Die Braut des Herzogs (German Edition)
er.
Olivia war kurze Zeit sprachlos, dann riß sie sich zusammen und ging ihrem Gast entgegen, um ihn willkommen zu heißen.
»Sie werden sich sicher fragen, wer ich bin, Miss Redbridge«, begann Mr. Bactexter, als der Butler die Türe hinter sich geschlossen hatte. Dann stellte er sich als der Sekretär Seiner Gnaden vor und entschuldigte sich für sein verspätetes Erscheinen.
Olivia bat ihn, Platz zu nehmen und bot ihm eine Erfrischung an.
»Hat Sie Ihr Herr vorausgeschickt, Mr. Bactexter?« wollte sie wissen. »Wann dürfen wir mit dem Erscheinen Seiner Gnaden rechnen?«
Der Sekretär schien deutlich beunruhigt zu sein. »Mein Herr bedauert es außerordentlich, daß er außerstande ist, den vereinbartenTermin einzuhalten, Miss Redbridge«, sagte er. »Wichtige gesellschaftliche Verpflichtungen haben seine Anwesenheit in der Hauptstadt unumgänglich gemacht …«
»Aha«, dachte Olivia bitter, »er bereut seinen voreiligen Antrag bereits und hat nun seinen Bedienten geschickt, damit dieser die Angelegenheit für ihn ausbadet.«
»… und darum hat mich Seine Gnaden mit der eh … ehrenvollen Aufgabe beauftragt, seinen schriftlichen Antrag mündlich, an seiner Stelle sozusagen, zu wiederholen«, hörte Olivia den Sekretär sagen. Bactexter stockte und sah Olivia etwas hilflos an.
»Er schickt Sie, semen Antrag zu wiederholen?« murmelte sie fassungslos. Nein, das war wirklich zu arg! Was für ein Mensch mußte dieser Herzog wohl sein? Wie gering achtete er sie denn! Nahm er ernsthaft an, es genüge, einen Boten zu schicken, um um ihre Hand anzuhalten? Dachte er, es bestehe keine Notwendigkeit, sich persönlich zu ihr zu bemühen? Oder wollte er doch etwas vor ihr verbergen?
So sehr sie diese sonderbare Angelegenheit auch hätte empören müssen, weckte sie doch vor allem ihre Neugierde. Sie brannte darauf, diesen Wellbrooks kennenzulernen und die Gründe für sein seltsames Verhalten herauszufinden. Was für eine glückliche Fügung, daß sie bereits am nächsten Morgen nach London aufbrach.
Der Sekretär, der auf die entrüsteten Ausrufe seiner Gastgeberin wartete, war darauf gefaßt, daß sie nach ihrem Riechfläschchen griff, daß sie tobte, daß sie nach ihrem Vater verlangte. Wie kam es überhaupt, daß sie ihn alleine empfing? Als nichts Derartiges geschah, wagte er, seinen erstaunten Blick auf ihr Gesicht zu richten.
Sie saß da, schweigend und gedankenverloren und sagte schließlich mit ruhigem Tonfall: »Gut, Mr. Bactexter, Sie haben also den Antrag Seiner Gnaden wiederholt Wie soll es nun weitergehen?«
Diese emotionslos vorgebrachte Frage brachte den schwergeprüften Sekretär vollends aus dem Konzept: »Weitergehen?«stammelte er. »Ich fürchte, ich verstehe Sie nicht ganz, Miss Redbridge.«
»Nun«, erklärte Olivia gelassen, »der Herzog hat doch sicherlich bereits Vorstellungen über die weitere Zukunft.«
»Ja natürlich, Miss Redbridge«, Bactexter erinnerte sich an die Anweisungen seines Herrn. »Falls Sie Seiner Gnaden die Ehre erweisen, seinen Antrag anzunehmen …«
»… und darüber hegt dieser Mann sicher keinen Zweifel …« murmelte Olivia.
»Wie bitte?« fragte der Sekretär beunruhigt.
»Oh, nichts, Mr. Bactexter. Bitte fahren Sie fort.«
»Ja, also, sobald Sie den Antrag angenommen haben, Miss, habe ich die Anweisung, die Verlobung in der Gazette zu veröffendichen.« Er errötete leicht, als er fortfuhr: »Seine Gnaden ist der Meinung, daß es nicht nötig ist, daß Sie sich den Strapazen aussetzen, die eine Saison in der Hauptstadt mit sich bringt. Er hat daher nichts dagegen einzuwenden, wenn Sie bis zur Eheschließung weiter in Ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Selbstverständlich wird er Sie in Kürze selbst aufsuchen …«
»Das ist doch wahrhaftig großartig!« unterbrach ihn Olivia. »Ich weiß zwar noch immer nicht, was Ihren Herrn dazu veranlaßt hat, mir einen derart ehrenhaften Antrag zu machen, und ich bin sogar durchaus geneigt, ihn anzunehmen. Aber die weiteren Pläne gefallen mir ganz und gar nicht. Seien Sie bitte so freundlich und teilen Sie Seiner Gnaden mit, daß ich meine endgültige Entscheidung erst nach unserem persönlichen Kennenlernen treffen kann. Keinesfalls kann eine Verlobung zum gegenwärtigen Zeitpunkt in der Gazette bekanntgegeben werden. Damit wäre doch jede Möglichkeit genommen, die Verlobung wieder zu lösen, wenn sich bei näherer Bekanntschaft … äh … unüberwindliche Divergenzen zeigen sollten.«
Der Sekretär nickte zu
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