Die Braut des Herzogs (German Edition)
kleinen Steinchen auf den Wegen immer wieder sehr unangenehm«, sagte Lady Darlington entschieden. »Es ist bedeutend angenehmer, die reizende Dekoration im Sitzen auf sich wirken zu lassen. Aber bitte, liebe Lady Redbridge, wenn Sie sich noch ein wenig umsehen wollen, lassen Sie sich nicht von uns aufhalten.«
»Das würde ich wirklich gerne«, gab Marilla zu. »Ich bin schon lange nicht mehr hiergewesen. Ich möchte feststellen, ob sich viel verändert hat, seit ich das letzte Mal hier war. Kommst du mit mir, Olivia?«
Olivia dachte an die Möglichkeit, daß sich der Herzog unter den Besuchern aufhalten könnte und hätte sie am liebsten abgelehnt. Mit bangem Gefühl überlegte sie, daß sich eine Begegnung mit ihrem Verlobten an diesem Abend nicht vermeiden lassen würde. In der Loge sitzend, hinter dem breiten Rücken ihrer Tante hätte sie sich bei weitem sicherer gefühlt. Doch daran war nicht zu denken. Sie konnte ihre Stiefmutter nicht allein durch die Gärten promenieren lassen.
Schweren Herzens stimmte sie einem Spaziergang zu. Zu ihrer Überraschung beschloß der Vicomte, sich ihnen anzuschließen. »Das ist eine sehr gute Idee«, fand Lady Darlington, die eben ihre Loge betrat. Seit ihre Nichte sich mit dem Herzog verlobt hatte, stand sie dem Franzosen mit bedeutend mehr Wohlwollen gegenüber. »Ihre Freunde werden Sie wohl endgültig aus den Augen verloren haben. Wenn Sie möchten, lasse ich ein weiteres Gedeck auflegen. Es wäre uns eine Freude, einen weiteren Kavalier in unserer Runde zu wissen, nicht wahr, meine Lieben?« Ihre Begleiter beeilten sich zuzustimmen, und der Vicomte nahm mit überschwenglicher Freude dankend an.
Lord MacAlister konnte sich nicht erinnern, seinen Freund jemals in der Stimmung gesehen zu haben, in der er sich in den letzten Tagen befand. Er war wortkarg und unnahbar wie selten zuvor. Nicht einmal seinen Freund weihte er in die Gründe dafür ein, die ihn bedrückten. Daß Wellbrooks etwas bedrückte, stand für MacAlister fest. Mochten die anderen die betont arrogante Miene Seiner Gnaden für eine Laune halten, so ließ er sich nicht täuschen. Es war offensichtlich, daß der Stolz des Herzogs empfindlich verletzt war. Wäre es nicht so neuartig gewesen, so hätte MacAlister schwören können, daß sein Freund an Liebeskummer litt.
Doch was auch immer es war, Wellbrooks sprach nicht darüber und erstickte jede Frage im Keim. MacAlister schloß daraus, daß ein Zusammenhang mit Olivia Redbridge bestand. Und auch, daß Wellbrooks’ plötzlicher Verdacht gegen den Vicomte de Valliseau damit zu tun hatte. Er konnte nicht glauben,daß Wellbrooks auf den Franzosen eifersüchtig war. Sicher, dieser war ein ganz angenehmer Bursche, recht passabel aussehend mit tadellosen Manieren. Doch er konnte nie ein ernstzunehmender Konkurrent für einen Wellbrooks sein.
MacAlister ging nun schon einige Zeit neben dem Herzog die lampiongeschmückten Wege entlang. Keiner von beiden sprach ein Wort. Vor ihnen promenierte seine Gattin in Begleitung ihres Bruders und ihrer Schwägerin. Die drei waren in bei weitem besserer Laune. Einige Worte ihres fröhlichen Gesprächs drangen an MacAlisters Ohren. Warum sollte er sich von seinem Freund in melancholische Stimmung versetzen lassen? Er würde sich zu den anderen gesellen. Wenn sein; Freund nicht mit ihm über seine Probleme sprechen wollte, dann …
Da spürte er die Hand des Herzogs, die sich fest über seinen Unterarm schloß. Er war abrupt stehengeblieben und starrte fassungslos in einen der Seitenwege. Irritiert folgte MacAlister diesem Blick und zog scharf die Luft ein. Was er dort sah, war tatsächlich eine Überraschung: drei Personen bummelten Arm in Arm den Weg entlang. Obwohl sie nur von hinten zu sehen waren, erkannte er Olivia Redbridge auf den ersten Blick.
»Was zum Teufel …« entfuhr es dem Herzog.
»Ist das nicht dieser Valliseau?« fragte MacAlister, obwohl er die Antwort kannte.
»Ja, und Lady Sudbury!« bestätigte der Herzog MacAlisters Verdacht.
»Wußtest du, daß Marilla in London ist? Wie kommt es, daß sie in Begleitung von Miss Redbridge und dem Franzosen die Gärten besucht?«
Die wirrsten Gedanken gingen dem Herzog durch den Kopf. Hatte Olivia nicht von einem Stiefbruder gesprochen? Hatte nicht Bactexter erwähnt, daß Lord Redbridge vor nicht allzu langer Zeit wieder geheiratet hat? War es möglich, daß Marilla ihre Stiefmutter war? Sollte Olivia – um Himmels willen – die Wahrheit gesagt habend War
Weitere Kostenlose Bücher