er mit Finnegan im Gefolge unter Deck, während die anderen sich sichtlich entspannten. Einige launige Worte fielen, mehrere der Matrosen lachten, und einer sang sogar ein paar Takte eines Liedes, das Vanessa nicht kannte, dessen erste Strophe aber keinen Zweifel daran ließ, dass es von einer eher freizügigen jungen Dame handelte, die in einem der Häfen lebte und gut daran verdiente. Er wurde von einem scharfen Befehl unterbrochen und verstummte grinsend.
    Ein junger Mann, der Uniform nach zu urteilen wohl ein Offizier, stand ganz in Vanessas Nähe, und sie fiel vor Schreck fast von der Leiter, als sein Blick sie traf. Sie klammerte sich in letzter Sekunde an der obersten Sprosse fest und sah schuldbewusst hinauf, als sein Schatten den Eingang verdunkelte.
    »Sie sollten vorsichtig sein, Madam«, sagte der Mann mit einer ruhigen, angenehmen Stimme. »Wenn man die Bewegungen des Schiffes nicht gewohnt ist, kann man leicht das Gleichgewicht verlieren.« Er streckte ihr die Hand hin. »Darf ich Ihnen vielleicht helfen, Madam?«
    Vanessa lächelte ihn an. »Lieber nicht, der Captain sieht es nicht gern, wenn ich an Deck komme.« Nicht dass Vanessa sich auch nur einen Deut darum gekümmert hätte, was dieser Pirat gern sah oder nicht, aber sie wollte nicht, dass der freundliche junge Mann Schwierigkeiten mit seinem Captain bekam.
    Er zog die Augenbrauen hoch. »So? Aber am Sonntag wird er doch zweifellos eine Ausnahme machen.«
    Sie überlegte nicht lange, ergriff die dargebotene Hand und ließ sich hinaufziehen. Er war tatsächlich noch ein sehr junger Mann, jünger als sie, bestenfalls Anfang zwanzig, mit einem frischen, offenen Gesicht. Er strahlte sie an. »Sie verschönern diesen sonnigen Tag noch, Madam. Was für eine Schande, wenn Sie uns nicht die Ehre Ihrer Gesellschaft gäben.« Das Schiff wurde von einer größeren Welle leicht angehoben, und er reichte ihr höflich den Arm. »Darf ich bitten, Madam.« Vanessa war erstaunt über die gepflegte Ausdrucksweise, die sie auf einem solchen Schiff nicht vermutet hätte, und zögerte nicht, seine Hilfe anzunehmen. »Mein Name ist Miller. Mike Miller, Madam, ich bin der Zweite Maat.«
    Sie lächelte ihn an. »Mein Name ist Vanessa Chastel.« Sie ließ kurzerhand das adelige ›de‹ weg, das ihr gegenüber einem Matrosen auf einem Freibeuterschiff unangebracht erschien.
    »Gestatten Sie mir, Sie auf dem Schiff herumzuführen, Madam?« Er deutete auf mehrere Matrosen, die näher kamen und sich mit einem verlegenen Grinsen in Positur stellten, als Vanessas Blick auf sie fiel. »Wenn Sie es erlauben, möchte ich Ihnen einige der Männer vorstellen, denen dies eine große Ehre wäre.«
    Vanessa war zwar verwundert, aber einverstanden und sah in ein gutmütiges, rundliches Gesicht, aus dem Augen unbestimmter Farbe herauszwinkerten. Der Mann hatte seinen Strohhut abgenommen, drehte ihn leicht verlegen in den Händen und grinste von einem Ohr zum anderen. »Mr. Jacob Smith, der Bootsführer des Captains.«
    »Für Sie immer Smithy, Madam.«
    Vanessa erinnerte sich sehr gut an diesen ›Smithy‹, der damals in der Kutsche auf dem Bock vorne mitgefahren war, auch wenn anzunehmen war, dass er sie ebenso

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