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Die Braut des Herzogs (German Edition)

Die Braut des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Braut des Herzogs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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Bactexter seufzte. Er wußte, daß weder das eine noch das andere eintreten würde.
    Olivia wanderte unterdessen unruhig im Salon auf und ab. Den Blick auf die kleine Uhr auf dem Kaminaufsatz gerichtet, wurde sie von Minute zu Minute nervöser. Das war ja ein guter Beginn für die kommende Unterredung, wenn der Herzog schön verspätet eintraf! Zweifel überkamen sie, ob es wirklich klug war, darauf zu bestehen, daß sie den Besucher allein empfing. Sie hatte gedacht, sich auf diese Weise ein besseres Bild von ihm machen zu können. Sie wollte ihn nach seinen Motiven für den Heiratsantrag befragen. Und sie wollte seine Vorstellung von ihrer zukünftigen Ehe kennenlernen. Gegen eine Vernunftehe hatte sie nichts einzuwenden: Doch mußten die Einzelheiten dieses Arrangements im vorhinein festgelegt werden, damit es nicht zu unliebsamen Überraschungen kam. Und vor allen Dingen: falls sich herausstellen sollte, daß sie für ihren Bewerber keinerlei Sympathien aufbringen könnte, wollte sie sich die Freiheit nehmen, den Antrag abzulehnen. Auch auf die sichere Gefahr hin, daß sie niemals einen zweiten, derart schmeichelhaften Antrag erhalten würde.
    Sie hatte sich vorgenommen, der Unterredung mit Wellbrooks einen geschäftlichen Anstrich zu geben und dabei hätte sie die Anwesenheit von Papa und Marilla als störend empfunden. Die beiden würden beim Abendessen ausreichend Gelegenheit haben, sich mit ihm zu unterhalten. Marilla kannte den Herzog bereits, das würde das Gespräch bei Tisch auflockern.
    Ein weiterer Blick auf die Kaminuhr zeigte, daß sich die Zeiger bereits gegen siebzehn Uhr bewegten. Um achtzehn Uhr würde das Abendessen serviert werden. Er mußte doch wissen, daß man auf dem Lande nicht zu so mondäner Stunde dinierte wie in der Stadt. Oder dachte er etwa, man würde ihm zuliebe von dieser Gewohnheit abgehen? Schließlich war er ein Herzog! Ein Herzog! Noch immer war es unfaßbar, daß gerade ein Herzog um ihre Hand angehalten hatte. Irgendeinen Haken mußte diese Sache haben.
    Aus finanziellen Gründen konnte er nicht um sie geworben haben, das stand fest. Es war schließlich bekannt, daß Lord Redbridge, wenn auch nicht gerade verarmt, so doch nicht übermäßig bemittelt war. Über die vorteilhafte Vermählung mit Lady Marilla Sudbury konnte Seine Gnaden nicht informiert sein. Darüber, daß der Herzog seinerseits begütert war, schien es keinen Zweifel zu geben. Wäre Seine Gnaden bejahrt gewesen und hätte dringend einen Erben gebraucht – Olivia hätte seinen Antrag verstanden. Aber nein, er war knapp über dreißig. Ihre Befürchtungen, der Herzog könnte verkrüppelt oder entstellt sein, hatte Marilla lachend beseitigt. Er sei ein schöner Mann, sportlich und hochgewachsen.
    Ein gutaussehender Mann, reich und von hohem Adel – warum sollte der gerade um sie anhalten, die sie doch weder schön, noch reich – naja, zumindest von Adel war sie.
    Olivia ging zu dem Spiegel hinüber, der neben der Türe hing, und musterte sich mit kritischem Blick. Vielleicht hätte sie sich von ihrer Schneiderin in Bath doch ein neues, etwas vorteilhafteres Kleid nähen lassen sollen. Aber es war ihr als eine Verschwendung erschienen. Unter Tante Mables Ägide würde sie in London viel hübschere Kleider erstehen, als sie sie in Bath jebekommen hätte. Und auch mit ihren Haaren mußte dringend etwas geschehen. Sie wollte keinen Tag länger mit dieser strengen Frisur herumlaufen.
    Die Hufe eines einzelnen Pferdes, die über den Vorhof klapperten, unterbrachen ihre Überlegungen. Sie eilte zum Fenster und sah durch einen Spalt zwischen den Vorhängen ihren Gast aus dem Sattel steigen. Er war ein kleiner, schmächtiger Mann mit Brille, den Reithut tief in die Stirn gezogen.
    Das also nennt Marilla schön, großgewachsen und sportlich, dachte sie mit einem kleinen, spöttischen Lächeln. Na, sie hätte ihn nicht so bezeichnet. Ein befreites Lachen entfuhr ihr. Ihr Bräutigam machte einen durchaus menschlichen Eindruck. Das Gespräch würde doch nicht so schwierig verlaufen wie befürchtet. Auch der Umstand, daß er zu Pferd kam, verwunderte und beruhigte sie zugleich. Wahrscheinlich würde ihm sein Diener bald nachfolgen. Sie hatte erwartet, daß der Herzog mit allem gebührenden Pomp auf Redbridge Manor vorfahren würde.
    In der Halle näherten sich Schritte, die Türe wurde geöffnet und der Butler erschien, gefolgt von dem unbekannten jungen Mann.
    »Mister Jonathan Bactexter, Miss Olivia«, verkündete

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