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Die Braut des Herzogs (German Edition)

Die Braut des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Braut des Herzogs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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kennengelernt hast …«
    »Als er sein Gallenleiden kurierte?« sagte Olivia neckend.
    Die Tante ignorierte diese freche Bemerkung und fuhr fort: »Nun, ich bin froh zu hören, daß dem nicht so ist. Es hat wirklich keinen Sinn, sich den Kopf zu zerbrechen. Die Einladung zu einer Gesellschaft im Hause MacAlister ist jedenfalls äußerst schmeichelhaft, und viele werden uns darum beneiden. Diese Abende sind bekannt dafür, besonders gelungen und exquisit zu sein.«
    Es war ein Glück für Olivia, daß ihre Tante noch ganz in den Gedanken schwelgte, von Lady MacAlister eine Einladung erhalten zu haben, als sie zum Grosvenor Square zurückkamen. So entging ihr, daß ein Lakai offensichtlich in der Eingangshalle auf ihre Rückkehr gewartet hatte und nun versuchte, Olivias Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Eben als diese sich fragte, was sie von den beredten Blicken halten sollte, die ihr der Bedienstete zuwarf, erklärte Mylady, daß sie sich vor dem Dinner noch ein wenig auszuruhen gedenke. Sie schritt zu diesem Zwecke zur Treppe, um sich zu ihren Gemächern zu begeben.
    Mit Olivia in der Halle alleine geblieben, hüstelte der Lakai verlegen und zog einen Brief aus seiner Rocktasche:
    »Verzeihen Sie, Miss. Dieser Brief wurde vor ungefähr einer Stunde für Sie abgegeben. Der Bote gab mir die ausdrückliche Anweisung, das Schreiben nur Ihnen persönlich zu übergeben. Und da dachte ich, daß es Ihnen vielleicht nicht recht sein würde, wenn Ihre Ladyschaft davon Kenntnis erhielte, und da dachte ich …« Er brach verlegen ab und übergab Olivia, die seinen Worten erstaunt gelauscht hatte, das Kuvert.
    Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wer ihr heimlich Briefe schicken sollte. Ein Blick auf das Siegel brachte ihr jedoch umgehend Klarheit. Dort prangte das Wappen derWellbrooks. Sie konnte nicht verhindern, daß sie errötete, sagte jedoch mit fester Stimme: »Ach, ein Brief von meiner lieben Stiefmutter, danke Fred.« Sie machte kehrt, um sich ebenfalls in ihr Schlafzimmer zurückzuziehen, und hoffte, daß sie den Lakaien, der sicherlich dachte, den Postillon d’amour gespielt zu haben, hatte täuschen können.
    In ihrem Zimmer angekommen, nahm sie sich nur kurz Zeit, um Umhang und Hütchen abzunehmen und beides achtlos auf einen Stuhl zu werfen. Auf der Bettkante sitzend, erbrach sie das Siegel. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, mit zittrigen Fingern entnahm sie das einzelne Blatt aus dem Briefumschlag. Es war, als stünde die gefürchtete Begegnung unmittelbar bevor. Daß sie darüber derart in Aufregung geriet, war ihr selbst unverständlich, denn sie hatte sich immer für eine ruhige, überlegt handelnde Frau gehalten. Also schalt sie sich, keine Närrin zu sein und den Brief zu lesen. Das Schreiben war kurz, von Seiner Gnaden eigenhändig verfaßt. Er teilte ihr mit, daß er sich aufgrund einer Verletzung außerstande sehe, ihr zur Zeit seine Aufwartung zu machen. Er bedaure dies zutiefst, werde jedoch, sobald es seine Gesundheit zuließe, am Grosvenor Square vorsprechen. Er wünsche ihr einen angenehmen Aufenthalt in der Hauptstadt und verbleibe mit besten Wünschen etc. Wellbrooks.
    Sie empfand eine derart große Erleichterung über diesen weiteren Aufschub der ersten Begegnung, daß sie gute Lust verspürte, durch das Zimmer zu tanzen. Natürlich war ihr bewußt, daß es sich hier nur um einen Aufschub von einigen Tagen handelte und daß dann ein Zusammentreffen mit ihrem unbekannten Verlobten unvermeidbar war. Und doch kamen ihr die nächsten Tage wie ein Geschenk des Himmels vor.
    Sie hatte sich oft ausgemalt, wie das erste Zusammentreffen wohl vor sich gehen würde und welche Art Mensch der Herzog wohl war. Daß er ein herrischer Mann war, das ging aus den Gesprächen über ihn deutlich hervor, arrogant und eingebildet. Obwohl sie wußte, daß er erst dreißig Jahre alt war, stellte sie ihn sich älter aussehend vor. Sicherlich wird er in jungen Jahrengut ausgesehen haben – und an das werden sich die älteren Ladys wie ihre Tante und Marilla erinnern, wenn sie wahre Lobeshymnen über sein Äußeres sangen. Doch Olivia war sicher, daß die Junggesellenjahre mit ihren zahlreichen Ausschweifungen ihre Spuren hinterlassen haben mußten. Sie wollte jedoch nicht das Aussehen als wichtigstes Kriterium für ihre endgültige Entscheidung heranziehen. Wichtiger waren sicherlich sein Charakter, sein Auftreten, seine ganze Art, sich zu geben.
    Der Herzog war eine der angesehensten Persönlichkeiten der

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