Die Braut des Herzogs (German Edition)
wahr?« wollte sein Freund wissen. »Ein Rückzieher wäre eine verdammt peinliche Angelegenheit, weißt du. Denn Greenhood hat das Wettbuch bringen lassen und die Wette wurde eingetragen. Die meisten haben auf einen Sieg von dir gesetzt. Ich natürlich auch. Nur ein paar Narren wie der alte Kirkgate wetteten ihr Geld auf Greenhood.«
»Aber kennst du denn die Pferde?« gab der Herzog zu bedenken. »Vielleicht war es unvorsichtig, auf mich zu setzen, Andrew.«
»Ich kenne sie nicht«, gestand MacAlister nicht im geringsten beunruhigt. »Aber es ist doch Greenhood, der sie kutschiert, nicht wahr?« setzte er hinzu, als würde dies schon alles über den Ausgang des Rennens sagen.
Wellbrooks war amüsiert: »Da kannst du recht haben«, meinte er.
»Du machst also mit«, stellte MacAlister zufrieden fest. »Ich wußte doch, daß man sich auf dich verlassen kann.«
»Und du bist wieder mein Postillon?« erkundigte sich sein Gastgeber.
»Ehrensache.« MacAlister lachte.
»Wo soll denn das Rennen stattfinden? Wieder auf derselben Strecke, die wir im Herbst gefahren sind?«
MacAlister nickte.
»Und wann soll das Ereignis über die Bühne gehen?«
»Morgen«, antwortete Seine Lordschaft.
»Morgen?« wiederholte seine Gnaden überrascht. »Ich fürchte, das wird nicht gehen, Andrew.«
Als er sah, daß ihn sein Freund entgeistert anblickte, setzte er hinzu: »Ich habe vor, morgen für einige Tage aufs Land zu fahren. Ich habe dort eine wichtige Verabredung, die …«
»Aber, Julian!« rief seine Lordschaft entrüstet. »Nichts kann so wichtig sein, als daß es sich nicht verschieben ließe. Oderschicke deinen Sekretär zu dieser Verabredung. Der gute Bactexter hat dich schon oftmals würdig vertreten. Er kann es doch auch morgen tun. Du kannst das Rennen nicht platzen lassen. Wir haben ein Vermögen auf dich gesetzt Man würde annehmen, du hättest nicht den Mut, deine Pferde gegen Greenhoods neues Gespann antreten zu lassen. Nein, mein Freund, glaube mir, das geht beim besten Willen nicht.«
Der Herzog überlegte sich diesen Einwand. Er war nur zu geneigt, seinem Freund Recht zu geben. Diese Idee, Bactexter nach Redbridge Manor zu schicken, war zu verlockend. Die bevorstehende Unterredung mit dem Brautvater war ohnehin nicht nach seinem Geschmack. Zudem hatte er es nicht eilig, seine künftige Braut kennenzulernen. Es war zu spät, um den Termin zu verschieben. Sollte doch wirklich Bactexter an seiner Stelle nach Bath reisen. Sollte doch er im Namen seines Herrn um die Hand von dieser Miss Redbrigde anhalten, und der ersehnten Anzeige in der Gazette würde nichts mehr im Wege stehen. Froh seiner lästigen Pflicht entronnen zu sein, antwortete er:
»Also meinetwegen. Bactexter wird an meiner Stelle fahren. Wenn ihr jedoch das nächste Mal ein Wettrennen haben wollt, dann holt meine Einwilligung ein, bevor ihr alles arrangiert.«
»Aber natürlich«, versprach sein Freund bereitwillig und säbelte sich noch eine dicke Scheibe vom Beinschinken ab.
VI .
Mr. Jonathan Bactexter, mit seinem Pferd auf dem Weg nach Bath, fluchte leise vor sich hin, wie das sonst nicht seine Art war. Trotz seiner korrekten, etwas bedächtigen Erscheinung, war er ein überraschend schneidiger Reiter. Aber mit dem alten Gaul, den man ihm beim letzten Pferdewechsel gesattelt hatte, gab es kein rasches Vorwärtskommen. Er würde sich zu allem Übel auch noch verspäten und erst knapp vor der Dinnerzeit in Redbridge Manor eintreffen. Die unterschiedlichsten Gefühle kämpften in seiner Brust. Doch alle waren unfreundlich: Empörungdarüber, daß er auf eine derart delikate Mission geschickt worden war, während sein Herr nichts Wichtigeres zu tun hatte, als ein Wettrennen zu bestreiten; ohnmächtiger Zorn darüber, daß er nicht den Mut aufgebracht hatte, diese Aufgabe schlichtweg abzulehnen und so etwas wie Furcht vor dem peinlichen Auftritt, der ihm bevorstand.
»Nie wieder!« zischte er durch seine zusammengebissenen Zähne, »nie wiederlasse ich mich derart mißbrauchen. Ich werde dem feinen Herzog meine Kündigung überreichen. Jawohl. Sobald ich diese schreckliche Reise hinter mich gebracht habe, werde ich kündigen.« Sollte doch Seine Gnaden sehen, wie er ohne ihn zurechtkam. Es war wirklich eine zu hohe Zumutung, was er da von ihm erwartete. Fast wünschte sich Bactexter, der Herzog würde das Wettrennen verlieren. Und die unbekannte Dame würde ihm einen Korb geben. Das wären die gerechten Strafen für ein derartiges Verhalten.
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