Die Braut des Herzogs (German Edition)
im Ministerium nennen …«
»Mehr habe ich nicht zu sagen«, unterbrach ihn Wellbrooks. Mat kannte seinen Freund nur zu gut. Wenn er es auch vorgezogen hätte, in alle Einzelheiten eingeweiht zu werden, so wußte er doch, daß es sinnlos war, weiterzubohren. Er seufzte und erhob sich. »Ich danke für deine Hilfe«, sagte er ernst, während er nach Hut und Handschuhen griff.
»Was wirst du jetzt tun?« wollte Wellbrooks wissen.
»Ich werde Valliseau eine Falle stellen«, entgegnete Mat. »Wenn sich dein Verdacht bestätigt, dann werde ich mir den Kerl schnappen und wenn möglich auch seine Hintermänner. Ich hoffe, daß ich durch deinen Hinweis den entscheidenden Vorteil gegenüber meinen Gegnern gewonnen habe.«
Er hob die Rechte zum Abschied und machte sich auf den Weg zur vereinbarten Kartenpartie.
Der Herzog blickte eine geraume Zeit auf die Türe, die sich hinter seinem Freund geschlossen hatte. Er hatte seine Pflicht getan und Matthew Laurent informiert. Doch um nichts auf der Welt wäre er bereit gewesen, die Rolle von Olivia Redbridge in dieser Angelegenheit offenzulegen. Mochte sie noch so verräterisch, ja verbrecherisch gehandelt haben – nie würde er sie einem Tribunal ausliefern. Hier siegte die Liebe zu einer Frau über seine Pflicht gegenüber seinem Vaterland. Liebe zu einer Frau? Liebe zu Miss Redbridge? Der Herzog lachte bitter auf.
Er stand auf, um sich ein Glas Brandy einzuschenken, nahm einen großen Schluck und ließ sich abermals in seinen Sessel fallen. Er wußte, daß es keinen Sinn hatte, sich zu belügen. Trotz seiner Verbitterung, trotz seines Schmerzes wußte er, daß Olivia noch bedeutend Schlimmeres tun könnte, ohne seine Liebe zu verlieren. Wer weiß, dachte er, sich an den Gedanken wie an einen Strohhalm klammernd, vielleicht wußte sie gar nicht, wie schändlich es war, für Valliseau Mats Aufenthaltsort in Erfahrung zu bringen? Es war ja schließlich nichts Ungesetzliches, nach einer Adresse zu fragen! Sicher würde sie gut dafür belohnt. Und welche Frau ließ sich nicht von Geld und Juwelen einfangen? Die vielen, eleganten Kleider, die Olivia trug, fielen ihm ein, die zahlreichen, wertvollen Schmuckstücke. Und dann erst das Gespann, das sie lenkte! Es war wirklich nicht anzunehmen, daß sich ein wenig begüterter Landedelmann, wie es Lord Redbridge war, ein Phaeton für seine älteste Tochter leisten würde! Nein, all diese Luxusgüter mußte Olivia von den Franzosen bekommen haben! Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen! Olivia mußte wissen, was sie tat! Denn nur eine ungesetzliche Tätigkeit wurde so überreich belohnt. Der Herzog stöhnte qualvoll auf und griff abermals zu seinem Glas. Wer sagte ihm denn, daß sie das zum erstenmal tat? Vielleicht stand sie schon lange Zeit im Dienste der Feinde!
Es war einfach verrückt: die Frau, die er liebte – eine Spionin für Napoleon!
Er konnte sie unmöglich heiraten! Und doch: er wollte sie nicht verlieren, er wollte sie in seiner Nähe haben, er wollte … Mit einem Ruck richtete er sich auf.
»Nein!« rief er laut und griff abermals zur Brandyflasche. Hatte sie denn nicht nur ihre Heimat verraten, sondern auch ihm ihre Liebe nur vorgegaukelt, um zu ihrem Ziel zu gelangen? Hatte sie damit nicht nur seinen Freund dem Gegner ausliefern wollen, sondern auch seinen Stolz mit den Füßen getreten? Er nahm einen kräftigen Schluck, … jawohl, mit den Füßen getreten.
Der Brandy half ihm nicht, Ordnung in seine Gedanken, seine Gefühle zu bringen. Er konnte sich nicht erinnern, sich jemals so elend gefühlt zu haben.
»Der große Wellbrooks«, sagte er spöttisch und erhob sich mühsam. Sein Gang war schon etwas beeinträchtigt, als er zum großen Spiegel schritt, der über dem Kamin hing. »Der große Wellbrooks«, wiederholte er und blickte starr auf sein Ebenbild, »tief bist du gesunken, mein Freund.«
Er hob sein Glas und prostete sich mit großer Feierlichkeit zu. »Nieder mit Miss Redbridge!« rief er aus und nahm noch einen Schluck: »Nieder mit allen Frauen der Welt!«
In dieser Nacht schlief Olivia sehr schlecht. Was war nur in sie gefahren, zu einem so unpassenden Zeitpunkt mit der Frage über Lord Sudbury herauszuplatzen?! Mitten im Foyer des Theaters!
Und doch – die Reaktion des Herzogs war so unerwartet und schien ihr in ihrer Intensität völlig ungerechtfertigt. Nun gut, dieser Mat ist seit acht Jahren von der Bildfläche verschwunden. Ja, seine Eltern, insbesondere sein Vater, haben ihn ungerecht
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