Die Braut des Herzogs (German Edition)
Und sein Erbe«, erklärte Lady Darlington, »aber glaube nicht, daß ihn das respektabler macht. Zehn zu eins gewettet, wird Wellbrooks bald heiraten und einen Sohn haben. Ja, es ist geradezu seine Pflicht zu heiraten. Er kann doch nicht zulassen, daß sein Erbe an diesen Bruder Leichtfuß fällt, der es binnen kürzester Zeit durchgebracht haben würde.«
»Nein, das kann er wohl nicht«, murmelte Olivia. George Romsey war also der Erbe des Herzogs. Ob sie hier ein weiteres Motiv für den überraschenden Heiratsantrag gefunden hatte?
Sie lächelte ihre Tante freundlich an: »Mache dir keine Sorgen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß mir Mr. Romsey einen Antrag macht. Und wenn, würde ich ihn nicht annehmen. Daß ich Mr. Romsey amüsant finde, ist noch lange kein Grund, daß ich ihn heiraten würde. Obwohl er mir hilft, mir die einzelnen Personen besser zu merken. Denn nichts ist einprägsamer als freche Anekdoten. Aber heiraten … nein, heiraten würde ich ihn nie.«
Lady Darlington warf ihrem Schützling einen durchdringenden Blick zu: »Gibt es bereits einen anderen Mann, der dein Interesse geweckt hat?« wollte sie wissen. »Mit welchem Gentleman könntest du dir eine Heirat vorstellen?«
Olivia errötete ein wenig, als sie an ihren unbekannten inoffiziellen Verlobten dachte: »Aber liebe Tante. Ich bin doch erst so wenige Tage hier. Wie sollte ich dir auf deine Frage schon eine Antwort geben können?« Sie lachte etwas unsicher und hoffte, mit ihren Worten ihre Tante überzeugen zu können.
Tatsache war, daß sie das Gegenteil erreicht hatte.
›Sieh an, die liebe Olivia hat also bereits einen Herrn im Auge‹, dachte Lady Darlington beglückt. Nun, sie wollte ihre Nichte nicht weiter drängen. Sicher würde sie in Kürze herausfinden, wer der Glückliche war.
Die Nachmittage wurden von Olivia dazu genutzt, die Stadt näher kennenzulernen. In Begleitung ihrer Zofe durchstreifte sie die Straßen, besuchte Museen und andere Sehenswürdigkeiten, die der Reiseführer pries. War es am Abend Mr. Romsey, der sie in die kleinen Geheimnisse der Gesellschaft einweihte, so war an manchen Nachmittagen Lord Linham ihr Begleiter. Olivia hatte rasch festgestellt, daß es ihr nicht gelingen würde, Seine Lordschaft in seiner Verehrung für sie zu entmutigen. So nutzte sie seine häufigen Einladungen zu Ausfahrten dazu, ihn zu ersuchen, ihr die wichtigsten Bauwerke und Denkmäler zu zeigen.
Für die Abende erhielten die beiden Damen gewöhnlich so viele Einladungskarten, daß sie zwischen mehreren Veranstaltungen wählen konnten.
Auch ein Abend in den geheiligten Hallen des Almack’s hatte bereits auf dem Programm gestanden. Lady Sefton hatte die versprochenen Einladungskarten geschickt. Nach diesem Tanzabend war es Olivia unverständlich, warum dieser Club eine so wichtige Rolle in der Gesellschaft spielte. Ihr war die Veranstaltung ziemlich bescheiden vorgekommen. Nichts Besonderes im Vergleich zu den Abenden, die in anderen Häusern gegeben wurden. Man reichte ausschließlich leichte Getränke, an denSpieltischen wurde um geringe Einsätze gespielt, und alle Tänze fanden unter den gestrengen Augen der Patronessen statt.
Um vieles unterhaltsamer war der Ball bei Lord und Lady Greenhood gewesen, den Lady Darlington und ihre Nichte mit ihrer Anwesenheit beehrten. Olivia war wie stets von einer Schar von Bewunderem umgeben, die sich drängten, ihren Namen in ihre Tanzkarte einzutragen. George Romsey war auch anwesend und verblüffte alle mit seiner neuen Westenkreation. Außerdem hatte er die Haare mit Pomade zu glänzenden Lokken gelegt. Er führte Olivia zu einem Reigentanz, den er äußerst anmutig zu tanzen wußte. Dann wurde er von Lord Linham abgelöst, der bei weitem weniger auffallend gekleidet war.
Lord und Lady MacAlister waren zugegen und wechselten mit Olivia freundliche Worte. Als dann die Kapelle nach einigen anderen Tänzen einige Polkas intonierte, stand wieder Mr. Romsey neben ihr, um sie aufs Parkett zu führen.
Lady Darlington, die soeben das Spielzimmer verlassen hatte, um sich zu vergewissern, daß sich ihr Schützling gut amüsierte, stellte sich an den Rand der Tanzfläche, um diese nach ihrer Nichte abzusuchen. Sie konnte es nicht verhindern, daß die gefürchtete Lady Kirkgate auf sie zusteuerte und sie in strengem Tonfall ansprach: »Wenn Sie Ihre Nichte suchen, Madam, sie tanzt mit Romsey. Schon zum zweitenmal an diesem Abend. Romsey ist wirklich nicht das Wahre. Wenn Sie keine Gans
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