Die Braut des Herzogs (German Edition)
im Gras? Ohne Rock im Gras?« Mylady versuchte sich dieses Bild vorzustellen. Es gelang ihr nicht. »Und du meinst tatsächlich den Herzog?« fragte sie zweifelnd.
Als Olivia ihr erneut versicherte, daß jeder Zweifel ausgeschlossen und sie wirklich mit Seiner Gnaden verlobt war, da wurde sie abermals herzlich umarmt. Die nächste Stunde wurdedamit zugebracht, daß Ihre Ladyschaft Pläne für die bevorstehende Verlobungsfeier schmiedete und immer wieder wiederholte, sie könne es gar nicht fassen, welch eine vorteilhafte Verlobung da unter ihrer Ägide zustandegekommen war.
Nun, da also bald die ganze Stadt von ihrer Verlobung sprechen würde, konnte Olivia selbst nicht verstehen, warum sie sich scheute, ihrem französischen Verehrer davon zu berichten. Sie entschloß sich statt dessen, vom Wetter zu plaudern und die warmen Spätfrühlingstage zu preisen. Dies veranlaßte den Vicomte, sie für den nächsten Vormittag zu einer Ausfahrt einzuladen. Olivia hatte gerade die Einladung angenommen, als die Tür abermals geöffnet wurde, und diesmal war es der Herzog, der die Loge betrat.
Wie es nicht anders zu erwarten war, stürzte Lady Darlington sofort auf ihn zu, sprach ihm ihre herzlichsten Glückwünsche aus und informierte die beiden anwesenden Herren über die freudige Nachricht. Der General schenkte Olivia einen anerkennenden Blick und brachte dann galant seine Glückwünsche vor. Auch der Vicomte beeilte sich, es ihm gleichzutun, und versetzte, Olivia einigermaßen in Verwirrung, da er über ihre Verlobung mit dem Herzog von Wellbrooks tatsächlich hocherfreut zu sein schien.
Sie war froh, als ihr ihr Verlobter den Arm bot, um sie aus der Loge zu führen und auf dem Gang zu promenieren.
»Ich hätte eigentlich gedacht, dein französischer Verehrer würde mich am liebsten zum Duell fordern, wenn er die Neuigkeit erführe, doch er erschien mir bemerkenswert gefaßt«, meinte Wellbrooks, als er die Logentüre geschlossen hatte. »Hast du ihm das Herz gebrochen, mein Liebling?«
Sie schüttelte den Kopf, meinte, daß sie das nicht annehme, und suchte nach einem unverfänglicheren Gesprächsthema. Warum ihr gerade in diesem Augenblick ihre Verpflichtung Marilla gegenüber einfiel, konnte sie sich später nicht mehr erklären. Und doch war es ihr in diesem Augenblick willkommen, um das Thema zu wechseln.
»Ich möchte dich etwas fragen«, sagte sie daher rasch.
Der Herzog blickte sie erstaunt an: »Was ist es, mein Herz?«
»Ach, es ist eigentlich nichts Wichtiges«, meinte Olivia, nun doch im Zweifel, ob es klug war, dieses Thema im Foyer des Theaters anzuschneiden. Und überhaupt, es war wie erwartet schwierig, die richtigen Worte zu finden.
Sie bemerkte, daß Wellbrooks stehen geblieben war und sie erwartungsvoll anblickte. Nun gab es kein Zurück mehr.
»Ich habe gehört, daß du ein Freund von Matthew Laurent Sudbury bist«, sagte sie, bemüht, leichthin zu sprechen. »Ich würde gerne wissen, wo er sich zur Zeit aufhält. Kannst du mir vielleicht weiterhelfen?«
Seine Gnaden blieb ganz ruhig. Und doch trat in seine Augen ein Ausdruck, den Olivia nicht deuten konnte.
»Matthew Laurent Sudbury?« wiederholte er fragend.
»Ja, der nunmehrige Earl of Sudbury«, wiederholte sie.
Da der Herzog nichts erwiderte, fühlte sich Olivia zu einer näheren Erklärung verpflichtet. Der Worte ihrer Stiefmutter eingedenk, setzte sie fort: »Ich bin mit Lady Sudbury, der Gattin Seiner Lordschaft, bekannt. Be … Betty und ich waren zusammen in einem Institut in Bath. Nach ihrer Verehelichung mit Lord Sudbury habe ich meine Freundin aus den Augen verloren. Und da dachte ich, daß du mir vielleicht ihre Adresse nennen könntest.«
Der Herzog blickte sie weiter schweigend an, und Olivia begann sich äußerst unbehaglich zu fühlen.
»Du bist doch sein Freund, nicht wahr?« fragte sie noch einmal. Sie blickte in das Gesicht ihres Verlobten und versuchte, dessen seltsame Miene zu ergründen.
»Du warst mit der Gattin von Lord Sudbury in Bath?« fragte dieser interessiert.
Olivia nickte: »Ja, aber leider habe ich sie aus den Augen verloren. Und da ich nun erfuhr, daß du ein Freund ihres Mannes bist, hoffte ich, du könntest mir vielleicht weiterhelfen.«
Der Herzog zog langsam seine Schnupftabakdose aus der Rocktasche und öffnete sie elegant mit den Fingern einer Hand.Er nahm gemächlich eine Prise, doch ließ er sie dabei nicht aus den Augen.
Olivia hätte viel darum gegeben, dieses Gespräch ungeschehen zu
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