Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut des Herzogs (German Edition)

Die Braut des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Braut des Herzogs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
Vom Netzwerk:
sich an seine nächstliegenden Pflichten.
    Gerade als er sich fragte, wo sein Sekretär so lange blieb, trat dieser ein. Der Herzog hatte sich wieder so weit gefaßt, daß er seinem Sekretär mit üblicher Gelassenheit seine Anweisungen erteilen konnte. »Fahre sofort zum Hotel Grillon«, sagte er, »und frage dort nach Monsieur Henry Libertieu. Sollte er ausgegangen sein, so bringe in Erfahrung, wo er sich befindet. Ist dir das nicht möglich, so warte im Hotel auf seine Rückkehr. Bringe den Herrn dann sofort hierher.«
    Bevor der erstaunte Sekretär etwas erwidern konnte, fuhr Seine Gnaden fort: »Nein, bitte stell jetzt keine Fragen«, unterband er jeden Einwand. »Es ist von höchster Wichtigkeit, daß ich diesen Gentleman noch heute abend spreche. Er wird mit dir kommen, sobald du ihm sagst, daß ich dich schicke. Aber wohlgemerkt, nur er darf wissen, daß du in meinem Auftrag handelst. Sage niemandem, daß du ihn zu mir bringst. Und nimm die kleine Kutsche, ohne das Wappen am Schlag. James soll dich fahren, aber ohne Livree. Ich erwarte, daß du den Gentleman so ins Haus bringst, daß er von niemandem, außer Hindley, gesehen wird. Ist alles klar?«
    Bactexter versicherte dies, verbeugte sich und ging. Nun blieb Wellbrooks nichts anderes zu tun übrig, als zu warten. Geduldhatte noch nie zu seinen Stärken gezählt. Doch er hatte Glück, es war kaum eine halbe Stunde später, als sein Freund in Gestalt des Dandys Libertieu die Bibliothek betrat. Er war in Abendkleidung, der dunkelgrüne Frackrock mit Goldfäden durchwirkt, die venezianische Weste gewagt gemustert.
    »Was ist passiert, Ju?« fragte er anstelle einer Begrüßung und legte Hut und Handschuhe auf einen Beistelltisch. »Dein Sekretär hat gesagt, du wolltest mich dringend sprechen. Es war ein Glücksfall, daß ich kurz im Hotel vorbeigesehen habe, denn ich erwartete eine Nachricht vom Ministerium. Und darum bin ich vom Theater nicht direkt zu der Kartenpartie gegangen, zu der ich eingeladen bin, sondern …«
    »Ist doch egal«, unterbrach ihn der Herzog ungeduldig. »Nimm Platz.«
    Mat verstummte sofort, setzte sich auf einen Lehnstuhl vor dem Kamin und blickte seinen Freund erwartungsvoll an. Mit Erschrecken fielen ihm die Schatten auf dessen Gesicht auf. Der Herzog hatte die Stirne in Falten gelegt, der Ausdruck seiner Augen und die zusammengekniffenen Lippen ließen nichts Gutes erahnen. »Ich kann dir sagen, wer der Mann ist, nach dem du suchst«, sagte er knapp.
    Mat richtete sich erstaunt auf. »Wer?« fragte er gespannt.
    »Der Vicomte de Valliseau«, erklärte Wellbrooks.
    »Valliseau!« entfuhr es Mat. »Aber das ist ein Mann der ersten Kreise, alter französischer Adel, tadellose Familie. Ich habe schon meine Erkundigungen über diesen Mann eingeholt. Warum sollte Valliseau ein Interesse daran haben, den neuen Herrscher in seinem Land zu unterstützen?«
    Der Herzog zuckte die Achseln. »Was weiß ich«, entgegnete er ohne großes Interesse. »Wahrscheinlich verspricht er sich Vorteile davon, dem Korsen zu dienen anstatt dem fetten Bourbonen. Aber im Grunde sind mir seine Beweggründe völlig gleichgültig. Alles, was ich sagen will, ist, daß ich den dringenden Verdacht habe, daß der Vicomte der Mann oder einer der Männer ist, den du suchst.«
    »Ja, sehr gut, danke«, entgegnete Mat, noch nicht zufriedengestellt.»Wie kommst du zu dieser Feststellung? Wer hat es dir verraten?«
    Der Herzog blickte seinen Freund eine Zeitlang unbewegt an. »Niemand«, sagte er schließlich.
    »Ist Valliseau direkt an dich herangetreten? Inwiefern hat er sich verdächtig gemacht?«
    »Nein, er hat sich nicht direkt an mich gewandt. Aber ich … habe herausgefunden, daß er sehr erpicht darauf ist, deinen Aufenthaltsort zu erfahren.«
    »Wenn er es nicht selbst war, wer ist dann an dich herangetreten?« wollte Mat wissen. »Warum weißt du, daß Valliseau dahintersteckt? Nun sag schon, Wellbrooks, wer hat dich gefragt? Ich muß auch den Namen dieser Person wissen.«
    Der Herzog antwortete nicht sofort. Er blickte nachdenklich auf seinen Freund – Mat hatte das beunruhigende Gefühl, er blicke durch ihn hindurch.
    »Nein«, sagte der Herzog schließlich, und sein Ton ließ keinen Widerspruch zu: »Es ist Valliseau, das muß dir genügen.«
    Mat blickte ihn durchdringend an. »Ich verstehe deine Zurückhaltung nicht. Was soll das heißen: das muß mir genügen. Es genügt mir aber nicht! Ich muß wissen, wer dein Informant war. Ich muß auch seinen Namen

Weitere Kostenlose Bücher