Die Braut des Herzogs (German Edition)
anschließe. Für einen Mann seines Alters sei es doch etwas anstrengend, Hahn im Korb bei vier so hübschen Damen zu sein. Dann bot er Lady Darlington und seiner Schwester den Arm und führte sie den mit unzähligen Lampions geschmückten Weg zu den Logen entlang.
Der Vicomte folgte seinem Beispiel und bot Lady Marilla und Olivia seinen Arm. Er war sichtlich zufrieden, zwei so attraktive Begleiterinnen zu haben, wenn sein bewundernder Blick auch vor allem Olivia galt.
Sie sah heute ganz besonders hübsch aus. Das sonnengelbe Kleid aus leichtem Krepp war weit ausgeschnitten und brachte durch das enge Mieder ihre schlanke Taille vollkommen zur Geltung. Hals und Arme schmückten zarte Perlenschnüre, die Ohren dazu passende Gestecke, und auch in die Frisur waren von Meisterhand Perlen eingearbeitet worden. Ihre Wangen waren zart gerötet von dem prickelnden Gefühl, daß ihr ein interessanter Abend bevorstand, und von der Aufregung, die sie aufgrund der unerklärlichen Vorfälle rund um Lord Sudburyempfand. Es schien ihr fast unglaublich, daß das Gespräch mit Wellbrooks erst vor wenigen Stunden stattgefunden hatte. Daß es erst wenige Stunden her war, daß sie verzweifelt über seine Worte, die Liebe des Herzogs für immer verloren geglaubt hatte.
Doch nun war die Verzweiflung gewichen. Gewichen dem sicheren Wissen, daß die Entrüstung des Herzogs auf einem Mißverständnis beruhen müsse, daß er – aus welchem Grund auch immer – gedacht hatte, sie würde Profit daraus schlagen, seinen Freund einem Gläubiger auszuliefern. Natürlich war es kränkend, daß er sie eines derart schändlichen Verhaltens für fähig hielt – und doch erschien es ihr im Augenblick nicht so wichtig. Wichtig war, den Herzog von ihrer lauteren Gesinnung zu überzeugen – und wie sollte ihr das besser und eindrucksvoller gelingen als am heutigen Abend, wo sie Arm in Arm mit ihrer Stiefmutter eine Veranstaltung besuchte. Konnte er da noch länger an ihren Worten vom Nachmittag zweifeln? Und dann war es natürlich noch wichtig, diesen Mat ausfindig zu machen. Vielleicht war er wirklich in London. Vielleicht besuchte er sogar die heutige Veranstaltung. Diese war ja allgemein zugänglich, und warum sollte sich nicht Mat – vielleicht war er inkognito? – auch einmal vergnügen? Für Marilla müßte es doch ein leichtes sein, ihren Sohn auch nach acht Jahren wiederzuerkennen. Schwieriger war es dann wohl, ihn zu überreden, Geld von seiner Mutter anzunehmen. Und sein Erbe anzutreten. Wie konnte er nur in all den Jahren, da er in finanziellen Schwierigkeiten steckte, ein Leben auf der Flucht vor Gläubigern dem eines Lebens als Lord Sudbury vorziehen? War es wirklich bloß aus falsch verstandenem Stolz? Was war dieser Matthew Laurent wohl für ein seltsamer Mensch?
»So schweigsam heute, Miss Redbridge?« unterbrach der Vicomte ihre Grübeleien.
Olivia blickte um sich: »Ich bin noch nie hiergewesen und muß gestehen, daß ich hingerissen bin von all diesen Lichtern und Lampions.«
»Mir geht es ebenso«, meinte ihr Begleiter. »Und doch sehe ich das alles mit Wehmut. Den Jardin du Luxembourg pflegteman auch so zu schmücken, bevor … vor den Tagen der Revolution. Und nun …« er verstummte mit einer hilflosen Handbewegung.
»Tatsächlich?« fragte Lady Redbridge mit leiser Skepsis. »Das ist doch nun schon mehr als zwanzig Jahre her. Und damals haben Sie abends die Gärten besucht?«
» Mais naturellement !« rief der Vicomte aus. »Als Kind an der Hand meiner lieben Mama. Sie haben doch auch Kinder, My-lady. Waren Sie nie mit Ihren Söhnen hier in den zauberhaften Vauxhall Gärten?«
Marilla schüttelte den Kopf.
»Aber sicher würden Sie gerne einmal mit ihnen hier promenieren. Meine Mama, Gott habe sie selig, meine Mama sagte immer, daß es für sie nichts Schöneres gäbe, als am Arm ihrer Söhne eine Veranstaltung zu besuchen.« Er schien auf eine Antwort zu warten, doch Marilla hatte keine Zeit, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Der General war mit den beiden Damen an seiner Seite stehengeblieben.
»Hier ist unsere Loge«, erklärte Lady Darlington. »Wir sind wohl noch etwas früh.«
Die beiden Logen zur rechten und linken waren nicht besetzt. Die meisten Besucher zogen es vor, noch auf Wegen zu promenieren, da das Essen erst zu späterer Stunde serviert werden sollte. Von weitem war leise Musik zu vernehmen.
Der General und seine Begleiterinnen beschlossen dennoch, in der Loge Platz zu nehmen.
»Ich finde die
Weitere Kostenlose Bücher