Die Braut des Herzogs (German Edition)
zurückzukehren und einen ruhigen Abend in ihrem Zimmer zu verbringen. Aber daran war natürlich nicht zu denken: es war unmöglich, einer Einladung von Lady Jersey nicht Folge zu leisten. Sie seufzte daher tief auf und fügte sich ins Unvermeidliche.
Mit einem gezwungenen Lächeln versank sie in den Knicks vor ihrer Gastgeberin, erfüllt von der Hoffnung, ihre unpassenden Begleiter möglichst rasch abzuschütteln. Das gelang zum Glück bald, denn Mr. Romsey eilte herbei, um sie zum ersten Tanz zu führen.
Es erwies sich jedoch bald, daß dieser junge Herr weit davonentfernt war, Olivia mit heiteren Geschichten aufheitern zu wollen. Gerade diesen Abend hatte er dazu ausersehen, sie mit einem Heiratsantrag zu beehren. Nicht, daß er sich vor allen Leuten erklärte, aber die Art, wie er ihre Hand drückte und ihr mit sehnsüchtigem Blick in die Augen sah, als er ihr zuflüsterte, daß er sie unbedingt alleine sprechen müsse, konnte keinen Zweifel an seinen Absichten zulassen.
»Wenn Sie mich sprechen möchten, dann kommen Sie doch morgen zum Grosvenor Square«, meinte Olivia, bemüht, einen leichten Tonfall anzuschlagen.
»Was ich Ihnen sagen möchte, duldet keinen Aufschub«, entgegnete daraufhin ihr Verehrer ungestüm. Er hatte bei diesen Worten die Stimme erhoben, so daß sich Olivia erschrocken umsah, ob jemand Zeuge ihrer Unterhaltung geworden war. Das fehlte gerade noch, daß er sie hier im Haus der gestrengen Patroness zum Mittelpunkt eines lächerlichen Aufsehens machte! Noch dazu, da sie keineswegs die Absicht hatte, einen Antrag von George Romsey anzunehmen.
»Wir werden uns morgen unterhalten, Mr. Romsey«, sagte sie daher noch einmal und nachdrücklicher als vorher.
Da war der Tanz zu Ende, und sie sah Lord Linham auf sich zukommen. Sie schenkte ihm ein derart strahlendes Lächeln, als er sie von George Romsey wegführte, bevor dieser eine Erwiderung äußern konnte, daß er sich überrascht fragte, ob die angebetete Miss Redbridge vielleicht doch stärkere Gefühle für ihn hegte, als er es zu hoffen gewagt hatte.
In den nächsten Stunden war Olivia eifrig bemüht, sowohl den Verwandten als auch Mr. Romsey nicht mehr zu begegnen. Das erstere erwies sich als leicht, da Lord und Lady Darlington sich in einen angrenzenden Salon zu den Spieltischen zurückgezogen hatten, das andere war schlichtweg unmöglich. George stand, alle neugierigen Blicke mißachtend, an der Längswand des Ballsaales und beobachtete sie unentwegt mit düsterem Bück.
Nachdem sie die Quadrille zusammen getanzt hatten, machte sich der Vicomte de Valliseau erbötig, Olivia em GlasChampagner zu besorgen. Das war ein Angebot, das sie gerne annahm, denn sie war vom Tanzen erhitzt, der Saal war schrecklich überfüllt, die Luft heiß und stickig. Sie ließ sich von dem Franzosen zu einer freien Bank in einer Fensternische führen und versprach dort, auf seine Rückkehr zu warten. Daß sie in ihrer Nische nicht lange allein bleiben würde, hatte sie erwartet, doch zu ihrem Leidwesen war es Lord Richmond, der sich zu ihr gesellte.
»So allein, meine schöne Dame«, begann er das Gespräch. »Sie gestatten doch, daß ich Ihnen Gesellschaft leiste?«
Olivia rückte auf den äußersten Rand des Sofas und äußerte, es sei ihr eine Ehre, worauf sich Lord Richmond mit sichtlicher Anstrengung neben ihr niederließ.
»Für mich ist das nichts, dieser gesellschaftliche Rummel«, erklärte er, »bin nur hier, um Lizzy eine Freude zu machen. Kommt selten raus aus Kent. Braucht mal eine Abwechslung.« Er blickte Olivia direkt ins Gesicht, als er fortfuhr: »Für eine schöne Dame, wie Sie es sind, ist das Treiben hier in der Hauptstadt natürlich ein Vergnügen, nicht wahr? All der Trubel, die vielen Bälle, jede Menge Verehrer, kann ich mir vorstellen. Es gefällt Ihnen doch in London, Madam?« Olivia erwiderte höflich, daß es ihr im allgemeinen sehr gut gefalle.
»Ja, ja, das glaube ich gerne«, kicherte Mylord leutselig. »Wer ist denn wohl der junge Geck, der mich mit Blicken durchbohrt, daß ich Sie so lange in Beschlag nehme, Miss? Würde mich glatt umbringen, wenn er könnte.«
Olivia wußte, ohne ihren Kopf zu drehen, von wem die Rede war: »Das ist Mr. George Romsey, Sir«, erklärte sie kühl.
»Mr. Romsey, also, ja«, wiederholte er, »Erbe von Wellbrooks, gar keine schlechte Partie, Miss. Soll ich das Revier räumen und dem Heißsporn Platz machen?«
»Das ist nicht nötig, Sir«, meinte Olivia, die sich nichts sehnlicher
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