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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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Gesicht, sodass man nur die blitzenden Augen sah. Sie schrie auf und fuhr zurück, als der Dämon nach ihr griff, wandte sich zur Flucht, doch ihr Fuß blieb an einem Seil hängen, mit dem das Zelt festgespannt war, und sie stürzte zu Boden.
    Wo war Ambroise? Da war seine Stimme, laut und voller Wut schrie er Worte heraus, die sie nicht verstehen konnte. Zwei Männer rangen miteinander, der eine war der Dämon, der andere … konnte das Ambroise sein? Sie fasste ein Stück Feuerholz, raffte sich auf und holte aus, um Ambroise in diesem ungleichen Kampf beizustehen – da sank der Dämon vor ihren Augen in sich zusammen. Ein langer Dolch blitzte in Ambroises Faust, der Feind klammerte sich im Todeskampf an den Gewandrock seines Gegners, sodass Ambroise sich mit einem harten Tritt von ihm befreien musste.
    » Du … du hast ihn … « , stammelte sie voller Entsetzen.
    » Komm! Weg hier. Rasch! «
    Er schrie es heiser, mit keuchendem Atem, und der Griff seiner Hand war so fest, dass sie erschauerte. Er zerrte sie zwischen kämpfenden Gestalten und brennenden Zelten hindurch. Eine Gruppe Tempelritter stürzte an ihnen vorüber, weißen Erzengeln gleich, die entblößten Schwerter in den erhobenen Händen. Menschen rollten sich am Boden, um die Flammen in Haar und Gewand zu ersticken, die Luft war erfüllt von Asche und aufgewirbeltem Staub. Tiessa schrie auf vor Schmerz, als sich ihr offenes Haar an einem zersplitterten Zeltpfosten verfing, und Ambroise blieb widerwillig stehen.
    » Meine Haare … «
    » Warte … Rasch … Verdammt – wann hast du dich zum letzten Mal gekämmt? «
    Er zerrte an ihrer zerzausten Lockenpracht, riss etliche Haare dabei aus und kümmerte sich wenig darum, dass sie jammerte.
    » Nun mach schon … willst du, dass sie dich erwischen? «
    Ein reiterloses Pferd galoppierte dicht an ihnen vorbei, es warf den Kopf hoch und verdrehte die Augen in panischem Schrecken. Tiessa konnte sich gerade noch in Sicherheit bringen, denn das Tier war blind vor Angst wegen des Feuers.
    Als sie sich umwandte, war Ambroise verschwunden. Sie rief nach ihm, versuchte ihn in dem lärmenden, tobenden Inferno zu entdecken, doch die Kämpfer, die zu den brennenden Zelten eilten, stießen sie beiseite, und sie hatte Mühe, sich auf den Füßen zu halten.
    » Holt Sand, um das Feuer zu löschen! «
    » Eimer und Kessel herbei! «
    » Wenn das das griechische Feuer ist, wird alles verbrennen. «
    Eine Magd stolperte gegen Tiessa, keifte sie böse an und lief weiter. Sie schleppte einen hölzernen Eimer, in den sie Erde gefüllt hatte. Tiessa handelte, ohne zu überlegen, aus einem uralten Impuls heraus. Sie packte einen kupfernen Kochkessel, kniete nieder und warf mit beiden Händen Sand und Steine hinein. Dann lief sie der Magd hinterher, folgte dem Strom der Menschen zu den brennenden Zelten, wo man ihr den Kessel abnahm und ihn weiterreichte. Mehrere Male trug sie ihre Last herbei, kratzte mit bloßen Händen die festgetretene Erde los, füllte jeden Kessel und jeden Eimer, den sie entdecken konnte, schwamm in der Menge der Knechte und Frauen, keuchte vor Anstrengung, hustete, und gab doch nicht auf. Sie tat das Gleiche, was sie zu Hause getan hätte, wäre der rote Hahn in ihr Elternhaus gefahren.
    Erst als die Aufregung im Lager sich langsam legte und der Brand gelöscht war, setzte sie sich zu Tode erschöpft auf den Boden und stellte fest, dass ihre Hände klebrig waren von ihrem eigenen Blut.

22
    E s war nur eine kleine Gruppe von Sarazenen gewesen, die ihren Anschlag offensichtlich gut vorbereitet hatten. Unbemerkt von den Wächtern war es ihnen gelungen, bis zum Graben zu schleichen, den Wall zu erklettern und dort die Wächter abzustechen. Es waren keine jener gefürchteten Mörder, die man Assassinen nannte, denn sie hatten es gar nicht auf die Anführer der christlichen Belagerer abgesehen. Sie hatten diesen Anschlag nur unternommen, um einige der Frauen zu rauben.
    Gottfried von Perche war überstürzt ohne Schuhe und Helm aus dem Zelt gelaufen, das blanke Schwert in der Hand, da er glaubte, Saladins Kämpfer griffen das Lager an. Sein Einsatz war überflüssig gewesen, als er am Ort des Überfalls ankam, gab es keine Gegner mehr zu besiegen. Die verfluchten Kerle hatten Feuer gelegt und waren dann mit ihrer Beute geflüchtet. Man hatte sie zwar verfolgt, doch im Schutz der Dunkelheit waren sie entkommen. Zwei der Sarazenen und drei Christen hatten dabei ihr Leben gelassen. Von sieben christlichen

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