Die Braut des Herzogs (German Edition)
sie keine feindliche Spionin? Wollte sie wirklich für Marilla Mats Adresse auskundschaftend Dann war sein Verhalten ihr gegenüber nicht nur äußerst rüde gewesen. Eswar unverzeihlich! Und doch spürte er eine so große Erleichterung, daß er die ganze Welt hätte umarmen können. Da holten ihn andere Zweifel aus seiner Euphorie. Warum hatte ihn Marilla nicht direkt gefragt? Und vor allem: Warum befand sie sich in der Begleitung dieses Franzosen? Es konnte doch nicht sein, daß Marilla ihren eigenen Sohn …? Nein, diesen Gedanken wollte er nicht zu Ende denken.
»Man muß Mat warnen, daß seine Mutter hier ist, Andrew«, sagte er statt dessen. »Wir müssen ihn finden, bevor ihn Marilla entdeckt und Valliseau auf seine Spur bringt. Bete zu Gott, daß das noch nicht geschehen ist!« Mit diesen Worten machte er kehrt und begab sich mit eiligen Schritten auf die Suche nach Matthew Laurent. MacAlister fand gerade noch Zeit, seiner Frau einige erklärende Worte zuzuflüstern, bevor er sich aufmachte, um den Herzog einzuholen.
Aber die Hoffnungen Seiner Gnaden wurden in zweifacher Weise enttäuscht. Zum einen war es ihm lange Zeit nicht möglich, Mat in der ständig anwachsenden Menschenmenge, die den weidäufigen Park füllte, zu finden. Und zum anderen war die kleine Gruppe bereits auf Mat gestoßen.
Dieser war mit einer Anzahl seiner neugewonnenen Freunde beisammengestanden. In eine zum Teil wehmütige Plauderei über vergangene Feste in Versailles verwickelt, als auf einmal, ohne jede Vorwarnung, seine Mutter vor ihm stand. Er erkannte sie sofort. Sie schien sich kaum verändert zu haben. Aus einem Impuls heraus ging er, jede Vernunft außer acht lassend, einige Schritte auf sie zu.
Auch Marilla hatte ihn sogleich bemerkt und trotz seines veränderten Aussehens keine Schwierigkeiten gehabt, ihn zu erkennen. Was war bloß aus ihrem Sohn geworden? Wo war der dunkelhaarige junge Mann mit den klassischen Gesichtszügen geblieben? Vor ihr stand ein Geck mit einem affektierten Oberlippenbärtchen. Die blonde Perücke gab seinem Aussehen einen fremden Anstrich. Oder waren die Haare am Ende gar gebleicht? Die flaschengrüne Jacke saß eng an der Taille, die Weste war mit einem auffallenden orientalischen Muster bestickt.Eine aufdringliche Krawattennadel vervollkommnete das Bild. Daß die Kragenspitzen überreich verziert und von einer atemberaubenden Höhe waren, konnte bei dieser Aufmachung nicht verwundern. Und doch war die Gestalt ohne Zweifel Mat. Wie oft hatte sie in Gedanken den Augenblick des Wiedersehens herbeigesehnt! Wie hatte sie sich gewünscht, ihren Ältesten in die Arme zu schließen. Mit ihm über die langen Jahre der Trennung zu sprechen. Nun stand er ihr gegenüber – aber es war nicht der geeignete Zeitpunkt, das Wiedersehen zu feiern. Überall unter den Gästen konnte ein Kredithai, ein Großgläubiger versteckt sein, der Mat in seiner Verkleidung nicht erkannte.
Sie dachte nicht daran, ihn an einen dieser Kerle auszuliefern! Also zwinkerte sie ihrem Sohn unmerklich zu. Das hatte sie früher oft getan, als Mat und Harry noch Kinder waren und sie ihnen Verstehen signalisieren wollte, ohne, daß der gestrenge Vater etwas davon ahnte. Dann hob sie hochmütig die Augenbrauen, als wollte sie die Anmaßung eines Fremden unterdrükken.
Aber auch Mat war, sobald er die ersten Schritte getan hatte, schlagartig zur Besinnung gekommen. Er hatte den Mann in Begleitung seiner Mutter erkannt, und die Worte des Herzogs klangen deutlich in seinen Ohren. Das Zwinkern seiner Mutter sah er wohl – allerdings konnte er sich keinen Reim darauf machen. Ihm war klar, daß er einen Angriff versuchen müßte, wollte er retten, was noch zu retten war: »Madame Fournarêt!« rief er daher aus, wahllos den Namen einer seiner Pariser Bekannten gebrauchend. »Quelle plaisir, de vous revoir!«
Da er fließend französisch sprach, hoffte er Valliseau dadurch zu täuschen: »Ich wußte nicht, daß Sie nach London gekommen sind, Madame! Wie ich mich freue, Sie zu sehen!« Er war wild gestikulierend auf Marilla zugestürmt und machte nun Anstalten, ihre Hand zu greifen.
Mit einer Miene, die deutlich ihren Unmut verriet, verbarg Lady Redbridge ihre Rechte hinter ihrem Rücken. Dann wandte sie sich an ihren Begleiter: »Was ist das für ein aufdringlicher Mann, Vicomte? Ich habe kein Wort von dem verstanden, waser sprach. Können Sie mir sagen, wer dieser Mann ist und was er von mir will?«
Valliseau warf ihr schnell einen
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