Die Braut des Herzogs (German Edition)
sichtlichem Erstaunen zu.
Da hatte Lady Maria bereits ihr Fahrzeug an der Seite des Landauers angehalten, um die beiden Damen mit strahlendem Lächeln zu begrüßen. Sie wartete, bis ihr Olivia vorgestellt worden war, um dann freundlich zu sagen: »Mein Gatte hat mir schon von Ihnen erzählt, Miss Redbridge. Er war so begeistert von Ihnen, daß ich sogleich den Wunsch verspürte, Sie kennenzulernen. Ist das Ihr erster Auftritt in London?«
Während Olivia wahrheitsgemäß antwortete, entging es ihr nicht, daß sie von Lady MacAlister einer eingehenden Musterung unterzogen wurde. Mit plötzlichem Erröten kam es ihr in den Sinn, daß diese junge Dame von der geheimen Verlobung des Herzogs wissen mußte. Sie fragte sich im stillen, wer wohl noch alles Bescheid wußte und erkannte, daß ihre Situation viel unangenehmer war als gedacht. Es war ein großer Unterschied, eine geheime Verlobung notfalls zu lösen, als eine Verlobung, die zwar noch nicht offiziell, aber bereits Stadtgespräch geworden war.
Die Worte von Lady MacAlister holten sie aus ihren Gedanken, als diese zu ihrer Tante gewandt meinte: »Wir planen für den fünfundzwanzigsten Mai eine kleine Gesellschaft. Nur ein einfaches Abendessen, in engstem Kreise, und wir würden uns sehr freuen, Sie und Ihre Nichte begrüßen zu dürfen.«
Lady Darlington dankte und versprach, auch im Namen ihrer Nichte, gerne zu kommen. Daraufhin lächelte Lady MacAlister zufrieden, sagte, sie werde sofort veranlassen, daß die Damen eine schriftliche Einladung erhalten, verabschiedete sich freundlich und kutschierte von dannen.
»Also, meine Liebe«, meinte Lady Darlington nach einem Augenblick Stille, »ich muß dir gestehen, ich bin vollkommen überwältigt. Weißt du, ich bin mit Lord MacAlister nicht näher bekannt – und auch nicht mit seiner Frau, muß ich hinzufügen. Soweit ich mich erinnern kann, war ich noch niemals bei MacAlisters zu Gast, das heißt, seit Andrew Mattley Earl wurde. Seine Mama habe ich gut gekannt, die liebe Fanny. Doch sie starb vorJahren, und ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß man uns nur wegen meiner Freundschaft mit der verstorbenen Mama eingeladen hat. Das ist doch wirklich seltsam. Weißt du, als ich Lady MacAlister auf uns zukommen sah, dachte ich kurz, sie sei gekommen, um dir eine Eifersuchtsszene zu machen. Ja, ich gebe zu, daß das eine dumme Vermutung war, aber immerhin hast du gestern nicht nur mit ihrem Mann getanzt, sondern dich auch von ihm zum Souper führen lassen und auf das Erfreulichste mit ihm geplaudert. Nicht wahr, meine Liebe? Ich muß sagen, daß ich sehr stolz war, daß gerade Seine Lordschaft dich zu Tisch führte, denn seitdem er verheiratet ist, hat er keine andere Frau auch nur angesehen! Aber natürlich konnte ich mir vorstellen, daß Ihre Ladyschaft nicht so begeistert über den Gedanken war, ihr Gatte könnte sich für eine andere Frau interessieren. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, wie sie so schnell davon Wind bekommen konnte, daß sie bereits heute zurück in London sein konnte; denn sie war jetzt einige Wochen bei ihrer Mutter in Sussex. Und nun treffen wir sie hier so überraschend im Park.«
Sie schüttelte noch immer fassungslos den Kopf und sagte schließlich: »Mir ist bereits gestern aufgefallen, und ich habe es auch Heather, du weißt Lady Linham, gegenüber erwähnt, daß die Unterhaltung bei Lady Seltic nicht die Art von Veranstaltung war, die verheiratete Männer ohne ihre Frauen gewöhnlich besuchen. Und ein Mann wie MacAlister schon gar nicht. Das ist doch seltsam, nicht wahr? Es sei denn …« Sie richtete sich ruckartig auf und warf ihrer Nichte einen prüfenden Blick zu: »Du keimst doch Lord MacAlister nicht schon von früher, Olivia, nicht wahr?«
Olivia hatte den Ausführungen ihrer Tante nur mit halbem Ohr zugehört und sich ihre eigenen Gedanken zu MacAlisters Verhalten gemacht. Über den nun erhobenen Verdacht war sie kurz überrascht, gleich darauf amüsiert. Ein belustigtes Blinzeln stahl sich in ihre Augen, als sie sagte: »Aber natürlich, liebe Tante, ich bin MacAlisters langjährige, doch streng geheimgehaltene Geliebte.«
Diese Worte schockierten Mylady derart, daß sie nach Luftschnappen mußte, bevor sie in strengem Ton antwortete: »Um Himmels willen, sei nicht so frivol! Stell’ dir vor, wenn dich jemand gehört hätte! Du weißt sehr gut, daß ich nichts derart Schockierendes gemeint habe. Aber es hätte gut sein können, daß du MacAlister in Bath
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