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Die Braut des Herzogs (German Edition)

Die Braut des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Braut des Herzogs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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sie tun? Würde er seinen Begleiter vor ihren Augen erschießend Doch ihre Sorgen waren verfrüht. Es war der kleine Mann, der dem Vicomte die Munition reichte. Gemächlich lud der Vicomte die Waffe. Ein leises Klicken war zu vernehmen, dann ließ er sie in die Rocktasche gleiten.
    » Alors ,« sagte er und streifte seine Handschuhe über. »Ich mache mich auf die Suche nach unserem teuren Freund Sudbury. Du wartest auf uns bei den Booten. Ist alles klar? Diese Nacht ist wie geschaffen für unser Vorhaben. A toute à l’heure .«
    Mit diesen Worten wandte er sich von seinem Begleiter ab und betrat den Seitenweg. Nur wenige Schritte von Olivia entfernt. Sie stand da, ihren Körper an die Sträucher gepreßt, und wagte kaum zu atmen.
    »Lieber Gott«, flehte sie, »gib, daß der Vicomte mich nicht sieht!« Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn er bemerkte, daß sie ihn belauscht hatte. Würde er ihr glauben, wenn sie vorgab, seine französischen Worte nicht verstanden zu haben? Kaum zu glauben, daß das wirklich der Vicomte de Valliseau gewesen sein sollte. Wo war der Gentleman geblieben, dem sie manch amüsante Ausfahrt und viele schwungvolle Tänze verdankte? Der Mann, dessen Gesicht im Mondschein unnatürlich blaß gewirkt hatte, dessen verkniffene Lippen bis dahin ungeahnte Brutalität verrieten, dieser Mann hatte so wenig Ähnlichkeit mit dem Vicomte, den sie kannte. Und doch war er es unzweifelhaft gewesen. Er wolle Sudbury suchen, hatte er gesagt. Er wollte Sudbury suchen und hatte eine Pistole! Olivia erwachte aus ihrer Erstarrung. Der Vicomte war der Mann, der hinter Marillas Sohn her war. Von ihm ging die Gefahr aus. Und Mat war in großer Gefahr!
    Die Waldlichtung lag nun wieder ruhig und friedlich im Mondschein, als hätte die unheilvolle Begegnung nie stattgefunden. Der glatzköpfige Begleiter mußte sie an der anderen Seite verlassen haben. Valliseau hatte Olivia nicht entdeckt. Sie sah ihn in einiger Entfernung mit großen Schritten den Weg hinuntereilen. Sie trat aus dem Gebüsch hervor und schüttelte dieGlieder, die vom Stehen in unbeweglicher Haltung steif geworden waren. Sie mußte etwas unternehmen! Sie mußte verhindern, daß es zu einer Katastrophe kam! Sie mußte Mat vor dem Franzosen warnen!
    Selten zuvor war sich Olivia so aufgeregt und gleichzeitig so hilflos vorgekommen. Wie sollte sie Marillas Sohn in der großen Menschenmenge finden? Wie sollte sie verhindern, daß der Vicomte von seiner Waffe Gebrauch machte? Er schien zu allem entschlossen. Ob Wellbrooks ihr half, wenn sie ihn darum bat? Ob er ihr diesmal Glauben schenken würde? Energisch straffte sie die Schultern. Es hatte keinen Sinn dazustehen, noch immer die Schuhe in der Hand, und auf Hilfe zu hoffen. Sie mußte handeln. Mit raschen Schritten lief sie auf dem Rasen, der den Weg säumte, zur breiten Allee zurück. Dort schlüpfte sie wieder in ihre Sandalen, um nicht Gefahr zu laufen, von irgend jemandem in Strümpfen überrascht zu werden. Von nun an konnte sie sich nur langsamer fortbewegen. Als sie zu den ersten Logen kam, zeigte ein lautes Krachen den Beginn des Feuerwerkes an. Olivias Entsetzen steigerte sich ins Unermeßliche. Hier im Schutze dieses Lärms konnte ein Schuß fallen, ohne auch nur die geringste Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie blickte sich um. Die Logen lagen verlassen im Schein der Lampions. Auch die Tanzmusik im Pavillon war verstummt. Sie mußte versuchen, Mat unter all den Leuten ausfindig zu machen, die sich auf dem Rasen drängten, um das Feuerwerk zu bewundern.
    Ein weiterer Knall zerriß die Stille, und ein weiterer. Olivia war jetzt genügend nahe herangekommen, um die Sterne zu sehen, die in allen Farben auf die Erde hernieder rieselten. Das Publikum war hingerissen. Immer wieder brandeten Stürme der Begeisterung auf. Eine große goldene Blume erhellte für kurze Zeit die Nächte. Olivia sah die Menschenmenge, die wie gebannt zum Himmel blickte – und ganz in der Nähe das bekannte Gesicht von Lord MacAlister. Der Herzog war nicht an seiner Seite. Sie überlegte nicht lange. Die zahlreichen Unmutsäußerungen der Umstehenden in Kauf nehmend, bahnte sich ihren Weg.
    MacAlister blickte sich um, um zu sehen, wer ihn von hinten am Oberarm ergriffen hatte, und seine Augen weiteten sich: »Miss Redbridge«, rief er aus, »wo kommen denn Sie so plötzlich her?«
    Die nächste Rakete erleuchtete die Finsternis. Seine Lordschaft entdeckte abgebrochene Blätter in Olivias Haar. Ihr aufgeregter

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