Die Braut des Herzogs (German Edition)
wünschte, als von dieser Unterhaltung errettet zu werden. Doch wollte sie Romsey keine Möglichkeit zu einem Gespräch unter vier Augen bieten.
»Der Vicomte de Valliseau ist so freundlich, mir etwas zu trinkenzu bringen«, erklärte sie etwas unvermittelt. »Ich bin sicher, daß er bald zurückkommen wird.«
Das Gesicht ihres Gesprächspartners wurde ernst, als er nachdenklich die Unterlippe vorschob: »Ein Franzose ist also Ihr Favorit«, stellte er fest und wiegte sein rundes Haupt. »Ich mag sie nicht, diese Franzmänner. Sind einfach nicht das Wahre, finde ich. Sie sollten sich lieber nach einem Engländer umsehen, Miss. Fördert etwa meine Tante diese Beziehung?«
Die Unverschämtheit seiner Worte raubten Olivia für kurze Zeit die Sprache. Als sie gerade überlegte, welche schneidende Erwiderung auf eine derartige Unverfrorenheit paßte, sah sie den Vicomte mit zwei Gläsern durch das Gedränge auf sich zusteuern.
Sie beschloß daher, ihren Begleiter keiner weiteren Worte zu würdigen, bat ihn, sie zu entschuldigen, und erhob sich.
Leider war ihrer Aufmerksamkeit entgangen, daß Lord Darlington in seiner unbeholfenen Art einen Fuß auf den Rand ihres Kleides gestellt hatte. Durch ihr unvermitteltes Aufstehen riß mit einem lauten Ratsch ein Stück ihres Saumes herunter.
Seine Lordschaft erhob sich sofort mit hochrotem Gesicht und stammelte unbeholfene Entschuldigungen.
In diesem Augenblick war auch der Franzose zu ihnen getreten und wollte soeben Olivia ein Glas überreichen, als ihm die zusammengebissenen Lippen und ihre vor Wut blitzenden Augen auffielen.
Olivia überließ es Lord Darlington, dem Vicomte das Mißgeschick zu erklären, und machte sich eilig davon, auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Schaden zu beheben.
Zu ihrem Glück begegnete sie beim Eingang des Saales Lady Jerseys Butler, den sie um Nadel und Faden bat sowie ihr ein Zimmer zu zeigen, in dem sie ungestört die nötige Näharbeit verrichten konnte. Der Butler verbeugte sich und führte sie zu einem kleinen Salon, wo er sich erbötig machte, ein Hausmädchen zu holen, das ihr die Arbeit abnehmen könnte. Als ihm Olivia versichert hatte, daß das nicht nötig sei, legte er ihr ein Nähzeug zurecht und entzündete weitere Kerzen, um ihr einbesseres Licht zu verschaffen. Sie dankte dem würdigen Herrn, meinte, daß sie nunmehr alleine zurechtkäme. Der Butler verbeugte sich wieder und zog sich zurück.
Olivia begann, mit kleinen Stichen den Saum wieder anzunähen. Es war nur ein provisorisches Anheften, sollte jedoch den Abend überstehen, falls nicht ein weiteres Mißgeschick passierte.
Sie hatte die Arbeit bald beendet und war eben dabei, den Faden abzureißen, als ein schwaches Geräusch sie auffahren ließ. Mit sichtlichem Mißvergnügen sah sie George Romsey ins Zimmer schleichen.
»Ich war eben dabei, in den Ballsaal zurückzukehren«, erklärte Olivia betont emotionslos und streifte ihren Rock zurecht. »Wollen Sie so freundlich sein, Sir, mich dorthin zurückzuführen?«
Es war offensichtlich, daß Mr. Romsey etwas ganz anderes im Sinn hatte. »Miss Redbridge«, rief er heiser. »Olivia! Welch günstiges Schicksal gewährt uns diese kurze Zeit der Ungestörtheit.«
»Unsinn!« entgegnete Olivia streng.
Sie raffte ihre Röcke und schritt entschlossen zur Türe.
Das wollte der leidenschaftliche Verehrer jedoch keineswegs gestatten. Er stellte sich ihr in den Weg und ergriff ihre Hände: »Ich liebe Sie, Miss. Es kann Ihnen doch nicht entgangen sein, wie sehr ich Sie verehre, wie sehr ich Sie anbete. Ich habe Sie den ganzen Abend beobachtet, meine Teuerste. Ich wußte, daß es eine Möglichkeit geben würde, Ihnen noch an diesem Abend meine Liebe zu gestehen. Und als ich dann sah, wie der Butler Sie in dieses Zimmer führte, da wußte ich, daß meine Stunde gekommen war. Ach, Sie müssen mich anhören …«
»Das einzige, das ich jetzt muß, ist, in den Ballsaal zurückzukehren«, fuhr ihn Olivia ungehalten an.
Doch jeder weitere Schritt wurde ihr durch Mr. Romsey unmöglich gemacht, der sich in theatralischer Gebärde auf die Knie geworfen hatte und nun mit festem Griff ihren Körper umklammerte.
So sehr Olivia sich auch dagegen wehrte, nichts konnte ihn davon abbringen, ihr wiederholt seine innige Liebe zu gestehen und ihr seinen Antrag zu machen. Als sie diesen ablehnte, faßte er den Mut des Verzweifelten und sprang auf die Beine, um sie ungestüm in seine Arme zu reißen.
Sie wehrte sich nach Kräften, war
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