Die Braut des Herzogs (German Edition)
nur interessieren, wie zum Teufel es dazu kommen konnte, daßich Sie mit George Romsey in einem abgeschiedenen Zimmer antraf. Warum ein Flirt mit dem Erben, wo doch der Erblasser selbst zum Greifen nah ist? Oder wußten Sie etwa nicht, daß der junge Geck mein Erbe ist? Nun, Miss Redbridge, was ist Ihre Entschuldigung für das heimliche Stelldichein?«
»Wie können Sie es wagen?« rief Olivia mit blitzenden Augen. »Ich sehe nicht die geringste Veranlassung, mich bei Ihnen für irgend etwas zu entschuldigen!«
»So, auf dem hohen Roß, Miss?« fragte er schneidend: »Darf ich Sie darauf hinweisen, Madam, daß ich es nicht dulden werde, daß sich meine Verlobte in derart verfängliche Situationen begibt Darf ich Ihnen versichern, daß ich es äußerst widerwärtig finde …«
Olivia war aufgesprungen und unterbrach ihn, mühsam um ihre Fassung ringend: »Da ich sehe, daß Ihnen diese unselige Verlobung ebenso zuwider ist wie mir, wollen wir sie nicht länger aufrechterhalten.«
»Das ist das erste vernünftige Wort, das ich von Ihnen höre!« schleuderte ihr der Herzog ins Gesicht. »Es erübrigt sich daher meine weitere Anwesenheit. Gestatten Sie mir, mich zu verabschieden!« Er stand auf, verbeugte sich knapp und verließ das Zimmer.
Olivia blieb regungslos stehen und starrte fassungslos auf die Türe, die sich soeben hinter dem Herzog geschlossen hatte. Was war das bloß für ein gräßlicher, eingebildeter, widerlicher, ganz und gar abscheulicher Mensch! Wie konnte sie ihn auch nur einen Augenblick lang für die Verkörperung all ihrer Träume gehalten haben?
Was hatte er zu ihr gesagt? Sie habe sich aufgrund seines Reichtums und seiner hohen Stellung mit ihm verlobt? Das klang ja gerade so, als habe sie ihn in ihre Netzen fangen wollen! Gerade so, als hätte nicht er ihr diesen, diesen … unmöglichen Heiratsantrag gemacht!
Olivia ließ sich auf das Sofa fallen, die Lippen fest zusammengepreßt. Seine Worte gingen ihr noch einmal durch den Kopf. ›Aber ich habe ihm alles in barer Münze zurückgezahlt‹, sagtesie sich. Erstaunlicherweise fand sie diese Erkenntnis nicht sehr tröstlich. Im Gegenteil: Wie konnte sie sich nur so weit vergessen! Hatte sie ihn wirklich einen arroganten, eingebildeten Tyrannen genannt? Wie konnte sie ihm nur seinen Lebenswandel vorwerfen? Sie mußte den Verstand verloren haben. Die ruhige, überlegte Miss Redbridge hatte sich mit einem fremden Gentleman in einen wüsten Streit eingelassen.
Hatte sie denn allen Anstand, jedes gute Benehmen vergessen? Was mußte er jetzt bloß von ihr denken?
Diese Einsicht war so deprimierend, daß sie am liebsten laut aufgeschrien hätte.
In dieser Stimmung fand Lady Darlington sie vor, als sie vom Besuch ihrer Freundin zurückkehrte, in der sicheren Hoffnung, daß, sollte ihr Neffe nicht zwischenzeitlich vorgesprochen haben, eine derartige Gefahr zur mittäglichen Stunde nicht mehr drohte.
»Meine Liebe«, rief sie gleich beim Betreten des kleinen Empfangssalons, »was erzählt mir Murphey da für eine unglaubliche Geschichte? Er sagt, Wellbrooks habe vorgesprochen?«
Sie hatte sich aufgrund dieser aufregenden Neuigkeit noch nicht einmal Zeit genommen, Hut und Handschuhe abzulegen.
Olivia bestätigte einsilbig, daß der Herzog zwar hier gewesen sei, sie aber schon wieder verlassen habe.
»Nun, ich sehe, daß er nicht mehr hier ist!« stellte die Tante ungeduldig fest. Sie nahm ihren Hut ab und legte diesen mit den Handschuhen auf den Beistelltisch. »Nun sei doch nicht so aufreizend. Erzähle mir sofort, was hat Wellbrooks hergeführt? Worüber habt ihr geplaudert? Ach, es ist wirklich zu dumm, daß er gerade heute gekommen ist und ich nicht zu Hause war!«
Da ihre Nichte nicht sogleich antwortete, warf sie ihr einen prüfenden Blick zu. Sie sah zu ihrem Erstaunen, daß Olivia steif aufgerichtet am Rand des Sofas saß, mit hochrotem Kopf, die Hände ineinander verknotet.
»Der Herzog war etwa eine halbe Stunde lang hier«, antwortete sie, bemüht, die Beherrschung nicht zu verlieren. Doch vergebens.»Um die Wahrheit zu sagen, Tante Mable, wir haben entsetzlich gestritten!«
Dieser leidenschaftliche Ausbruch ließ Mylady zusammenzucken. »Gestritten?« wiederholte sie fassungslos. »Was kannst du bloß damit meinen?«
»Ich kann dir gerne sagen, was ich damit meine«, entgegnete Olivia bitter. »Er nannte mich ein geldgieriges Frauenzimmer, das es nur auf seinen Titel abgesehen habe, und ich nannte ihn einen eingebildeten
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