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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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Galeeren! Eine ganze Flotte! Ich sehe das rote Banner des englischen Königs! «
    Man war misstrauisch, dies konnte auch eine Hinterlist der Sarazenen sein. Deshalb befahl Rotrou von Perche, dass ein Teil der Kämpfer bei den Katapulten blieb, während eine kleine Gruppe, darunter er selbst und Gottfried, sich zur Küste begaben. Tatsächlich sah man in der Ferne eine Anzahl schlanker Schiffe, die – vielbeinigen Insekten gleich – von langen Rudern durch die See getrieben wurden.
    » Wenn das Saladins Kämpfer sind, wird es hart « , bemerkte Rotrou.
    » Es scheinen über zwanzig Galeeren zu sein. «
    Rotrou von Perche sprach nicht mit seinem Sohn Gottfried, sondern mit Guido von Lusignan, einem vierschrötigen blonden Mann mit angenehmen Gesichtszügen und einem vorspringenden Kinn. Der Herr von Lusignan war ein begnadeter Schwätzer, der stets versuchte, Parteigänger auf seine Seite zu bringen, allein schon deshalb war er Gottfried verhasst. Rotrou hingegen hatte keine Schwierigkeiten, mit Guido von Lusignan auf freundschaftlichem Fuß zu verkehren, obschon er treuer Vasall des französischen Königs war. Eine Geschmeidigkeit, die Gottfried vermutlich nie in seinem Leben erlernen würde.
    » Das ist Richard Löwenherz! « , brüllte Guido laut über die Ebene hinweg. » Er ist endlich gekommen! Es lebe König Richard! «
    Seine Begeisterung sprang auf alle anderen über, man stürzte zum Strand, und viele Kämpfer wateten ins Meer hinein. Der Jubel, der nun ausbrach, veranlasste auch diejenigen, die vor der Festung ausharrten, ihren Standort zu verlassen.
    » Seht die Standarten. Blutrot und mit dem goldenen Löwen geziert! «
    » Wie sie sich ins Zeug legen, die Ruderer! Man könnte glauben, die Galeeren fliegen über die See! «
    » Was für ein schwarzer Tag für Saladin! Jetzt muss er zittern und mit den Zähnen klappern! «
    » In seine weiten Bruchen wird er sich scheißen, der dreckige Bastard! «
    Man hatte sich nicht getäuscht – König Richard von England erschien mit fünfundzwanzig Galeeren vor Akkon, und die Begeisterung über seine Ankunft war überwältigend. Niemand dachte mehr daran, dass man monatelang auf den eigenwilligen Herrn hatte warten müssen. Es gab Männer, die Freudentränen weinten, andere lachten und brüllten wie Irrsinnige, einige wenige sanken auf die Knie und dankten Gott, der ihnen nun ganz sicher den Sieg über die Heiden gönnen würde.
    Gottfried von Perche wurde kaum von der allgemeinen Euphorie angesteckt, dennoch mischte er sich unter die Ritter und Knappen, die den König am Ufer willkommen hießen, denn er war begierig, jenem Mann wieder zu begegnen, gegen den er vor acht Jahren an der Seite seines Vaters Rotrou gekämpft hatte.
    Gottfried hatte Richard damals nur aus der Ferne gesehen, eine hohe Gestalt im leuchtend roten Reiterkleid mit goldenem Zierrat und einem mit Gold unterlegten Helm – bereits zu jener Zeit war der dritte Sohn des englischen Königs Heinrich namenlos eitel gewesen. Heute trug er weder Kettenhemd noch Helm, als er aus dem Schiff ins seichte Wasser sprang, sondern nur einen prächtigen Gewandrock von roter und blauer Farbe, der mit allerlei Gold- und Silberfäden bestickt war und bei dem Sprung ziemlich nass wurde. Dennoch war auch jenen, die ihn noch nie zuvor gesehen hatten, von Anfang an klar, wer von diesen Rittern der englische König war. Es konnte nur dieser große, sehnige Bursche sein, dem das rotgoldene Haar wie eine Gloriole ums Haupt wehte und der mit jeder Geste, jeder Bewegung seines Körpers deutlich machte, dass man ihm zu gehorchen hatte.
    » Hoch der König von England! «
    » Es lebe Richard Löwenherz! «
    » Unser Retter und Held! «
    Gottfried hielt sich lieber im Hintergrund, da er keinen Wert darauf legte, sich unter die Begleiter des Richard Löwenherz zu mischen, die nun ebenfalls die Boote verließen und an die Küste strömten. Immerhin kam er Löwenherz nahe genug, um festzustellen, dass der englische König ein bezauberndes Lachen besaß, das von Übermut und Unbefangenheit erzählte. Dabei war er nur wenig älter als Gottfried, der sich angesichts dieses Ausbunds an jugendlicher Kraft plötzlich uralt und unbedeutend vorkam.
    Man umringte Richard Löwenherz und seine Getreuen, schaffte Pferde für den König und die adeligen Frauen herbei. Der König bot allen ein großartiges Schauspiel, denn er half den beiden Frauen – seiner Schwester Johanna und seiner Ehefrau Berengaria – mit eigener Hand, von der

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